Die 54-Jährige ist seit 2018 die behandelnde Hausärztin des Angeklagten. Bei Besuchen in ihrer Praxis habe sich der mutmaßliche Amokfahrer völlig normal verhalten. Er sei freundlich, teilweise sogar humorvoll gewesen, erklärte die Ärztin vor Gericht. Sie habe keine Anzeichen einer psychischen Störung erkennen können. Der Angeklagte sei wegen seiner Diabetes routinemäßig in die Praxis gekommen.
Aufnahmen aus Vernehmung des mutmaßlichen Amoktäters als Beweis
In dem seit neun Monaten andauernden Prozess hatte am Dienstag zudem die Verteidigung beantragt, zwei weitere Zeugen zu laden: eine Psychologin und einen Arzt, die beide in der Justizvollzugsanstalt Kontakt zu dem Angeklagten hatten. Sie sollen Aussagen zum derzeitigen psychischen Gesundheitszustand des Angeklagten machen.
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Der Anwalt eines Nebenklägers beantragte außerdem, die Ton- und Bildaufnahmen aus der Vernehmung des Angeklagten kurz nach der Tat am 1. Dezember 2020 in den Prozess einzuführen. Da hatte der 51-Jährige die Tat zunächst gestanden, später dann widerrufen. Über die Anträge wird das Gericht bis Mitte Juni entscheiden.
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Auch das Schweigen des Angeklagten trage dazu bei, dass der Prozess sich in die Länge ziehe, so Detlef Placzek. Seine Verteidiger würden dadurch alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen, möglicherweise um den Angeklagten als nicht schuldfähig darzustellen.