Festwagen, die bunt geschmückt durch die Altstadt von Bernkastel-Kues fahren. Fußgruppen, die nebenher laufen, deren Teilnehmer in traditionellen Kostümen gekleidet sind. Musikvereine, die pauken und trompeten.

Das alles wird es in Bernkastel-Kues in diesem Jahr am Weinfestsonntag nicht geben. Grund dafür ist nach Angaben der Stadt ein neues Sicherheitsgesetz des Landes und die damit verbundene Unsicherheit, unter welchen Bedingungen der Umzug hätte veranstaltet werden dürfen, sagt der Stadtbürgermeister von Bernkastel-Kues Wolfgang Port (CDU). Die Stadt Bernkastel-Kues hat den Umzug deswegen bereits Anfang des Jahres abgesagt.
Protest formiert sich in Osann-Monzel
Gegen die Absage des Festumzuges gibt es Protest. Der hat seinen Sitz in Osann-Monzel. Jürgen Heinisch hat bereits ein Plakat gebastelt. Er selbst ist jahrelang in Tracht beim Umzug mitgelaufen, hat schon den Festwagen der Gemeinde gefahren.
Sein Plan: Am Festsonntag soll in Bernkastel-Kues demonstriert werden, genau dann und genau dort, wo normal der Festumzug veranstaltet worden wäre - inmitten der Weinfestbesucher auf dem Marktplatz mit Trachtenkleidung, Musik und Weinhoheiten. 200 Bürgerinnen und Bürger hätten schon zugesagt, viele würden die Idee gut finden, sagt Heinisch.
Moselaner kämpfen für die Tradition
"Wir finden es schade, dass lieb gewonnene Traditionen nicht mehr stattfinden können, weil die Verantwortlichen sich nicht sicher sein können, ob, wenn etwas passiert, sie in Haftung genommen werden können."
Die Protestführer aus Osann-Monzel wollen mit der Aktion vor allem dem Gesetzgeber in Mainz zu verstehen geben, dass durch die neue Regelung auch andere Feste entlang der Mosel in Gefahr sind, weil die Entscheider vor Ort Angst haben, in Haftung genommen zu werden und deswegen lieber auf Nummer sicher gehen.
Jürgen Heinisch wird vom Ortsbürgermeister von Osann-Monzel, Armin Kohnz, unterstützt. Er hat den Termin und die Idee nochmal an die ganz große Glocke gehangen: "Ich habe geschaut, wer in der Vergangenheit alles dabei war und habe die Gemeinden und Vereine dann angeschrieben und um Unterstützung gebeten."
Stadt Bernkastel-Kues sieht Demonstration gelassen
Stadtbürgermeister Wolfgang Port weiß, dass eine Demonstration geplant ist. Er will sich zu dem bevorstehenden Protest nicht äußern, zu der neuen Gesetzeslage sehr wohl: "Wir neigen in Deutschland in gewissen Teilen dazu, uns zu überverwalten mit Gesetzen und Verordnungen, dass es kaum noch möglich ist, traditionelle Feste zu veranstalten."

"Das Weintrinken ist nicht kompliziert. Es ist aber schwieriger geworden, es zu ermöglichen, auf einem Weinfest ein Glas Wein zu trinken."
Der Stadtbürgermeister schätzt, dass das Weinfest auch ohne den Umzug in diesem Jahr wegen der strengeren Sicherheitsauflagen bis zu 60.000 Euro mehr kostet. "Wir brauchen mehr Security, wir müssen die Brücke sperren und neue Möglichkeiten finden, Terrorsperren zu errichten."
"Wir verwalten uns in diesem Land irgendwann tot."
Port hofft auf schönes Weinfest
Wolfgang Port hofft trotz aller Umstände jetzt auf ein schönes Weinfest. "Das Weinfest in Bernkastel-Kues ist ein Fest, auf dem man sich sehen und gut unterhalten kann." Für die Zukunft hofft er auch, dass das Weinfest an der Mittelmosel trotz aller Verordnungen und Gesetze weiter gefeiert werden kann.
"Wir wollen wieder in den Rhythmus kommen, den wir vor Corona hatten. Ich hoffe, dass wir Entscheider in den Gremien haben, die mit Augenmaß entscheiden, egal wie das neue Gesetz aussieht."
Jürgen Heinisch aus Osann-Monzel hofft, dass sein geplanter Protest Wirkung zeigen wird und die Veranstaltungen in Zukunft wieder in gewohntem Rahmen stattfinden können.
"Es wird immer komplizierter. Man muss auch schauen, dass man den Leuten nicht den Spaß nimmt, solche Veranstaltungen zu organisieren. Deswegen muss eine Veränderung herbeigeführt werden."