Die einfallende Sonne lässt die roten Backsteine auf den hell getünchten Wänden leuchten. Der Kirchenraum von St. Gangolf ist bis auf das Gerüst an der Ostwand leer. Das Gotteshaus ist noch eine Baustelle und offiziell gesperrt.
Schon mehr als zwei Jahre dauert die Sanierung eines der ältesten Kirchen Triers, deren Ursprung bis in das 10. Jahrhundert zurückreicht. Das Dach war marode und wurde komplett erneuert. Auf dem Kirchenboden sind mattgraue Terrakottaplatten verlegt. Der Innenraum des Gotteshauses wirkt nun heller und lebendiger.

Restaurierung des Chorfreskos im St. Gangolf
Auf dem Gerüst an der Ostwand des Kirchenraums steht Daniel Brauner. Der Restaurator arbeitet konzentriert an dem bunten Chorfresko, das sich über die gesamte Wand erstreckt. Das um 1850 entstandene Wandgemälde von August Gustav Lasinsky ist die aktuell größte Baustelle der Sanierungsarbeiten rund um die Marktkirche.
Stadtkirche St. Gangolf in Trier öffnet ihre Türen
In der Vergangenheit wurde das mehr als einhundert Quadratmeter große Fresko mehrmals übermalt. Durch das einst undichte Dach lief Wasser und hatte den oberen Teil des Freskos stark beschädigt. Seit drei Monaten arbeiten Brauner und seine Kollegin an dem monumentalen Wandgemälde.

"Die große Herausforderung für uns ist, das Original von Lasinsky wieder sichtbar zu machen."
In filigraner Kleinarbeit restaurieren Brauner und sein Team Quadratzentimeter für Quadratzentimeter das farbenprächtige Fresko. Ende des Jahres soll dann alles im neuen Glanz erstrahlen.
Stadtkirche St. Gangolf nicht nur für Gottesdienste öffnen
In rund sieben Monaten, am Ostermontag 2023, wird die Kirche mit einer liturgischen Einweihung als Gotteshaus wiedereröffnet. Bis dahin könnten Besucher die Kirche immer mal wieder besichtigen, sagt Bernhard Kaster, Vorsitzender des Kuratoriums St. Gangolf. Zum ersten Mal geht das am Sonntag.
Da gibt es in der Bürgerkirche St. Gangolf die lokale Eröffnung des "Tags des offenen Denkmals". Ab 10 Uhr können sich Besucher von der fast fertig restaurierten Kirche ein Bild machen.
Das passt in das künftige Konzept, sagt Kuratoriumsleiter Kaster. Denn in St. Gangolf soll es künftig nicht nur Gottesdienste geben.
"St. Gangolf muss mehr sein als eine Kirche, in der Gottesdienste stattfinden. Sie soll ein Ort der Begegnung werden. Mit unterschiedlichen Veranstaltungen, die zur Kirche passen."
Für die kommenden Monate seien weitere Veranstaltungen geplant, erzählt Kaster. Die in Trier so beliebte Kirche am Hauptmarkt soll ein Ort werden, wo jedermann künftig gerne hingeht.