Die Schulpsychologie in Rheinland-Pfalz ist mit 15 bis 20 Kolleginnen und Kollegen ab dem Schulbeginn im Einsatz. Hinzu kommen nach Angaben des Pädagogischen Landesinstituts weitere Schulpsychologen aus Hessen, Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein und dem Saarland. Somit seien insgesamt rund 35 Kräfte vor Ort, um Schulleitungen, Lehrkräften, Eltern und Schülern in den Flutgebieten zu helfen, die besondere Situation zu bewältigen.
Wie geht es weiter? Schulstart in den Flutgebieten von Rheinland-Pfalz - eine Herausforderung
Am Montag beginnt in Rheinland-Pfalz wieder der Unterricht nach den Sommerferien. Wie gehen die Schulen in den Flutgebieten mit der Situation um?
Mehr als 20 Schulen meldeten bisher Hilfsbedarf an
Kontakt zu betroffenen Schulen gibt es längst. In den vergangenen Wochen haben Schulpsychologinnen und Schulpsychologen ihren Einsatz vorbereitet. Mehr als 20 Schulen in den Hochwasser-Regionen wollen bisher auf die angebotenen Hilfen zurückgreifen. In Online-Veranstaltung etwa konnten Schulleitungen schon äußern, was sie benötigen. Psychologen begleiten auch Dienstbesprechungen von Schulen, um zu klären, wie und wo unterstützt werden soll und kann.
Den Schulen, die Bedarf angemeldet haben, werden nun schulpsychologische Fachkräfte zur Seite gestellt. In der Regel arbeiten Schulpsychologinnen und Schulpsychologen in Krisensituationen laut Landesinstitut in Tandems.
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Wie umgehen mit Belastungsreaktionen und Traumabewältigung?
Ein zentrales Angebot der Psychologen an Schulleitungen, Lehrkräfte und Eltern: Vermitteln welche Belastungsreaktionen die dramatischen Ereignisse der Flutkatastrophe bei Schülerinnen und Schülern auslösen könnten und wie man damit umgehen sollte. Betroffene Kinder reagieren nach Angaben von Schulpsychologen sehr unterschiedlich, beispielsweise mit Schlafstörungen, Konzentrationsschwächen oder Lernproblemen. Sie können aber auch abwesend wirken, ängstlich oder hyperaktiv sein. Für solche möglichen Traumareaktionen wollen die Psychologen Eltern und Lehrer sensibilisieren.
"Einen neuen Schulalltag finden und gestalten"
Beratungen und Einzelgespräche finden vor Ort in den Schulen im Ahrtal oder auch telefonisch statt. Zudem gibt es von der Schulpsychologie Rheinland-Pfalz Online-Angebote, jeweils speziell für Schulleitungen, Lehrkräfte und Schulsozialarbeiter sowie Eltern. Ziele des Einsatzes seien unter anderem: Einen "neuen Schulalltag" für die Betroffenen zu finden und zu gestalten. Die Schulgemeinschaft zu stabilisieren, damit Schule als sicherer Ort wahrgenommen werde. Die Für- und Nachsorge der Betroffenen sicher zu stellen. Die Schulen beim Krisenmanagement zu beraten und zu unterstützen.
Die Schulpsychologinnen und Schulspychologen beraten Schüler, Eltern und Lehrer nach Angaben des Landesinstitus auch, wenn es darum geht, weitergehende Angebote zur psychologischen Nachsorge oder Traumabewältigung zu finden. Beispielsweise wenn es darum geht, ob eine Traumatherapie für ein Kind sinnvoll sein könnte oder wenn Eltern sich weitere Unterstützung holen wollen.
Leistungs- und Notendruck vermeiden
Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) hatte erklärt, ein normaler Unterricht werde in den Schulen in den Flutgebieten zunächst kaum möglich sein. "Wir haben jetzt diese Katastrophe, über die man viel sprechen muss, und es wird auch eine Weile dauern, bis man darüber sprechen kann." In der schulpsychologischen Beratung werde es eine große Aufgabe sein, die oft ganz unterschiedlichen Erfahrungen und Perspektiven zu berücksichtigen. Es dürfe jetzt keinen Leistungs- und keinen Notendruck geben.
Einsatz wird in Mayern koordiniert
Die Anfragen der Schulen im Krisengebiet werden im Schulpsychologischen Beratungszentrum Mayen zusammengeführt. Dort wird auch der Einsatz der Schulpsychologinnen und Schulpsychologen koordiniert. Inwieweit weitere Schulen Unterstützung benötigen, werden nach Angaben des Pädagogischen Landesinstitus die nächsten Wochen zeigen. Die Schulpsychologie sei Ansprechpartner für alle Schulen in der Region.
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Psychologen-Einsatz zunächst bis zu den Herbstferien geplant
Aktuell ist der Einsatz der Schulpsychologen vor Ort, zur Aufarbeitung des Hochwassers und der Katastrophenlage, bis zu den Herbstferien geplant. Wie genau der Bedarf der Schulen in den kommenden Monaten und Wochen aussehen werde, könne man aber erst im Laufe der Zeit präzise definieren, heißt es vom Landesinstitut.
Zudem sei die Schulpsychologie "ein fester Unterstützungspartner für die Schulen" im Land und damit "dauerhaft ausgelegt." Jede Schule in Rheinland-Pfalz hat Ansprechpartner in Beratungszentren.