PISA-Studie entfacht Diskussion um Handynutzung

Das plant Rheinland-Pfalz zum Umgang mit Handys an Schulen

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Von Autor/in Jeanette Schindler

Die Bildungsminister der Länder haben über die Handynutzung an Schulen diskutiert. Die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) hat für Rheinland-Pfalz folgende Pläne.

Die jüngste PISA-Studie hat die Diskussion über ein Handyverbot an Schulen neu entfacht. Die Studie zeigt, wie sehr Schülerinnen und Schüler durch ihr Handy im Unterricht abgelenkt sind. Doch laut der Studie werden die schulische Leistungen schon durch die Handynutzung in der Freizeit beeinflusst.

Pläne der Bildung- und Kultusminister zu Handys an Schulen

Das Thema stand zwar nicht offiziell auf der Agenda der Bildungs- und Kultusministerkonferenz in Berlin. Dennoch wurde am Donnerstagabend mit Fachleuten über die Problematik der Handynutzung an Schulen gesprochen. Die nächste Konferenz soll entscheiden, ob eine bundesweite Empfehlung ausgegeben wird. Anordnen kann das Bundesbildungsministerium nichts, denn über Bildungspolitik kann jedes Bundesland selbst bestimmen.

Das plant Rheinland-Pfalz zu Handys an Schulen

Die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) sagte im SWR Interview, sie wolle gemeinsam mit Vertretungen der Lehrkräfte, Eltern und Schüler besprechen, ob es für die Schulen in Rheinland-Pfalz einheitliche Empfehlungen brauche. "Wir halten es schon für richtig, dass vor Ort entschieden wird. Weil die Schulen auch unterschiedlich sind. Es gibt Schulen mit ganz ausgereiften Medienkonzepten, die auch immer wieder Smartphones zu Unterrichtszwecken einsetzen. Das wollen wir nicht flächendeckend verbieten", sagte Hubig. Es sei aber völlig klar, dass die Schulen dabei unterstützt werden müssten.

Das rheinland-pfälzische Bildungsministerium hat eine Art Leitfaden auf seiner Internetseite, der Lehrkräften erste Informationen liefern soll.

Bisher entscheiden die Schulen in Rheinland-Pfalz eigenständig, welche Regeln sie aufstellen. Für jüngere Schülerinnen und Schüler gelten meist strengere Regeln als für ältere. Es wird angenommen, dass Jugendliche in höheren Klassenstufen mehr Medienkompetenz haben.

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Das planen andere Bundesländer

  • Hessen will ab dem Schuljahr 2025/2026 die private Nutzung von Handys in Schulen grundsätzlich verbieten. Die Geräte sollen aber weiter dorthin mitgenommen werden dürfen, etwa für Notfälle. Und sie sollen im Unterricht erlaubt bleiben, wenn Lehrer oder Schulen dies gestatten.
  • Baden-Württemberg plant eine Änderung des Schulgesetzes. Schulen sollen verpflichtet werden, sich Regeln im Umgang mit Smartphones zu geben.
  • In Bayern können sich Schulen oberhalb der Grundschule eine eigene "Nutzungsordnung" für die private Nutzung von Handys geben, ansonsten gilt grundsätzlich ein Handyverbot. An Grundschulen sind Smartphones außerhalb des Unterrichts tabu.
  • In Brandenburg müssen Handys während des Unterrichts in der Schultasche oder dem Schließfach verstaut werden.
  • Niedersachsen ist gegen ein generelles Handyverbot. Die grüne Kultusministerin Julia Willie Hamburg befürwortet aber starke Einschränkungen für Grundschulen und ist für länderübergreifende Absprachen.
  • In Thüringen sollen Handys aus dem Schulalltag an Grundschulen weitgehend verbannt werden. Nach Angaben des Thüringer Bildungsministeriums ist das bereits jetzt in etlichen Schulen so. Es soll dazu aber auch noch eine Vorgabe aus dem Ministerium geben.
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Das sagen Schülerinnen und Schüler in RLP zu Handys an Schulen

Ein komplettes Verbot der Smartphone Nutzung hält die Landesschüler:innenvertretung Rheinland-Pfalz nicht für sinnvoll. "Stattdessen würden wir uns ein stärkeres Medien-Aufklärungsprogramm wünschen. Man könnte eventuell Projekte mit Medienscouts schaffen, um die Schüler*innen über mögliche Gefahren der Smartphone-Nutzung aufzuklären, oder um die Schüler*innen zu motivieren, das Smartphone im Unterricht und den Pausen, wenn möglich, auszulassen."

Das sagen Lehrkräfte in RLP zu Handys an Schulen

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Rheinland-Pfalz weist darauf hin, dass es schon viele Schulen gebe, an denen Handys verboten seien. "Die konkrete Umsetzung bedeutet zusätzliche Belastungen für die Kolleginnen und Kollegen", so die GEW Vorsitzende Christiane Herz. "Daher plädieren wir für freiwillige Konzepte, die von der gesamten Schulgemeinschaft entwickelt und beschlossen werden."

Einige europäische Länder verschärfen ihre Handyregeln für Schulen

  • In Österreich gilt ab Mai bis zur 8. Klasse ein komplettes Handyverbot. Es darf auf dem Schulgelände nicht mehr genutzt werden.
  • Frankreich hat vor sechs Jahren Handyregeln aufgestellt. Für jüngere Schülerinnen und Schüler waren sie strenger als für ältere. Weil sie so oft umgangen wurden, startet nun an 200 französischen Schulen eine Pilotprojekt. Dort dürfen Handys überhaupt nicht mehr in die Schule mitgebracht werden.

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