Wie der Campingplatz jetzt wieder öffnet
Was nach dem Hochwasser alles zu tun war
Wie die Betreiberfamilie die Flutnacht erlebt hat
Wiedereröffnung an Karfreitag
"Wir freuen uns riesig auf die Eröffnung. Die Freude ist groß, im Moment ist aber auch der Stress noch sehr groß", sagt Bastian Tautges, Juniorchef des Campingplatzes Heilhauser Mühle in Waxweiler im Eifelkreis Bitburg-Prüm.
Vom Hochwasser im Juli 2021 schwer getroffen, sollen der Campingplatz und das Restaurant in der alten Mühle am Karfreitag wieder öffnen. Im Moment arbeiten alle noch auf Hochtouren, um den Campingplatz, die Zufahrt und die Parkplätze wieder auf Vordermann zu bringen. Am Gründonnerstag soll hier kein Bagger mehr stehen.
Wiederaufbau mit Eigenmitteln
Ohne die Campingplätze fehlt der einzigartigen Region der Eifel etwas, findet Tautges. Deshalb haben er und seine Familie viel dafür getan, dass ihr Campingplatz genau neun Monate nach der Flut wieder öffnen kann. Das bedeutet vor allem, dass die Familie den Wiederaufbau erst einmal mit Eigenkapital finanziert.
Der Betrieb sei wegen der Nähe zur Prüm nicht zu versichern, Versicherungen hätten das Gebiet als "rote Zone" eingestuft. Bastian Tautges schätzt den Gesamtschaden auf einen hohen sechsstelligen Bereich. Restaurant, Küche, Außenanlage und Sanitärgebäude seien zerstört worden.
Bisher habe die Familie knapp 300.000 Euro in den Wiederaufbau gesteckt. Sie hofft auf Geld aus dem Wiederaufbaufonds. Schnell und unbürokratisch gehe das nicht, das hatte Tautges aber auch nicht erwartet – schließlich müsse auch alles seine Richtigkeit haben, wenn Geld an die Flutopfer ausgegeben wird.
Was ihm Hoffnung macht: Ein Nachbar, der nach der Flut nicht mit anpacken konnte, aber helfen wollte, hat alle Schäden genau dokumentiert. Mit Fotos und einer kleinen Schadensbilanz.
Sicherheit vor neuem Hochwasser
Für den Wiederaufbau war viel Organisation nötig, vor allem wegen der Material- und Handwerkerknappheit. Dabei gab es viel Hilfe von befreundeten Betrieben, Handwerkern, Ingenieuren, aber auch dem Steuerberater, für die Tautges sehr dankbar ist.
Die Familie hofft, dass ein solches Hochwasser nie mehr kommt. Wenn aber doch, dann will sie gewappnet sein: Mit wasserresistenten Materialien, die in die Wände gezogen wurden oder extra starkem Glas in den Fenstern. Türen wurden zugemauert, sodass man lieber einen Umweg geht, als dass das Wasser noch einmal hindurchkommt. Die Wagen auf dem Campingplatz würden ohnehin schon erhöht stehen.
Erinnerungen an die Flutnacht
Tautges' Familie gehört die Mühle seit rund 50 Jahren. Man lebt hier mit dem Wasser, das mitten durch das Restaurant hindurchfließt. Hochwasser ist auch nichts Neues, zuletzt wurde der Campingplatz 2018 davon getroffen. "Trotzdem konnten wir das, was da im Juli kam, diese enorme Flut, überhaupt nicht voraussehen", sagt Tautges.
Am 14. Juli 2021 hat die Familie den Campingplatz evakuiert, Sandsäcke verteilt und Möbel weggeräumt. "Aber vor dem Wasser kann man sich nur bedingt schützen. Es kommt sowieso. Es findet seinen Weg", sagt Tautges.
Gegen zwei Uhr nachts hat das Wasser am Wintergarten des Restaurants über den Türgriffen gestanden, erzählt Tautges: "Auf einmal gab es einen kleinen Knall wie bei einer Explosion. Und dann ist das Wasser ins Restaurant geflossen. Das gab es noch nie." Das Wasser habe die Scheiben eingedrückt, das Inventar mitgerissen und zur vorderen Tür hinausgespült.
Zusammenhalt mit den Helfenden
Am nächsten Tag haben sich Camper und Nachbarn versammelt, um mit anzupacken. Alle haben geholfen. Das Telefon hat geklingelt, weil auch Firmen ihre Hilfe angeboten haben. Nach zwei Stunden waren Lkws und Bagger da, erzählt Tautges.
Pläne für den Sommer
Auch jetzt sei noch viel zu tun. Bereiche im Hintergrund, die der Gast vielleicht nicht sieht, die aber extrem wichtig und teuer seien, sollen nach Ostern in Angriff genommen werden. Bevor die Hauptsaison losgeht.
Bastian Tautges würde sich freuen, wenn die Gäste fragen, was hier beim Hochwasser passiert ist und man darüber ins Gespräch käme.