Der 51-jährige Klaus Hampl aus Mainz arbeitet seit fast 20 Jahren als Intensivpfleger. Er kennt die Abläufe auf "Intensiv" - wie es im Klinikjargon heißt - bis ins Detail: "Wer auf diesen Stationen liegt, ist sehr krank und entsprechend intensiv sind Pflege und Betreuung." Das gelte für Corona-Patienten, wenn sie beatmet werden, aber "das gilt auch für jeden Grippepatienten, der hier landet".

Von Kopf bis Fuß sicher verpackt für die Intensivstation
Bevor es überhaupt mit der Arbeit losgehen kann, muss Intensivpfleger Hampl erstmal in die Intensiv-Uniform steigen: Spezieller Kittel, Maske, Handschuhe, Kopfbedeckung, Mundschutz und Schutzbrille - das ist die Ausrüstung, ohne die niemand zu einem Corona-Kranken oder anderen Isolierpatienten ins Zimmer darf. "Dann natürlich noch die Hände gründlich desinfizieren und zwar richtig, damit die Viren auch absterben", sagt Hampl.
Das Einkleiden dauert letztlich nur zwei, drei Minuten. Die wirkliche Herausforderung kommt erst hinterher: "Spätestens nach 20 Minuten fängt man richtig an zu schwitzen. Das Material ist nicht atmungsaktiv, man fühlt sich wie in einer Sauna", erklärt Hampl. Das macht die Arbeit auf einer Isolierstation besonders anstrengend.
Man werde also die ausgeschwitzte Flüssigkeit nicht los, gleichzeitig dehydriere man auch langsam. "Wenn man da rauskommt, muss man erstmal verschnaufen, denn es ist körperlich richtig anstrengend", so die Erfahrung des Intensivpflegers.
Auf der Intensivstation selbst geht es dann um die sichere medizinische Versorgung der Corona-Patienten einerseits und die Pflege andererseits.
"Wie intensiv wir einen Patienten betreuen, hängt davon ab, wie stabil er ist. Ist jemand sehr instabil und zum Beispiel an die Herz-Lungen-Maschine angeschlossen, dann darf der Patient nie allein gelassen werden", erklärt Hampl. Erst wenn eine Ablösung kommt, kann man sich vom Bett des Patienten entfernen.

Dialyse und Beatmung - immer unter Kontrolle
Die komplett von der Maschine beatmeteten Patienten seien die allerschwersten Fälle. Aber auch bei anderen beatmeten Patienten reiche es nicht, einfach nur die Apparate anzuschließen, und es gehe auch nicht nur um ein Gerät. "Dialyse, Beatmung, Lagerung - all das muss kontinuierlich überwacht werden." Fortlaufend werde geschaut, mit welchem Druck der Patient beatmet werden muss. Ist die Sauerstoffsättigung im Blut schlecht, müssten die Parameter angepasst werden. Oder eine zusätzliche Blutanalyse ist angezeigt, um einzuschätzen, was der Patient braucht. "Manchmal stellt man auch beim Abhören fest, dass ein Patient abgesaugt werden muss." Auch das erledigen die Intensivpfleger.
Auch die Dialysegeräte sind fortlaufend im Auge zu behalten und es sind regelmäßig Komponenten wie zum Beispiel Beutel auszutauschen. Bei Covid-19-Kranken, aber auch bei anderen beatmeten Patienten sei die Lungenprophylaxe enorm wichtig: "Der Patient wird von rechts nach links oder auch auf den Bauch gedreht." Das geht oft nur zu zweit, manchmal auch nur zu dritt. "Wenn es in die Bauchlage geht, dann ist auch ein Arzt dabei, der den Sitz des Tubus (Beatmungsschlauch, Anm. d.Red.) kontrolliert."
Die richtige Lagerung - eine Wissenschaft für sich
Was sich so einfach anhört, ist ein kompliziertes Geschäft: "Wenn wir jemanden einfach auf den Bauch legen, dann gehen nach vier Stunden seine Knie auf", so Hampl. Damit dies nicht passiert, müsse man spezielle Matratzen oder Hilfsmittel zum Einsatz bringen. Mittlerweile lagere man die Patienten deutlich regelmäßiger um als früher, als das in einem 8-Stunden-Rhythmus passierte.
Minutiöse Medikamentengabe
"Wer beatmet wird, bekommt über Pumpen Schmerz- und Schlafmittel. Die angeschlossenen Spritzen müssen den Patienten überlappend versorgen", sagt Hampl. Wenn nur die kleinste Lücke zwischen zwei Spritzen entstehe, bricht der Kreislauf zusammen. "Das passiert dann innerhalb von Sekunden." Daneben gibt es oft weitere Medikamente, die verabreicht werden müssen, nach genauem Plan der Ärzte. Immer wieder müsse gecheckt werden, ob die Dosierungen passen. "Soll ein Patient mitatmen oder besser nicht?" Davon hängt zum Beispiel die Stärke der Sedierung ab.
Die Pflege - von Mensch und Bett
Neben der medizinischen Versorgung geht es wie bei jedem Patienten auch um Ernährung, Ausscheidungen und Hygiene. Täglich findet eine Ganzkörperwaschung statt, "die braucht allein schon etwa eine halbe Stunde." Gerade die Intimpflege sei wichtig, damit es nicht zu Verkeimung und Harnwegsinfektionen komme. Oft müsse man die Patienten auch mehrmals am Tag waschen, wenn auch nicht komplett. Und manche Handgriffe seien alleine nicht zu schaffen, erzählt Hampl von seinem Alltag an der Uniklinik Mainz weiter.
Verkeimung - wohl mit eine der schlimmsten Szenarien für ein Krankenhaus. "Damit das nicht passiert, muss man auch die Betten in Ordnung halten. Wenn da Blut oder andere Sekrete sind, darin kann man die Patienten nicht liegen lassen." Also wird alle paar Stunden das Bett neu bezogen.
Systeme müssen regelmäßig getauscht werden
Neben den Menschen brauchen letztlich auch die ganzen Apparate auf einer Intensivstation Pflege - auch das gehört zu den Aufgaben der Intensivpfleger. So gibt es zum Beispiel so genannte Hahnbänke - daran sind mehrere Schläuche angeschlossen und mit einem kleinen Hahn versehen.

"Auch so was muss in ganz festen Intervallen ausgetauscht werden, da gibt es genaue Hygienestandards." Die betreffen auch Pumpen, Spritzen und andere Geräte.
Am Ende der Schicht - die Übergabe
"Wenn der Patient stabil ist und keine Besonderheiten hat, dann kommt man als Pfleger mit zwei Patienten pro Schicht klar. Hat einer meiner Patienten einen Notfall kann ich nicht beim anderen schauen, dann muss ein Kollege nach ihm schauen", sagt Hampl. Ein anderer Pfleger-Patienten-Schlüssel, also 1:3 oder 1:4, sei nicht machbar. Damit die Versorgung der Intensivpatienten 24 Stunden lang reibungslos läuft, ist auch die Übergabe an die nächsten Kollegen wichtig - "und da geht dann auch bestimmt eine halbe Stunde drauf."
Die Arbeit von Hampl bei der Betreuung von Covid-19-Patienten ist: intensiv. Deshalb hat er maximal zehn Schichten am Stück.