Weniger Anbauflächen, steigende Produktionskosten und immer höhere gesetzliche Anforderungen im Tierwohl und Naturschutz. Viele Bauern in der Region Trier sind frustriert, weil es ihnen zunehmend schwerer fällt, nur von ihrem landwirtschaftlichen Betrieb leben zu können.
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Hof in Geichlingen züchtet edle Rinder
Die Familie Wagner aus der Eifel suchte nach Lösungen. Deshalb verdient der Betrieb in Geichlingen (Eifelkreis Bitburg-Prüm) sein Geld jetzt unter anderem auch mit hochwertigen Rindfleisch. Auf dem Bauernhof werden mit Wagyu-, Black Angus und Limousine seltene Rinderrassen gezüchtet.
Und so geht Landwirt Fabian Wagner schon am frühen Morgen mit einem großen Futtereimer in den Stall. Dort wird er bereits von rund zwanzig hungrigen Kühen erwartet. "Die Tiere bekommen zwei Mal am Tag eine kleine Menge Getreideschrot", erzählt Wagner.

Das ist ein Mix aus verschiedenen Getreidesorten, die seine Familie auf einer Fläche von rund 200 Hektar selbst anbaut. "Die Kühe kommen eilig angelaufen. Sie freuen sich darauf", so Wagner. Der 27-Jährige schaut sich seine Kühe genau an. Er will sicher gehen, dass es ihnen gut geht.
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Familie aus der Eifel betreibt einen Hofladen
Die Tiere werden nach einigen Jahren bei einem regionalen Metzger geschlachtet und zu verschiedenen Wurst- und Fleischwaren weiterverarbeitet. Einige Fleischprodukte werden schließlich samt Speiseölen, Honig oder Senf im familieneigenen Hofladen verkauft, der sich nur wenige Meter vom Kuhstall befindet.

Der Hofladen ist bereits jetzt als zweites finanzielles Standbein für die Familie enorm wichtig. Er soll demnächst noch mehr Geld ins Haus bringen. "Wir wollen künftig Fleischprodukte weniger an Großunternehmen und dafür mehr über den Hofladen direkt an die Kunden verkaufen", sagt Fabians Vater, Wolfgang Wagner.
Mit Hotel, Restaurant und Kochschule den Hof ergänzen
Familie Wagner setzt auf mehrere finanzielle Standbeine. Sie betreiben neben Bauernhof und Hofladen zudem im Nachbarort Körperich seit Jahren ein kleines Hotel. Dazu gehört ein Restaurant und eine Kochschule. Fabians Mutter, Ursula Wagner sagt, die Angebote ergänzen sich.

"Wir haben viele Gäste, die ein Wochenende im Hotel verbringen und anschließend nach dem Hofladen fragen", so Ursula Wagner. Bevor die Gäste abreisen, kommen sie häufig im Hofladen vorbei und kaufen ein, bevor sie schließlich mit einer vollen Kühltasche mit Fleisch, Öl oder Honig abreisen.

"Uns ist es wichtig, dass die Menschen unsere Betriebe in Geichlingen und Körperich miteinander verbinden. Das ist eine Einheit", sagt Ursula Wagner.
Viele Einkommen gleich mehr Sicherheit?
Es war auch ein Quäntchen Glück dabei, sagt Ursula Wagner. Sie ist froh, dass alle Betriebe derzeit gut laufen. Die Familie ist ein hohes Risiko eingegangen, weil sie ins Hotel, Restaurant und die Kochschule viel Geld investiert hat.
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Am Ende hat sich laut Familie Wagner alles ausgezahlt. Inzwischen machen allein Hotel, Restaurant und Kochschule ein Drittel des gesamten Familieneinkommens aus. Damit ist die Familie nach eigenen Angaben finanziell besser abgesichert, sollte der landwirtschaftliche Betrieb mal nicht laufen.
Landwirte mit Nebenjob werden mehr
Familie Wagner aus Geichlingen ist mit ihren vielen Nebeneinkünften unter den Landwirten nicht allein. Nach Angaben des Bauern- und Winzerverbands Rheinland-Nassau entscheiden sich immer mehr Landwirte dazu, sich neben dem ursprünglichen Landwirtschaftsbetrieb eine zusätzliche Einkommensquelle aufzubauen.
Grundsätzlich sind zwei oder drei finanzielle Standbeine für Landwirte sinnvoll.
Demnach stellen einige Bauern im Kreis Trier-Saarburg neuerdings vermehrt Automaten auf. Dort ist es möglich, jederzeit Wurst, Fleisch, Käse oder Eier zu kaufen. Konkrete Zahlen dazu, wie viele Landwirte in der Region Trier einer Nebenbeschäftigung nachgehen, gebe es laut Verband nicht.
Neue Geschäftsideen sollten zum Betrieb passen
Der Verband empfiehlt Bauern generell, sich neben dem eigentlichen landwirtschaftlichen Betrieb zwei bis drei zusätzliche Einnahmequellen aufzubauen. Ziel sei es, sich finanziell besser vor möglichen Krisen abzusichern.
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Die Geschäftsideen müssten aber zum ursprünglichen Unternehmen passen und dieses sinnvoll ergänzen. Der Landwirt müsse von seinem neuen Projekt überzeugt und sich dessen bewusst sein, dass er damit zunächst ein finanzielles Risiko eingeht. Ansonsten laufe er Gefahr, dass das neue Vorhaben scheitert.
Förderung und Kredite für Landwirte
Wer als Landwirt plant, sich etwas Neues nebenher aufzubauen, kann sich laut Verband beim Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DRL) Mosel eine Förderung beantragen. Bei der Landwirtschaftlichen Rentenbank gebe es zudem für Bauern vergünstigte Kredite.
Grundsätzlich rät der Bauern- und Winzerverband, sich bei neuen Vorhaben im Vorfeld beraten zu lassen.