Das Telefon im "Salon Creativ" in der Grand-Rue in Wasserbillig klingelt und klingelt. Nur knapp 500 Meter liegt der Friseursalon von Anja Meyer von der deutsch-luxemburgischen Grenze entfernt. Aus Trier ist man mit dem Auto in gut zehn Minuten hier.
In Trier stehen die Menschen vor verschlossenen Türen: Wegen der Corona-Pandemie müssen die Friseursalons in Rheinland-Pfalz geschlossen bleiben. Daher fahren viele zum Haare schneiden über die Grenze ins Großherzogtum.
"Anfang der Woche hatte ich noch meinen freien Tag und da ging es auf meinem privaten Handy schon los."
Telefon klingelt den ganzen Tag
"Das Telefon klingelt den ganzen Tag", sagt Anja Meyer. Viele Stammkunden aus Deutschland wollten auch noch für Freunde oder Verwandte einen Termin vereinbaren. "Das wird in den nächsten Tagen wohl so weitergehen", vermutet die Friseurin aus Wasserbillig.
Auch andere Friseure in Luxemburg verzeichnen eine stark gestiegene Nachfrage. Das hat eine SWR-Umfrage bei verschiedenen Friseuren ergeben. Vor allem in Salons in Grenznähe ist demnach "deutlich mehr los", hieß es von den Betreibern.

Kunden fahren mehrere hundert Kilometer
Doch die Kunden kommen lange nicht nur aus Trier oder der Grenzregion, sagt Meyer: "Jetzt ist es schon so, dass die Leute gezielt noch von viel weiter herkommen, wir haben Anfragen, die aus dem Raum Köln, Bonn, Stuttgart wirklich zwei, drei Stunden Fahrt auf sich nehmen."
Viele dieser Leute können in ihrem Beruf nicht im Home Office arbeiten. Sie begegnen also regelmäßig Kunden und wollen deshalb gepflegt aussehen, meint Anja Meyer. Manchmal handelt es sich sogar um richtige Haar-Notfälle.
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Schon im Frühjahr starke Nachfrage
Friseurin Anja Meyer konnte schon im Frühjahr viele neue Kunden für ihren Salon in Wasserbillig gewinnen, vor allem aus Luxemburg selbst. Viele Menschen wollten die Fahrten in Orte mit höheren Corona-Fallzahlen nicht riskieren, sagt sie. Wasserbillig hat im Vergleich zu anderen Regionen vor allem im Süden Luxemburgs weniger Corona-Fälle. Jetzt kommen auch noch die vielen neuen Kunden aus Deutschland hinzu. Anja Meyer konnte die hohe Anzahl der Neuanfragen nach eigenen Angaben bisher "zum Glück problemlos" bewältigen.
"Meine sieben Mitarbeiter sind sehr flexibel."
Sie habe auch Teilzeitkräfte, die sie jederzeit aufstocken könne, so Meyer. Darüber sei sie sehr dankbar. Die Mitarbeiterinnen kämen auch ein, zwei Tage zusätzlich arbeiten und blieben auch mal länger. "Da ist keiner dabei, der sagt: Ich kann nicht."
"Menschen wollen sich was Gutes tun"
Dass jetzt so viele Deutsche zum Friseur über die Grenze nach Luxemburg fahren, liegt für Friseurin Meyer daran, dass die Menschen sich ihrer Meinung nach generell mal etwas Gutes tun wollen. "Jetzt sind unsere Restaurants zu, wo viele gesagt haben, ich gönne mir was, ich gehe essen. So kann jetzt der Friseur in Luxemburg zu solch einem 'Wohlgefühl' beitragen."