Vincent ist vor 34 Jahren als Mädchen auf die Welt gekommen. All die Jahre habe er gemerkt, dass etwas nicht stimmt. "Ich passte nicht in diese Mädchenrolle rein, fand mich da nicht wieder", erzählt er.
Kein Platz für Geschlechter-Vielfalt in der Kirche
Während er in Koblenz ein katholisches Mädchengymnasium besuchte, habe er schnell gemerkt, dass für die Themen Homosexualität oder Transidentität in der katholischen Kirche kein Platz war.
Mit dem konservativen Bild, das die Lehrer dort von Frauen und Gesellschaft hatten, war er nicht einverstanden, berichtet er. Oft habe es deshalb Diskussionen gegeben. Nicht nur, weil er sich schon damals überwiegend als Junge gekleidet habe.
"Wenn über das Thema gesprochen wurde, dann wurde es eher als etwas Negatives beschrieben. Als sündiges Verhalten oder etwas, das nicht dazu gehört."
Zufluchtsort Katholische Studierende Jugend
Ganz anders sei das in der "Katholischen Studierenden Jugend" gewesen, einem katholischen Jugendverband im Bistum Trier. Dort hat sich Vincent schon früh ehrenamtlich neben der Schule engagiert.
Unter den jungen Leuten habe man offen über Geschlechter und Sexualität sprechen können. Vielleicht auch deshalb habe er sich entschieden, in Trier katholische Theologie zu studieren. Er wollte etwas in der Kirche verändern.
"Nur weil man Teil der Kirche ist, heißt das nicht, dass man altmodisch und konservativ ist. Es gibt viele Menschen die offen und liberal agieren und auch etwas ändern wollen."
Thema muss mehr Aufmerksamkeit finden
Vincent sagt, er kenne einige Menschen, die innerhalb der katholischen Kirche wegen ihrer sexuellen Orientierung diskriminiert werden. Menschen, die sich nicht trauen, zu sich selbst zu stehen und die innerhalb der Kirche gekündigt oder gemobbt würden.
Menschen, die Sätze hören wie: "Es ist eine Strafe Gottes, wenn man queer ist" oder: "Solche Leute dürfen nicht glauben".
Durch Projekte wie die ARD-Dokumentation "Wie Gott uns schuf" hofft Vincent, dass das Thema mehr Aufmerksamkeit erhält. Für ihn ist klar: Das Schweigen, die Tabuisierung und das Ignorieren von Menschen mit einer anderen sexuellen Orientierung müsse aufhören. Deshalb hat er sich auch an der Doku beteiltigt.
Persönliches Outing mit Happy End
Er selbst hat für sich sein Glück gefunden. 2017, mit Ende 20, habe er sich geoutet. Seine Familie habe durchweg positiv reagiert. Unter therapeutischer Begleitung habe er eine Hormontherapie begonnen, einige Operationen und die Namensänderung im Pass vornehmen lassen.
Hoffnung auf mehr Akzeptanz
Mit seiner Arbeit als Bildungsreferent im queeren Zentrum Schmitz e.V. in Trier will Vincent andere Menschen unterstützen. Für den Verein sitzt er auch im Arbeitskreis für sexuelle und geschlechtliche Identitäten im Bistum Trier.
Vincent hofft, damit auch die Themen sexuelle Ortientierung, Diskriminierung und Homophobie in der katholischen Kirche sichtbarer zu machen. Damit endlich etwas dagegen getan wird.