Gereon Ney erwartet eine recht gute Weizenernte. (Foto: SWR, Anna-Carina Blessmann)

Erntegespräch des Bauernverbands Rheinland-Nassau

Bauern der Region: Gute Ernte - aber Forderungen an die Politik

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Anna-Carina Blessmann
Anna-Carina Blessmann am Mikrofon (Foto: SWR)

Der Sommer ist trocken und heiß - dennoch ist das Wintergetreide sehr gut gewachsen in der Region. Trotzdem stellen die Landwirte und ihr Verband Forderungen an die Politik.

Landwirt Gereon Ney hat auf seinen Äckern in Weinsheim in der Eifel noch nicht mit der Weizenernte begonnen. Er erwartet aber einen recht guten Ertrag in diesem Jahr: "Auf schwächeren Standorten wird es wegen der Trockenheit etwas weniger Qualität geben. Auf guten Standorten erwarten wir sehr gute Erträge."

So sehen das auch seine Kollegen aus der Region: Der Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau - zuständig für 14 Landkreise zwischen luxemburgischer Grenze und dem Rhein - hat auf seinem diesjährigen Erntegespräch eine positive Bilanz gezogen.

Weil es im Winter und im Frühjahr genug geregnet hat, bringt der Winterweizen in diesem Jahr gute Erträge und gute Qualität. (Foto: SWR, Anna-Carina Blessmann)
Weil es im Winter und im Frühjahr genug geregnet hat, bringt der Winterweizen in diesem Jahr gute Erträge und gute Qualität.

Getreide, das im Herbst ausgesät wurde, hat demnach im Winter und im Frühjahr noch genug Regen abgekommen und tief genug gewurzelt, um die jetzige Trockenheit gut zu überstehen. Bei Weizen könnten bis zu zehn Tonnen pro Hektar geerntet werden: "Wir haben schon schlechtere Jahre gehabt", sagt der Präsident des Bauernverbands Michael Horper.

Trockenheit ist dennoch Thema

Auch die Rapsernte laufe sehr gut. Was wichtig ist, weil durch den Ukrainekrieg von dort nicht mehr viel Sonnenblumenöl kommt - die Ausfälle könne man mit Rapsöl auffangen. Auch konnten die Bauern dieses Jahr schon zwei Grünschnitte machen, also Futtermittel für ihre Tiere gewinnen. Ob allerdings ein dritter Schnitt möglich ist, sei angesichts der Trockenheit fraglich.

Denn die trübt die Bilanz: Der Mais könne höchstens noch ein bis zwei Wochen durchhalten, dann brauche er dringend Wasser. Junge Weinreben litten Not, alte bekämen Sonnenbrand. Und auch das Obst falle nun wegen Hitze und Trockenheit vor der Zeit von den Bäumen.

Forderung nach weniger Regeln für die Landwirtschaft

Um jetzt und auch in Zukunft mit der Trockenheit klarzukommen, würden die Landwirte gerne darauf reagieren können, indem sie zum für sie richtigen Zeitpunkt Pflanzenschutzmittel und Dünger einsetzen. Das Problem, das Bauern wie Gereon Ney sehen: Deutschland sei viel strenger als andere europäische Länder, was seine Verordnungen zu diesem Thema angeht.

"Mit dem Wetter haben wir jedes Jahr zu tun. Das werden wir nicht beeinflussen können - vor allem nicht in dem Rahmen, wie manche es glauben. Wir müssen aber mit den Möglichkeiten arbeiten, die wir haben. Und die dürfen politisch nicht so stark eingeschränkt werden."

Auch der Bauernverband fordert daher, dass Deutschland sich anderen Ländern angleicht, um konkurrenzfähig zu bleiben. Zum Beispiel beim Düngemittel, sagt Präsident Horper: "Wenn wir vernünftiges Getreide anbauen, können wir nicht 20 Prozent unter unserem Bedarf düngen." Man habe in Deutschland die höchsten Standards, könne aber nur für geringere Preise verkaufen.

Er fordert außerdem, dass ein neuer EU-Vorschlag auch in Deutschland umgesetzt wird. Danach sollen im kommenden Jahr nicht mehr wie bisher vier Prozent der Ackerflächen stillgelegt werden, damit sich dort etwa Insekten ansiedeln können. So könnte dort mehr Getreide angebaut werden.

Außerdem soll demnach nicht mehr festgelegt sein, dass in bestimmten Intervallen unterschiedliche Pflanzen angebaut werden. In Deutschland wird am Donnerstag beraten, inwiefern dieser Vorschlag umgesetzt wird.

Landwirtschaft systemrelevant bei Gasknappheit

Ein weiteres wichtiges Thema des Bauernverbands: Die steigenden Energiepreise. Zwar hätten in diesem Jahr höhere Erzeugerpreise erzielt werden können - diese seien aber durch die Kosten für Energie und Düngemittel wieder aufgefressen worden.

Angesichts einer befürchteten Gasknappheit durch den Ukrainekrieg müsse die Politik sehen, dass die Landwirtschaft systemrelevant sei, so der Bauernverband: Molkereien, Schlachthöfe und die Betriebe an sich bräuchten viel Gas, so Präsident Horper: "Dass dort nicht mehr produziert werden könnte, das will man sich nicht vorstellen. Wir wollen keine Sonderbehandlung. Aber es muss sichergestellt werden, dass wir produzieren können."

Trotz der Trockenheit, der vielen Regeln und der Energiekrise sieht Horper aber optimistisch in die Zukunft der Landwirtschaft: Im vergangenen Jahr war es sehr nass und es habe qualitativ keine gute Ernte gegeben - aber die Bauern hätten immerhin ernten können: "Dieses Jahr ist es extrem trocken, die Ernte sieht aber nicht schlecht aus. Die Trockenjahre davor haben wir auch immer noch ernten können."

"Unsere Betriebsleiter sind exzellent ausgebildet. Wenn wir Pflanzenschutzmittel und Dünger verwenden und die richtigen neuen Pflanzensorten anbauen dürfen, dann können wir den Herausforderungen des Klimawandels trotzen."

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