Es ist mal eine andere Art der Diskussion. Auf dem Podium sitzen keine Politiker. Sondern zum Beispiel Anna Düpre aus Hermeskeil. Sie hat 2022 den zweiten Platz beim Wettbewerb "Jugend debattiert" erreicht. Außerdem hat sie durch die nahe Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete in Hermeskeil auch mit dem Thema Migration zu tun.
Thema Migration auf der Podiumsdiskussion
Anna hat die Einrichtung auch schon besucht. Sie sagt: "Natürlich wird über die AfA geredet. Aber es ist auch ein Ort, über den man wenig weiß."
Die Politiker haben im Publikum Platz genommen. Darunter auch die direkt gewählten Bundestagsabgeordneten Verena Hubertz (SPD) und Patrick Schnieder (CDU). Aber auch Vertreterinnen der AfD, Bündnis 90/Grüne, FDP, Freie Wähler, Die Linke und BSW sind gekommen. Viele Fragen werden an sie in der TUFA Trier gestellt. Außerdem sind etwa 120 Zuschauer im Publikum.
Matthias Koster (Die Linke) sagt auf die Frage, ob Migration überhaupt begrenzt werden sollte, dass man vor allem keine Grenzkontrollen in der Großregion brauche. Leo Miguez vom BSW vertritt die Ansicht, dass man das Asylrecht verteidigen sollte. Gleichzeitig sollte man Migration begrenzen.
Boris Schnee von der AfD teilt mit, seine Partei sei pro Einwanderung, solange Deutschland diese kontrollieren könne und sich aussuchen könne, wer ins Land kommt.
Thema Wirtschaft: Geschäftsführerin fühlt sich "politikmüde"
Auf dem Podium erklärt Karin Kaltenkirchen, wie sie "politikmüde" geworden sei. Sie ist Geschäftsführerin des Modehauses Marx. Kaltenkirchen sagt, es gehe ihr vor allem um die Bürokratie, die immer stärker ihren Arbeitsalltag belaste. Sie vermisse im Parlament ökonomischen Sachverstand.
Niels Becker von den Freien Wählern regt an, den Unternehmer als Partner zu begreifen. Man solle ihn von Dokumentationspflichten erst einmal freistellen. Er müsse dafür nicht 1.000 Formulare ausfüllen. Sondern es brauche mehr Vertrauen in die Betriebe. Allerdings sollten Unternehmen schon stichprobenartig kontrolliert werden.
Anna Röhl von der FDP schlägt ein einjähriges Moratorium vor. Das bedeute, dass die Betriebe ein Jahr lang von allen Dokumentationspflichten befreit werden, die nicht wegen sicherheitstechnischer Gründe absolut nötig seien. Danach solle nur das wieder eingeführt werden, was irgendjemand vermisst habe.
Corinna Rüffer von Bündnis 90/die Grünen mahnt an, dass die Infrastruktur in diesem Land "völlig heruntergerockt" sei. Und es gebe eine Oberschicht, auch Milliardäre, die sich "über Jahrzehnte auch wiederum an nichts beteiligt" hätten.
Thema Bildung: "Zu wenige Tische in der Kita"
Auch Tamara Pütz ist auf dem Podium. Sie arbeitet in einer Kita in Trier-Nord. Ist aber auch auf Instagram erfolgreich. Dort hat sie etwa 28.000 Followerinnen und Follower. Sie will aber nicht "Influencerin" genannt werden. Denn, wie sie sagt, "will sie dort keine Cremes verkaufen", sondern will einen Einblick ermöglichen in den Alltag als Erzieherin.
In der Konzeption der Einrichtung stehe, dass sie auch Hausaufgabenbetreuung anbiete. Das sei dann schon ganz schön seltsam, wenn da die Tische fehlten, um dort Hausaufgaben zu machen. Wenn sie als Erzieherin dann sage, "wir brauchen neue Tische", bekomme sie zu hören, dass dafür leider kein Geld da sei.
Klimawandel: weniger Thema in diesem Wahlkampf
Jan Matthias Klein, Winzer mit Steillagen an der Mosel ärgert, dass der Klimawandel als Thema in den Hintergrund getreten ist. Durch die Klimaänderung sei die Ernte drei bis vier Wochen früher als noch vor ein paar Jahren. Die Winzer gingen deutlich früher in die Lese und müssten viel schneller sein. Sonst gebe es Probleme mit Fäulnis.
Auch die Wetterextreme spüre er stark. Häufiger Hochwasser, Schäden durch Frost oder verregnete Sommer. Daher müsse der Klimawandel seiner Meinung nach Thema Nummer 1 sein.
Schlussrunde mit Hubertz und Schnieder
Am Ende werden noch Verena Hubertz und Patrick Schnieder in einer Schnellrunde befragt. Hubertz schildert, wie viele Einblicke sie als Politikerin in die Praxis bekomme. Sie sei mit vielen Menschen im Austausch, besuche zum Beispiel Kitas und Unternehmen.
Mein Vater war Schlosser, der konnte sich damals noch mit seinem Gehalt ein Haus kaufen, das geht jetzt nicht mehr.
Selbstkritisch merkt sie an, dass die Kommunikation in den letzten drei Jahren keine Stärke der SPD war. Denn viele Menschen hätten in dieser Zeit Orientierung gebraucht. Auch wenn die Bilanz der Ampel sich durchaus sehen lassen könne und besser sei, als ihr Ruf.
Aber der Gedanke an den Wahlsonntag bereite ihr Sorgen. Die SPD müsse sich neu aufstellen, denn sie brauche die Arbeiterinnen und Arbeiter. Sie sähen die Antworten jetzt eher bei anderen Parteien. Ihr Vater, sagt Hubertz, sei Schlosser gewesen. Er habe sich damals noch mit seinem Gehalt ein Haus kaufen können, das gehe jetzt nicht mehr.
Patrick Schnieder betont, die CDU habe eigentlich drei Themen für den Wahlkampf. "Wirtschaft, Wirtschaft, Wirtschaft". Aber es seien Dinge passiert, die man nicht ignorieren könne.
Auf die Frage, mit welcher Partei er koalieren würde, sagt Schnieder, dass er nicht mit der extremen Rechten zusammenarbeiten wolle, mit der AfD. Und auch nicht mit der Linken.
Ich halte nichts von dieser Ausschließeritis, die im Süden Deutschlands hier betrieben wird.
Aber in der demokratischen Mitte müsse man untereinander grundsätzlich mit allen koalieren können. Er halte nichts von dieser Ausschließeritis, die im Süden Deutschlands betrieben werde. Das halte er für unklug.
Reaktionen vom Podium
Anna Düpre sagt, sie habe nach der Debatte den Eindruck, dass viel geredet werde und jede Partei habe in ihrem Wahlprogramm Lösungsansätze. Aber dringende Punkte und Probleme gingen immer wieder unter. Ein Problem sei zum Beispiel, dass die Jugend kaum vertreten werde. Sie wünsche sich eine Stimme für Jugendliche in der Regierung. Und auch, dass man sich eine Offenheit im Diskurs bewahre.
Unternehmerin Karin Kaltenkirchen wünscht sich, dass Politik mehr ins Handeln komme, anstatt zu reden. Denn 2029 ist die nächste Wahl. Wenn man es nicht schaffe, in den nächsten vier Jahren die dringenden Probleme auf die Reihe zu kriegen und umzusetzen, dann komme 2029 ein größeres Problem. Denn dann könnten Parteien an die Macht kommen, die sie sich nicht wünsche.
Winzer Jan Matthias Klein fordert von einer künftigen Regierung, dass sie gut zusammenarbeiten möge. Denn im Moment klinge es für ihn fast wie Krieg, was im Wahlkampf abgehe.
Erzieherin Tamara Pütz findet es wichtig, dass Sicherheit vermittelt werde. Nicht nur den jungen Menschen, sondern auch anderen Generationen. Und sie möchte keinem Kind mehr am Mittagstisch erklären müssen, dass es keine Angst haben müsse als Kind einer Familie, die Migrationshintergrund hat, abgeschoben zu werden - wenn die AfD an die Macht kommt.
Stimmen der Zuschauer
Ein Mann aus dem Publikum sagt, er habe sich über die Offenheit in der Diskussion gefreut. Er habe ein bisschen mehr Optimismus als vor der Veranstaltung. Eine Frau merkt an, ihr habe gefehlt, dass sie selbst keine Fragen stellen konnte. Eine weitere Zuschauerin äußert, es habe ihr gefallen, dass Leute auf dem Podium saßen, die ihre Belange vorgetragen haben. Einigen stimme sie zu, andere findet sie ein bisschen überspitzt. Das Format habe ihr gefallen, denn es sei so interessanter.