Ein weißer, umgebauter Reisebus steht im von der Flut zerstörten Dernau. Betroffene können dort psychologische Beratung bekommen. (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance)

"Ich frage mich täglich, wie kann ich die Hemmschwelle noch weiter runtersetzen?"

Sechs Wochen Beratungsbus im Ahrtal

Stand

In den Flutgebieten wird Hilfe auf allen Ebenen benötigt. Dennoch zögern viele traumatisierte Anwohner noch, die vertrauliche psychologische Hilfe im Beratungsbus anzunehmen.

Sechs Wochen ist der Beratungsbus nun im Flutgebiet unterwegs gewesen. Roswitha Stockhorst von der Kreisverwaltung Ahrweiler koordiniert die Aktion und zeigt sich gegenüber der Deutschen Presseagentur besorgt: "Ich frage mich täglich, wie kann ich die Hemmschwelle noch weiter runtersetzen?"

Offenbar gemischter Zuspruch für Beratungsangebot

Einerseits sei der umgebaute Reisebus mit Experten für soziale und psychologische Hilfe dringend nötig für traumatisierte Anwohner nach der tödlichen Flutkatastrophe in dem Flusstal, sagt Stockhorst. Andererseits werde das Angebot sehr unterschiedlich angenommen. Auch Lisa Bläser, Mitarbeiterin des Jugend-Hilfe-Vereins für den Kreis Ahrweiler, sagt, viele Anwohner zögerten noch, in das Fahrzeug zu kommen. Sie biete daher in den flutgeschädigten Orten auch einfach Leuten auf der Straße Hilfe an, etwa beim Ausfüllen von Formularen für finanzielle Hilfen.

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"Häufig kommen die Leute mit praktischen Problemen zu uns."

Der Bus sei oft nicht der Ort, um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen, sagt Stockhorst. Das passiere zumeist an sogenannten Infopoints sowie an den Essensausgaben und Sachspendenlagern in der Flussregion.

Ein "praktisches Problem", wie zum Beispiel fehlende Mülltonnen, führe dann über Umwege zu einem Gespräch über die eigentlichen Probleme und Ängste der Menschen, so Stockhorst. Gerade vor der dunklen Jahreszeit kämen Ängste hoch.

"Immer wieder spielen kleine Kinder die Flut zum Beispiel mit Sand nach. Das ist ihr Weg, ihre Erlebnisse zu verarbeiten."

Mehr Kinder in den Herbstferien beim Gespräch

In den Herbstferien seien auch mehr Kinder in den Bus gekommen. "Das ist gut, um direkt mit ihnen zu sprechen", erklärt Stockhorst. Dass Kinder die Erlebnisse der Flutnacht spielerisch nachstellen, sei ihr Weg, so die Koordinatorin. "Das sagen wir auch den Eltern." Wenn allerdings Kinder auch jetzt mehr als 100 Tage nach dem Hochwasser immer noch nicht schlafen und duschen könnten, würden sie in eine umfassendere therapeutische Unterstützung vermittelt.

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Der ehemalige Reisebus wurde umgebaut und mit zwei Büros und einer Spielecke ausgestattet. Er hält an rund 20 Stationen auf einer Länge von 50 Kilometern in den Flutgebieten.

Der Bus soll zunächst ein Jahr lang an fünf Tagen pro Woche an verschiedenen Stellen im Flutgebiet Halt machen. Das Konzept nennt sich "Aufsuchende Sozialarbeit".

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SWR