Chefarzt Christian Bruch redet gerne Klartext. Die seit zwei Jahren andauernde Pandemie bezeichnet er einfach nur als Wahnsinn und sehr anstrengende Zeit. Die Klinikpersonal sei oft "auf der letzten Felge gefahren". Corona habe die Wittlicher Klinik vor immer neue Herausforderungen gestellt. Ein Ende sei noch nicht absehbar. Es habe Patienten gegeben, die teils monatelang versorgt werden mussten. Man habe versucht, alle zu retten. Manche seien trotz größter Anstrengungen gestorben. Das schildert Chefarzt Bruch auf einer Podiumsdiskussion in der Klinik.
Ausnahme-Belastung für Personal durch Corona
Die Leiterin der Covid-Normalstation in Wittlich, Anja Kessler, stimmt ihm zu. Teils hätten die Mitarbeiterinnen Übermenschliches geleistet. Einige Mitarbeiterinnen seien aber irgendwann gegangen, hätten den Beruf gewechselt. Sie wüsste nicht, wie viele jetzt noch weiter durchhalten würden. Der Applaus am Anfang der Pandemie sei zwar schön gewesen. Danach sei aber wenig passiert. Noch immer sei die Arbeitsbelastung viel zu hoch und die Bezahlung nicht angemessen.
Einiges über Covid gelernt
Etwa 950 Covid-Patienten hätte allein das Krankenhaus in Wittlich versorgt. Schnell sei klar geworden, dass Covid nicht nur die Lunge angreift, sondern eine System-Erkrankung sei, die andere Organe auch in Mitleidenschaft ziehe. Außerdem führt Covid oft zu Blutgerinnungsstörungen, die Thrombosen, Herzinfarkte und Schlaganfälle begünstigen könne. Auch aktuell hätten Patienten damit noch zu kämpfen.
Neue Erkenntnisse durch die Pandemie
Auch in Wittlich hätten Ärzte und Ärztinnen schnell gemerkt, wie wichtig die Bauchlage für eine Genesung der Covid-Patienten sei. Teils hätten sich Patienten sogar selbst in die Bauchlage gebracht. Und es habe sich herausgestellt, dass eine invasive Beatmung so lange wie möglich hinausgezögert werden müsse, da sie die Lunge zu stark strapazieren könne.
Neue Herausforderungen noch offen
Ob neue Virus-Varianten zu neuen Wellen führen können - das sei noch offen. Der Virologe Jürgen Rissland von der Universitätsklinik in Homburg blickt derzeit nach Portugal. Dort lässt eine neue Omikron-Untervariante die Zahl der Neuinfektionen steigen. Wann auch Deutschland eine neue Coronawelle bevorsteht, lasse sich noch nicht genau sagen.
Aktuelle Informationen Kassen-Chef fordert Aufarbeitung der Pandemie
Nach drei Jahren Corona sind alle Regeln außer Kraft, die Zahlen relativ niedrig. Im Vordergrund stehen nun die Folgen und neue wissenschaftliche Erkenntnisse. Alle News dazu in unserem Blog.
Guter Zusammenhalt gegen Corona wichtig
Chefarzt Bruch hofft, dass das Personal der Klinik nicht so schnell wieder gefordert wird. Denn noch hätte sich kaum jemand erholen können. Noch immer sei der Krankenstand unter den Kolleginnen und Kollegen hoch. Er sei froh, dass alle so gut zusammengearbeitet hätten. Sonst hätte man die Belastung durch die Corona-Infektionen überhaupt nicht stemmen können.