Ob mit dem Pedelec auf die Arbeit, dem Gravel-Bike durch die Weinberge oder dem Lastenrad zur Kita - in Rheinland-Pfalz fahren die Menschen aus den unterschiedlichsten Gründen und mit den verschiedensten Voraussetzungen Fahrrad.
Dabei gibt es mal eigene Radwege, mal Schutzstreifen, mal geteilte Fuß- und Radwege und oft müssen Radfahrende auf der Straße fahren. Zu Beginn der Legislaturperiode hat die rot-grün-gelbe Landesregierung den Radentwicklungsplan Rheinland-Pfalz 2030 vorgestellt. Ein mehr als hundert Seiten umfassendes Konzept zur Förderung des Radverkehrs im Land.
Darin steht unter anderem, dass der Anteil Fahrradfahrender in Rheinland-Pfalz bis 2030 von acht auf 15 Prozent erhöht werden soll. Dafür sollen geteilte Rad- und Fußwege vermieden, Radwege an Landesstraßen und "Radverkehrsanlagen in den Ortsdurchfahrten der Bundes- und Landesstraßen" ausgebaut werden.
Auch soll die Verkehrssicherheit für Radfahrende erhöht werden. In dem Entwicklungsplan heißt es dazu: "Die Ziele im Hinblick auf die Steigerung der Verkehrssicherheit sollen sich an der Vision Zero orientieren." Das bedeutet, irgendwann soll es keine Verkehrstoten mehr geben und dafür müssen Radwege und die Sicherheit von Radfahrenden deutlich erhöht werden. 2020 sind 14 Radfahrende in Rheinland-Pfalz bei Unfällen getötet worden.

Verkehrsministerium sieht Planung auf einem guten Weg
Nicola Diehl, Pressesprecherin des Verkehrsministeriums sagt, man betrachte den Verkehr in Rheinland-Pfalz ganzheitlich. Das heißt, "alle sollen gut von A nach B kommen", egal mit welchem Fortbewegungsmittel. Das Land würde "massiv investieren" und die Radinfrastruktur sei ein Schwerpunktthema der Landesregierung. Es seien insgesamt sieben Pendlerradrouten geplant, der zwischen Mainz und Ingelheim sogar schon im Bau.
"Bereits 2014 wurden geeignete Korridore für sieben Pendlerradrouten in Rheinland-Pfalz identifiziert", so die Pressesprecherin. Allerdings müssten immer viele Akteure dafür zusammengebracht werden. Mit allen betroffenen Kommunen müsste nach der Ausweisung von Zielkorridoren und Machbarkeitsstudien eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet werden, erst dann könne man mit dem Bau eines Pendlerradweges beginnen.
Wenn dann noch Wirtschaftswege Teil des Weges sind, müssten stellenweise die Landwirte einbezogen werden. Das Verkehrsministerium wolle nun die Beratung der Kommunen beim Ausbau von Radwegen verstärken, damit diese den Ausbau der Radinfrastruktur vorantreiben und Fördermittel besser abrufen können. Die Pläne sollen am Montag, 4. April bei einer Pressekonferenz vorgestellt werden.
Für den ADFC gehen die Maßnahmen nicht weit genug
Für Sara Tsudome, Geschäftsführerin vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) in Rheinland-Pfalz sind die Bemühungen der Politik für den Radverkehr noch zu wenig. Sie kritisiert, dass von den sieben Pendlerradwegen erst einer im Bau sei. Für sie würden die Kommunen zu wenig für Radfahrende tun. Das liege oft daran, dass die Expertise fehle oder Stellen nicht besetzt seien. Aber auch daran, dass die Kommunen sich scheuen würden, klare Verhältnisse zu schaffen, beispielsweise beim Straßenparken oder auch dem Umwidmen von Autofahrspuren zu Radfahrspuren. "Die Kommunen sollten alle Werkzeuge einsetzen, die sie jetzt schon zur Hand haben."
Viel problematischer sei aber laut Tsudome, dass die Kommunen oftmals so hoch verschuldet seien, dass sie kaum Handlungsspielraum hätten. Denn bei einer Überschuldung dürfe nur Geld für die Pflichtaufgaben ausgegeben werden. Während der Straßenbau - und seit kurzem auch der öffentliche Personennahverkehr - dazu gehörten, ist die Radinfrastruktur nicht per se Teil der Pflichtaufgaben, außer sie sind Teil des ÖPNV. Die Kommunen müssen also bewusst entscheiden, ob sie Gelder in die Radinfrastruktur investieren und es dafür an anderer Stelle nicht tun.
Daher fordere der ADFC in Rheinland-Pfalz Bau und Finanzierung von Radinfrastruktur zu vereinfachen. Denn gerade auf dem Land gebe es großes Potential für Pendler und Pendlerinnen, die beispielsweise mit einem Jobrad in die Städte fahren könnten. Dafür brauche es aber sichere und durchgehende Radverbindungen, so Tsudome.
Dass mehr Menschen auf das Fahrrad umsteigen würden, sehe man in Kommunen die sich schon jetzt für die Radinfrastruktur einsetzen würden, so der ADFC. Vorreiter seien da Ingelheim aber auch Landau, wo beispielsweise die Autos größtenteils aus der Innenstadt verbannt wurden. Dort sei auch der Verkehrsdezernent mit den Landwirten im Gespräch, dass die Wirtschaftswege mit Freigabe für Fahrräder umgewandelt werden würden in Fahrradwege mit Nutzrecht für die Landwirtschaft. Der Vorteil für die Landwirte wäre, dass sich dann die Kommune um die Instandhaltung kümmern würde. "Wenn das funktioniert, hat es Vorbildcharakter."