Ein "Wir schließen Schild" vor der Wäscherei Scholz in Birkenfeld (Foto: SWR)

Corona und hohe Energiepreise

Traditionswäscherei aus Birkenfeld muss schließen

Stand
AUTOR/IN
Jana Hausmann
Jana Hausmann ist multimediale Reporterin im SWR Studio Trier (Foto: SWR)

Ausgewaschen: Die hohen Energiepreise machen den Wäschereien in der Region Trier zu schaffen. Eine davon zieht jetzt die Konsequenzen und wird ihre Türen schließen.

Wenn man durch den schmalen, tunnelartigen Eingang der Wäscherei Scholz in Birkenfeld läuft, spürt und sieht man den heißen Wasserdampf, der aus dem Inneren der Wäscherei strömt. Bunte Wäschekörbe stehen gestapelt an einer Wand, davor liegen Berge weißer Wäsche. Innen ist das rumpelnde Geräusch der Waschmaschinen zu hören.

Familienbetrieb vor dem Aus

Während Firmeninhaber Robert Scholz kiloweise Laken aus einer der Maschinen zieht, legt seine Frau Angelika gemeinsam mit einer Mitarbeiterin Wäschestücke zusammen. Ein vertrautes Bild, das es so in einigen Wochen nicht mehr geben wird. Denn die Wäscherei Scholz schließt. Ein Familienbetrieb steht vor dem Aus.

Lange Tradition

Für Robert Scholz war das keine leichte Entscheidung. Denn er ist in diesen Betrieb hineingeboren und darin groß geworden. Seine Eltern gründeten nach ihrer Flucht aus der DDR 1957 in Birkenfeld eine Mietwaschküche. Im Lauf der Jahre wurde die zur Wäscherei ausgebaut. Stellenweise hätten dort um die 20 Leute gearbeitet, erinnert sich Firmengründerin Elisabeth Scholz. Sohn Robert hat den Betrieb dann dreißig Jahre später übernommen und erfolgreich weitergeführt.

Stabilität trotz Höhen und Tiefen

Nicht immer lief alles glatt. Als die ersten Großwäschereien an den Start gingen, stieg der Preisdruck – Kunden gingen verloren, weil der kleine Betrieb mit den Dumping-Preisen der Großen nicht mithalten konnte. Die Zahl der Aufträge und Mitarbeiter ging zurück, dennoch blieb das Unternehmen viele weitere Jahre stabil, erinnert sich Robert Scholz. Die Kunden kamen nicht nur aus dem Hunsrück, sondern auch aus der Eifel, von der Mosel oder aus dem Saarland.

"Wir waren überall im Umkreis bekannt. Jeder hat seine Tischdecken bei uns machen lassen, weil sie dann so schön gestärkt und glatt waren."

Corona-Pandemie wird zur Herausforderung

Doch mit der Corona-Pandemie begannen im Jahr 2020 die großen Probleme. Die Großkunden aus Hotellerie und Gastronomie fielen durch den Lockdown weg, private Feiern gab es kaum noch, die Aufträge blieben aus. Zwar habe das Kurzarbeitergeld geholfen, doch die Folgen der Pandemie zeigen sich bis heute. Etwa 20 Großkunden seien mittlerweile dauerhaft verloren gegangen, sagt Scholz.

Einige Betriebe seien geschlossen, andere hätten auf das Eindecken beispielsweise mit Tischdecken oder Stoffservietten verzichtet. Aufträge und Arbeit, die der Familienwäscherei fehlen. Selbst im Sommer, in dem Hotels und Restaurants Hochbetrieb haben, blieb der ganz große Ansturm aus. Schweren Herzens beschloss der Birkenfelder deshalb seine Leute gehen zu lassen.

"Ich konnte meinem Personal nicht mehr die nötigen Stunden geben und dann habe ich gesagt: 'Leute, schaut euch nach etwas anderem um. Wenn ihr etwas findet, würde ich es euch gönnen'. Und sie sind Gott sei Dank unter. Darüber bin ich sehr froh."

Robert Scholz bei der Arbeit in der Wäscherei. (Foto: SWR, Jana Hausmann)
Kiloweise Wäsche schiebt Robert Scholz täglich in die großen Maschinen. Die Arbeit ist hart, hat ihm all die Jahre aber immer Spaß gemacht.

Energiekrise besiegelt das Ende

Die Arbeit wurde nun durch die Familie und ein paar verbliebene Mitarbeitende aufgefangen. Doch dann kam der nächste Schock: Die steigenden Energiepreise. Neben den Preisen für Wasser und Strom bereitet der hohe Ölpreis dem Firmeninhaber Kopfzerbrechen. Denn die Wäscherei Scholz benötigt Heizöl, um ihren Dampfkessel zu betreiben. Der wiederum ist unerlässlich, um die Waschmaschinen, Trockner und die Mangel zu betreiben.

"Bei der letzten Füllung des Öltanks habe ich netto etwa 13.800 Euro gezahlt. Geld, das man ja praktisch in der Erde versenkt, um arbeiten zu dürfen."

Kostendeckendes Arbeiten war so kaum noch möglich, sagt Robert Scholz. Dazu kamen die rückläufigen Aufträge und das mittlerweile abgewanderte Personal. Der Firmenchef zog die Reißleine und beschloss, die Ära der Wäscherei Ende Oktober zu beenden.

Eine notwendige Entscheidung

Wenn man ihn fragt, mit welchem Gefühl er diesem Tag entgegenblickt, wird er nachdenklich. Der 60-Jährige berichtet von all den schönen Momenten, dem Kundenkontakt, den er über all die Jahre so mochte und das stets gute Miteinander in seinem Team. Mit Blick auf die harte Arbeit, die Rückenschmerzen und die fehlende Perspektive für seinen Betrieb scheint für ihn aber klar, dass die Entscheidung nötig und richtig ist.

Familie Scholz in der Wäscherei. (Foto: SWR)
Angelika, Robert und Elisabeth Scholz (v.l.n.r.) im Lager ihrer Wäscherei.

87-Jährige packt noch mit an

Seine Mutter, Firmengründerin Elisabeth Scholz, steht hinter ihrem Sohn, auch wenn ihr Herz an dem Betrieb hängt. Bis heute hilft die 87-Jährige tatkräftig in der Wäscherei mit.

"Ich mache das, weil mein Herz an dieser Wäscherei hängt. Ich bin kein Kaffee-Trinken-Geher, ich muss beschäftigt sein und dann fühle ich mich auch wohl."

Ein Schritt, der schmerzt

Oft, so erzählt die Seniorchefin, liegt sie nun nachts wach. Wie sie ab November ihren Tag gestalten soll, weiß sie noch nicht. Auch die Ehefrau von Robert Scholz, Angelika, hadert mit dem endgültigen Aus des Familienbetriebes. Die gelernte Schreinerin war 35 Jahre lang dort tätig. Sie schwärmt förmlich von den vielen, wegen Flecken verloren geglaubten Wäschestücken, die sie retten konnten, den glücklichen Kunden und dem Geruch der frischen und sauberen Wäsche, den sie so liebt. All das wird sie schmerzlich vermissen.

"Die Phase des Weinens und Verzweifelns ist sehr groß gewesen. Ich hab versucht zu planen, ob es eine Möglichkeit gibt, das hier irgendwie zu erhalten, aber es rechnet sich in keiner Art und Weise. Und das ist das Schlimme."

Und so bearbeiten ihr Mann und sie wehmütig die verbliebenen Aufträge. Sie werden waschen, trocknen, bügeln und mangeln, bis die Wäscherei Scholz am 31. Oktober nach 65 Jahren für immer ihre Türen schließt.

Gut zu wissen vor der Reise Vor dem Urlaub tanken? Warum es sich oft nicht lohnt

Tanken ist in Deutschland deutlich teurer als in anderen EU-Ländern. Warum das so ist - und welche Länder noch teurer sind.

SWR4 BW am Freitag SWR4 Baden-Württemberg