In Rheinhessen und an der Nahe befürchten Kinderärzte überfüllte Praxen. Schon jetzt kümmerten sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter intensiv um die Organisation der bevorstehenden Corona-Impfungen für Kinder ab fünf Jahren. Sie nähmen Anrufe entgegen, setzten Kindernamen auf die Warteliste, machten Zeitpläne, berichtet der Mainzer Kinderarzt Thomas Koffler. Denn viele Eltern von Kindern mit schweren Erkrankungen waren lange verunsichert und haben auf die entsprechende Empfehlung der STIKO gewartet, berichtet etwa der Sprecher des rheinland-pfälzischen Kinderärzteverbands, Christian Neumann. Er hat eine Praxis in Zweibrücken.
Diese Eltern werden nun erleichtert sein. Die STIKO erklärte in ihrem am Donnerstag vorgelegten Beschluss, bei individuellem Wunsch könnten auch Kinder ohne Vorerkrankung geimpft werden. Ziel der Impfempfehlung sei es, schwere Covid-19-Verläufe und Todesfälle bei Kindern zu verhindern, so das Expertengremium am Robert Koch-Institut (RKI).
Nicht vorerkrankte Kinder haben nur geringes Risiko
Bei Kindern ohne Vorerkrankung gebe es nur ein geringes Risiko, so die Kommission weiter. Das Risiko seltener Nebenwirkungen der Impfung könne wegen der eingeschränkten Datenlage noch nicht eingeschätzt werden. Die Empfehlung gilt für Kinder ab fünf Jahren. Für diese Altersgruppe ist in der EU derzeit nur der Impfstoff von Biontech (Comirnaty) zugelassen.
STIKO: Eltern und Betreuungspersonen sollen sich impfen lassen
Sobald weitere Daten zur Sicherheit des Impfstoffs für Kinder vorliegen, werde die STIKO dies prüfen und die Empfehlung gegebenenfalls anpassen, hieß es weiter. Die Experten dringen in ihrer Mitteilung zudem darauf, dass sich Eltern, Lehrkräfte, Erzieher und Erzieherinnen sowie andere Betreuungspersonen impfen oder ihre Impfung auffrischen lassen.
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Empfehlung gilt auch für Kinder, die mit Risikopatienten in Kontakt sind
Bislang werden in Deutschland nur ab 12-Jährige regulär gegen Corona geimpft. In der ein oder anderen Praxis in Rheinland-Pfalz sorgte das bereits für Stress der Beschäftigten. "Wir impfen ja schon länger Kinder ab zwölf Jahren gegen Covid - das machen wir in der Mittagspause", berichtet der Mainzer Arzt Koffler. Weniger Ansturm gab es bislang etwa in der Zweibrücker Praxis von Neumann bei den Kinderimpfungen gegen das Corona-Virus.
In der Empfehlung der STIKO legt das Gremium auch eine Impfung von Kindern nahe, in deren Umfeld sich Menschen mit hohem Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf befinden, oder die sich selbst nicht durch eine Impfung schützen können. Als Beispiel nennt die STIKO hochbetagte und imunsupprimierte Personen. Das RKI entscheidet noch über die Beschlussvorlage der STIKO. Dies ist aber in der Regel Formsache.
Impfungen bei Kinderärzten oder im Impfzentrum
Erste Anlaufstelle bei der Schutzimpfung sollen nach Ansicht des Gesundheitsministeriums die Kinderärztinnen und Kinderärzte im Land sein. Anmeldungen bei den Kinderärzten laufen direkt über die Praxen.
Seit 1. Dezember können Eltern ihre Kinder von fünf bis elf aber auch online auf dem Impfportal des Landes sowie über die Hotline 0800 / 57 58 100 für eine Impfung registrieren lassen. Die Impfung erhalten sie dann in einem der neun Impfzentren des Landes. Die Impfungen sollen ausschließlich an speziellen Sonderimpftagen der einzelnen Impfzentren stattfinden.
In der ersten Woche nach Freischaltung der Impftermin-Registrierung verzeichnete das Gesundheitsministerium bereits 20.000 angemeldete Kinder. Laut Gesundheitsminister Clemens Hoch (SPD) sollen alle dieses Jahr noch ihren Termin für einen besonderen Familienimpftag bekommen.