Durch die Flut zerstörtes Haus in Rech, davor stehen Stühle im Halbkreis (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance)

Drei Monate nach der Flutkatastrophe

Sozialarbeit im Ahrtal - Spaß und Lachen dringend erwünscht

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AUTOR/IN
Sabine Hackländer

Drei Monate nach der Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und NRW sind immer noch viele Menschen traumatisiert. Vor allem die Kinder leiden. Ein Team von Sozialarbeitern versucht zu helfen.

Die Sozialarbeiterin Gundula Neukirchen ist mit ihrem Kollegen-Team bereits seit einigen Woche im Ahrtal unterwegs, um das geplante mobile Beratungsangebot vorzubereiten. Ende Oktober soll es in der Ahrbrücker Schule starten. "Wir wollen ein bisschen entlasten, wir wollen, dass es wieder erlaubt ist, zu lachen, dass man auch Spaß haben darf in dieser Situation", so Neukirchen.

Sozialarbeit im Ahrtal: Über Erlebtes reden

Bei den Kindern gehe es darum, dass sie über Erlebtes sprechen und zwar in ihrer eigenen kindlichen Wahrnehmung. Aber auch die Eltern seien eingeladen, ins Gespräch zu kommen. Dabei betont Neukirchen, dass es hier keinesfalls um eine Therapiestunde gehe. "Wir sind Pädagogen, wir können viele Sachen gerade rücken."

"Wir haben beispielsweise erlebt, dass Menschen, die nicht direkt betroffen waren, trotzdem mit einem schlechten Gewissen leben , nach dem Motto: Mir ist nichts passiert! Das ist genauso schlimm und bringt eine gewisse Hilflosigkeit mit sich."

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Umgang mit Erlebnissen unterschiedlich

Während ihrer Gespräche mit den Menschen im Ahrtal hat Neukirchen zudem festgestellt, dass Männer und Frauen zum Teil ganz unterschiedlich mit ihren Erlebnissen und Erinnerungen der Flutnacht umgingen.

"Wir waren in Ahrbrück, in Schuld und Ahrweiler und haben festgestellt, dass interessanterweise viele Frauen gerne mit uns gesprochen haben und sich geöffnet haben - im Gegensatz zu den Männern, die überhaupt gar nicht Stellung nehmen konnten, sich wirklich umgedreht haben und gegangen sind." Die Sozialarbeiterin erklärt sich die Verweigerungshaltung mit der Sorge der Betreffenden vor einem psychischen Zusammenbruch.

Beratungsangebot für Flutopfer

Das Beratungsangebot soll nun zunächst in der Denntal-Grundschule von Ahrbrück stattfinden. Auch im Bus oder bei den Menschen zuhause seien Beratungen möglich. Rund 15 Therapeuten und Sozialarbeiter seine dabei ansprechbar.

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