Auf dem Campingplatz laufen die letzten Arbeiten, damit ab Karfreitag wieder Gäste empfangen werden können. (Foto: SWR, Anna-Carina Blessmann)

Neun Monate nach dem Hochwasser

Letzte Arbeiten laufen: Campingplatz in Waxweiler öffnet wieder

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Anna-Carina Blessmann

Die Juli-Flut hat auf dem Campingplatz Heilhauser Mühle in Waxweiler viel zerstört. Jetzt, bald neun Monate danach, freut sich die Betreiberfamilie auf die Wiedereröffnung zu Ostern.

Wie der Campingplatz jetzt wieder öffnet
Was nach dem Hochwasser alles zu tun war
Wie die Betreiberfamilie die Flutnacht erlebt hat

Wiedereröffnung an Karfreitag

"Wir freuen uns riesig auf die Eröffnung. Die Freude ist groß, im Moment ist aber auch der Stress noch sehr groß", sagt Bastian Tautges, Juniorchef des Campingplatzes Heilhauser Mühle in Waxweiler im Eifelkreis Bitburg-Prüm.

Vom Hochwasser im Juli 2021 schwer getroffen, sollen der Campingplatz und das Restaurant in der alten Mühle am Karfreitag wieder öffnen. Im Moment arbeiten alle noch auf Hochtouren, um den Campingplatz, die Zufahrt und die Parkplätze wieder auf Vordermann zu bringen. Am Gründonnerstag soll hier kein Bagger mehr stehen.

Wiederaufbau mit Eigenmitteln

Ohne die Campingplätze fehlt der einzigartigen Region der Eifel etwas, findet Tautges. Deshalb haben er und seine Familie viel dafür getan, dass ihr Campingplatz genau neun Monate nach der Flut wieder öffnen kann. Das bedeutet vor allem, dass die Familie den Wiederaufbau erst einmal mit Eigenkapital finanziert.

Der Betrieb sei wegen der Nähe zur Prüm nicht zu versichern, Versicherungen hätten das Gebiet als "rote Zone" eingestuft. Bastian Tautges schätzt den Gesamtschaden auf einen hohen sechsstelligen Bereich. Restaurant, Küche, Außenanlage und Sanitärgebäude seien zerstört worden.

Die Prüm fließt direkt durch die alte Mühle des Campingplatzes. Den Steg hat das Hochwasser im Juli mitgerissen. Deshalb ist dort ein neuer Steg entstanden. (Foto: SWR, Anna-Carina Blessmann)
Die Prüm fließt direkt durch die alte Mühle des Campingplatzes. Den Steg hat das Hochwasser im Juli mitgerissen. Deshalb ist dort ein neuer Steg entstanden.

Bisher habe die Familie knapp 300.000 Euro in den Wiederaufbau gesteckt. Sie hofft auf Geld aus dem Wiederaufbaufonds. Schnell und unbürokratisch gehe das nicht, das hatte Tautges aber auch nicht erwartet – schließlich müsse auch alles seine Richtigkeit haben, wenn Geld an die Flutopfer ausgegeben wird.

Was ihm Hoffnung macht: Ein Nachbar, der nach der Flut nicht mit anpacken konnte, aber helfen wollte, hat alle Schäden genau dokumentiert. Mit Fotos und einer kleinen Schadensbilanz.

Bastian Tautges, Juniorchef des Campingplatzes Heilhauser Mühle in Waxweiler in der Eifel. (Foto: SWR, Anna-Carina Blessmann)
Bastian Tautges, Juniorchef des Campingplatzes Heilhauser Mühle in Waxweiler in der Eifel.

"So haben wir eine Grundlage, um zu sagen: Wer auch immer uns später unterstützen sollte, kann einen Nachweis für die Zerstörungen bekommen."

Sicherheit vor neuem Hochwasser

Für den Wiederaufbau war viel Organisation nötig, vor allem wegen der Material- und Handwerkerknappheit. Dabei gab es viel Hilfe von befreundeten Betrieben, Handwerkern, Ingenieuren, aber auch dem Steuerberater, für die Tautges sehr dankbar ist.

"Bei allen Maßnahmen für den Wiederaufbau haben wir darüber nachgedacht: Was können wir besser machen?"

Die Familie hofft, dass ein solches Hochwasser nie mehr kommt. Wenn aber doch, dann will sie gewappnet sein: Mit wasserresistenten Materialien, die in die Wände gezogen wurden oder extra starkem Glas in den Fenstern. Türen wurden zugemauert, sodass man lieber einen Umweg geht, als dass das Wasser noch einmal hindurchkommt. Die Wagen auf dem Campingplatz würden ohnehin schon erhöht stehen.

Erinnerungen an die Flutnacht

Tautges' Familie gehört die Mühle seit rund 50 Jahren. Man lebt hier mit dem Wasser, das mitten durch das Restaurant hindurchfließt. Hochwasser ist auch nichts Neues, zuletzt wurde der Campingplatz 2018 davon getroffen. "Trotzdem konnten wir das, was da im Juli kam, diese enorme Flut, überhaupt nicht voraussehen", sagt Tautges.

Das Hochwasser hat die Scheiben des Restaurants am Campingplatz Heilhauser Mühle eingedrückt. Jetzt hat die Betreiberfamilie verstärktes Sicherheitsglas eingesetzt. (Foto: SWR, Anna-Carina Blessmann)
Das Hochwasser hat die Scheiben des Restaurants am Campingplatz Heilhauser Mühle eingedrückt. Jetzt hat die Betreiberfamilie verstärktes Sicherheitsglas eingesetzt.

Am 14. Juli 2021 hat die Familie den Campingplatz evakuiert, Sandsäcke verteilt und Möbel weggeräumt. "Aber vor dem Wasser kann man sich nur bedingt schützen. Es kommt sowieso. Es findet seinen Weg", sagt Tautges.

"Nachts um ein Uhr ist der Strom ausgefallen. Wir haben nichts gesehen, nur gehört. Es hat mal hier und mal da gekracht. Man hat erahnt, es wird schlimm."

Gegen zwei Uhr nachts hat das Wasser am Wintergarten des Restaurants über den Türgriffen gestanden, erzählt Tautges: "Auf einmal gab es einen kleinen Knall wie bei einer Explosion. Und dann ist das Wasser ins Restaurant geflossen. Das gab es noch nie." Das Wasser habe die Scheiben eingedrückt, das Inventar mitgerissen und zur vorderen Tür hinausgespült.

Das Hochwasser der Prüm im Juli 2021 ist durch die Scheiben im Wintergarten ins Restaurant des Campingplatzes Heilhauser Mühle in Waxweiler eingedrungen. (Foto: privat/Bastian Tautges)
Das Hochwasser der Prüm im Juli 2021 ist durch die Scheiben im Wintergarten ins Restaurant des Campingplatzes Heilhauser Mühle in Waxweiler eingedrungen. Bild in Detailansicht öffnen
Im Hof der alten Mühle stand das Wasser meterhoch. (Foto: privat/Bastian Tautges)
Im Hof der alten Mühle stand das Wasser meterhoch. Bild in Detailansicht öffnen
Auch das Restaurant selbst wurde überschwemmt. Das Inventar wurde teils von den Fluten mitgerissen und zum Eingang hinausgespült, erzählt Bastian Tautges. (Foto: privat/Bastian Tautges)
Auch das Restaurant selbst wurde überschwemmt. Das Inventar wurde teils von den Fluten mitgerissen und zum Eingang hinausgespült, erzählt Bastian Tautges. Bild in Detailansicht öffnen
Die Wassermassen haben die Zufahrt zum Campingplatz mit sich gerissen ... (Foto: privat/Bastian Tautges)
Die Wassermassen haben die Zufahrt zum Campingplatz mit sich gerissen ... Bild in Detailansicht öffnen
... und die Asphaltdecke bis vor das Wohnhaus von Familie Tautges gespült. (Foto: privat/Bastian Tautges)
... und die Asphaltdecke bis vor das Wohnhaus von Familie Tautges gespült. Bild in Detailansicht öffnen
Auch auf dem Campingplatz selbst wurde vieles zerstört. (Foto: privat/Bastian Tautges)
Auch auf dem Campingplatz selbst wurde vieles zerstört. Bild in Detailansicht öffnen

Zusammenhalt mit den Helfenden

Am nächsten Tag haben sich Camper und Nachbarn versammelt, um mit anzupacken. Alle haben geholfen. Das Telefon hat geklingelt, weil auch Firmen ihre Hilfe angeboten haben. Nach zwei Stunden waren Lkws und Bagger da, erzählt Tautges.

"Die Helfer kamen aus allen Richtungen. Und dann stehst du auf einmal da und denkst: Wow! Es war ein Zusammenhalt zu spüren und eine Energie, die man so eigentlich selten erlebt."

Pläne für den Sommer

Auch jetzt sei noch viel zu tun. Bereiche im Hintergrund, die der Gast vielleicht nicht sieht, die aber extrem wichtig und teuer seien, sollen nach Ostern in Angriff genommen werden. Bevor die Hauptsaison losgeht.

Bastian Tautges würde sich freuen, wenn die Gäste fragen, was hier beim Hochwasser passiert ist und man darüber ins Gespräch käme.

„Ich hoffe einfach auf das Verständnis von allen, die kommen. Wir haben unser absolut Bestes gegeben."

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