Seit Mai 2021 halten Aktivistinnen und Aktivisten den Wald zwischen Trier-Zewen und Igel besetzt, um gegen den geplanten Moselaufstieg zu protestieren. (Foto: SWR, Andreas Adam)

Protest gegen den geplanten Moselaufstieg

Trierer Waldbesetzer machen Camp winterfest

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Andreas Adam

Nach der Bundestagswahl deutet sich ein möglicher Politikwechsel an. Auch der geplante Moselaufstieg bei Trier könnte auf den Prüfstand kommen. Den Trierer Waldbesetzern genügt das nicht.

Nach rund fünf Monaten Waldbesetzung "Besch bleibt" zwischen Trier-Zewen und Igel ist es kalt geworden. Begonnen hatten die fast zehn Aktivistinnen und Aktivisten im Mai dieses Jahres. Ihr Ziel: den Moselaufstieg verhindern.

Die geplante Umgehungsstraße soll einmal genau dort durch den Wald zur Autobahn führen, wo sich heute das Camp der Waldbesetzer befindet und den Durchgangsverkehr durch Trier reduzieren.

"Mitten in der Klimakrise halten wir es für unverantwortlich weitere Straßen zu bauen und Wälder zu roden. Wir schließen uns dem jahrelangen Protest gegen den Moselaufstieg an", sagen die Besetzer.

Besetzer ziehen Wände ein und bauen Dächer

Jetzt Mitte Oktober liegen morgens dicke Nebelschwaden über dem Wald. Es geht auf den Winter zu. Eine ungemütliche Jahreszeit, wenn man draußen übernachtet.

"Es ist durch die Kälte jetzt anstrengender, aber es geht noch, weil wir aktiv sind und den ganzen Tag arbeiten", sagt "Arrow". Seinen richtigen Namen will der junge Mann nicht nennen.

Arbeiten, das heißt momentan vor allem das Camp der Waldbesetzer winterfest zu machen. Statt provisorischer Plattformen in den Bäumen, nehmen Baumhäuser mehr und mehr Gestalt an.

Wände werden eingebaut. Dächer kommen hinzu. Damit man es weiter dort aushalten kann, denn die Waldbesetzer sind gekommen, um zu bleiben. Daran hat die Bundestagswahl im September nichts geändert.

Möglicher Politikwechsel in Berlin reicht den Besetzern nicht

Eine künftige Berliner Koalition mit Beteiligung von SPD und Grünen könnte den Moselaufstieg stoppen. Zumindest haben sich diese Parteien in der Region gegen einen Ausstieg stark gemacht.

Der Kreistag Trier-Saarburg unter CDU-Landrat Günther Schartz war zum Beispiel noch im Juli mehrheitlich für einen schnellen Bau der sogenannten Westumfahrung Triers - mit Stimmen von CDU, FWG und FDP.

SPD, Grüne und Linke im Kreis Trier-Saarburg waren damals dagegen. Nach der Wahl von Stefan Metzdorf (SPD) zum neuen Landrat, bezeichnete dieser das Vorhaben als nicht mehr zeitgemäß.

Statt provisorischer Plattformen in den Bäumen, nehmen Baumhäuser mehr und mehr Gestalt an. (Foto: SWR, Andreas Adam)
Statt provisorischer Plattformen in den Bäumen, nehmen Baumhäuser mehr und mehr Gestalt an.

Wenn sich nun auch in Berlin ein möglicher Politikwechsel abzeichnet, wollen sich die Trierer Waldbesetzer dennoch nicht auf irgendwelche Lippenbekenntnisse verlassen. "Wir bleiben bis der Moselaufstieg abgeblasen wird", sagt "Arrow".

Große Befürchtungen, dass die Stadt Trier als Waldbesitzerin das Camp räumen lässt, haben die Besetzer nicht. Bislang habe die Stadt kein großes Interesse daran gezeigt, so "Arrow".

Er rechnet auch nicht mit Maßnahmen, falls die Besetzer durch den winterfesten Ausbau des Camps gegen Baurecht verstoßen. Das wäre dann im Gegensatz zum Waldrecht eine Zuständigkeit der Stadt.

Stadt Trier sah bislang keine Verstöße gegen Baurecht

Dort heißt es, die Bauaufsichtsbehörde sei zumindest im Sommer zu dem Ergebnis gekommen, das es bei "Besch bleibt" keine Bauten im Sinne der Landesbauordnung gebe. Die städtischen Ämter sähen darin "wildes Campieren" und somit einen Verstoß gegen das Waldgesetz.

"Wir achten sehr darauf, nichts zu beschädigen und den Wald zu schützen", erklärt hingegen Baumbesetzer "Arrow". "Das steht für uns an erster Stelle, auch wenn es für uns im Winter weniger angenehm ist."

Forstamtsleiter sieht Waldbesetzer als Partner

Der Leiter des Forstamtes Trier, Gundolf Bartmann, weiß das zu schätzen, so klingt es im Gespräch mit dem SWR. Er nennt die Protestierenden im Wald zwischen Igel und Trier-Zewen "Waldschützer".

Bisher hätten diese sich überzeugend verhalten, wie sie in ihrem Camp mit dem Wald umgehen. "Das sind Partner von uns", geht Bartmann noch einen Schritt weiter.

Seit Mai 2021 gibt es das Camp der Waldbesetzer zwischen Trier-Zewen und Igel. (Foto: SWR, Andreas Adam)
Seit Mai 2021 gibt es das Camp der Waldbesetzer zwischen Trier-Zewen und Igel. Sie protestieren gegen den geplanten Moselaufstieg.

Gerade deshalb achte man darauf, dass die Protestierenden sich auch an die Vorschriften halten, so der Forstamtsleiter und meint damit das Waldrecht.

Bislang habe es keine offenen Feuerstellen gegeben. Die Leute hätten den Müll richtig entsorgt. Und sie hätten Schilder aufgestellt, dass die Waldwege nicht verlassen werden sollen.

Bislang keine Zwangsräumung des Camps absehbar

"Ich bin eigentlich davon ausgegangen, dass die jungen Leute nach dem Ausgang der Bundestagswahl nun zumindest erstmal eine Pause einlegen", zeigt sich Bartmann verwundert.

Sollten wegen der kalten Witterung nun überall Öfen aufgestellt werden oder große, offene Feuer entzündet werden, könne sich die bisherige Einschätzung der Forstbehörde auch ändern.

Dass dies Ausmaße annehme, die eine Räumung aufgrund waldrechtlicher Verstöße rechtfertige, erwartet der Leiter des Forstamtes Trier aber nicht.

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