Junge Frau hält Handy mit Notrufnummer 110 in der Hand (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance / Sophia Weimer)

Neue Betrugsmasche am Telefon

Vorsicht! Abzocke mit falschen Europol-Anrufen

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Sibille Lozano
Bild von Sibille Lozano, Redakteurin bei SWR Aktuell in Rheinland-Pfalz (Foto: SWR)

"This is a call from Europol" - bei diesem Satz sollten Sie das Telefongespräch direkt beenden, denn meist handelt es sich um einen Betrugsversuch. Die Masche kommt laut LKA auch in Rheinland-Pfalz immer wieder vor.

Wer steckt hinter den Schockanrufen?
Was wollen die Betrüger?
Wie kann ich mich wehren?
Was kann ich tun, wenn ich betrogen wurde?

Den ersten Anruf von Europol-Betrügern bekam Anne K. im März. Damals wurde eine Computeransage mit einer Frauenstimme abgespielt, die Anne weismachen wollte, dass persönliche Daten von ihr gestohlen wurden und dass jetzt in ihrem Namen Betrügereien begangen werden. Für weitere Infos solle sie die Ziffer Eins am Telefon drücken.

Doch die 35-Jährige aus dem Kreis Bernkastel-Wittlich ließ sich nicht täuschen: "Ich hatte zuvor noch nichts von dieser speziellen Anrufmasche gehört, war aber gleich skeptisch, da ich ja von ähnlichen Betrugsmaschen schon gehört hatte." Anne K. legte einfach auf und informierte die Polizei.

500.000 Euro nach Europol-Schockanruf weg

So wie Anne K. ging es in den vergangenen Wochen vielen Menschen in Rheinland-Pfalz. Immer wieder berichten Polizeidienststellen von Betrügern, die sich am Telefon als Mitarbeiter der europäischen Polizeibehörde Europol, der internationalen Polizeibehörde Interpol oder als Mitarbeiter des FBI ausgeben.

Wie viele Fälle es genau sind, kann das Landeskriminalamt (LKA) nicht sagen; nicht alle Betroffenen melden sich bei der Polizei. Die Bundesnetzagentur hat zu der Betrugsmasche seit Ende Februar rund 9.200 Verbraucherbeschwerden aus ganz Deutschland bekommen.

In einigen Fällen waren die Kriminellen auch erfolgreich: So hat beispielsweise im März eine Frau aus Rheinhessen eine halbe Million Euro verloren, weil sie einem falschen "Police Officer" glaubte. Er gaukelte ihr unter anderem vor, jemand habe auf ihren Namen Konten eröffnet, die mit Geldwäsche in Verbindung gebracht würden.

Wer steckt hinter den Schockanrufen?

Wer genau hinter den Anrufen steckt, ist unklar. Wenn die Betrügerinnen und Betrüger anrufen, versuchen sie es oft mehrmals hintereinander mit wechselnden Telefonnummern. Oft erscheint im Display sogar die echte Rufnummer einer Polizeibehörde. Die verwendete Technik nennt sich "Call-ID-Spoofing".

Die Rufnummern werden nach Erkenntnissen der Bundesnetzagentur in Call-Centern im Ausland manipuliert. Das mache es schwer, die Täter zu ermitteln. Denn ausländische Rufnummern unterliegen nicht der Nummernverwaltung durch die Bundesnetzagentur.

Immerhin: Künftig sollen gefälschte deutsche Anrufnummern nicht mehr im Display angezeigt werden können - der technische Schutzmechanismus, der dafür nötig ist, steht laut Bundesnetzagentur spätestens im Dezember zur Verfügung.

Was wollen die Betrüger?

Die Kriminellen sind darauf aus, an persönliche Informationen ihrer Opfer zu kommen. Sie geben meist vor, Daten wie Anschrift, Geburtsdatum und Kontoverbindung mit den Angaben in ihrer polizeilichen Datenbank abgleichen zu wollen. Sie fragen aber auch nach Zugangspasswörtern und PINs.

Außerdem verlangen sie in der Regel, dass Geld überwiesen wird - teils in Kryptowährungen. In einigen Fällen wurden die potentiellen Opfer auch aufgefordert, eine Schadsoftware auf dem Handy oder dem Computer zu installieren, die als App getarnt war. Die Betrüger hätten so Fernzugriff auf die Geräte bekommen, um beispielsweise Banküberweisungen zu veranlassen.

❗️ Bundesweite betrügerische Anrufe angeblicher Europol-Mitarbeiter ❗️ Mithilfe einer Täuschung versuchen Täter die Opfer zur Übergabe oder Überweisung von Geldbeträgen und Preisgabe persönlicher Informationen zu bewegen. Zur Warnmeldung ➡️ https://t.co/zA9Q2HrBDP https://t.co/4fGOzQNmaI

Vereinzelt hat das LKA auch Versuche registriert, an Rentenversicherungen zu gelangen. Angerufen werden sowohl jüngere als auch ältere Menschen. Die Bundesnetzagentur warnt: "Generell sollten Verbraucher äußerst sensibel mit ihren persönlichen Daten umgehen."

Wie kann ich mich wehren?

Wichtigster Tipp: Direkt auflegen, zur Polizei gehen und den betrügerischen Anruf melden. Wenn finanzieller Schaden entstanden ist, Anzeige erstatten. Haben Betrüger Konto-Informationen bekommen, sollte auch die Bank informiert werden, um das Konto umgehend zu sperren.

Weitere Tipps, um sich gegen Schockanrufe zu wehren, gibt die Polizei auf ihrer Internetseite.

Was kann ich tun, wenn ich betrogen wurde?

Mit Hilfe der Bank kann das Geld, das fälschlicherweise überwiesen wurde, möglicherweise wieder zurückgeholt werden. In einigen Fällen haben Betroffene auch ein Recht auf Entschädigung.

Beratung und konkrete Hilfe für Kriminalitätsopfer bietet die Organisation Weißer Ring - online oder per Telefon unter 116 006. Das Angebot ist kostenfrei, die Anrufer dürfen anonym bleiben, betont ein Sprecher der Organisation in Mainz. Die sogenannten Opferhelfer seien auch dafür da, Ansprechpartner zu finden, wenn Betroffene psychisch darunter leiden, auf Betrüger reingefallen zu sein.

Anne K. aus dem Kreis Bernkastel-Wittlich ist seit dem Vorfall im März übrigens noch einige Male von den Europol-Betrügern angerufen worden, immer wurde ihr eine andere Nummer angezeigt. Sie hat alle blockiert. Und damit alles richtig gemacht.

Vorsicht: Perfide Abzocke Polizistentrick - Falsche Beamte machen Beute

Es ist ein besonders übler Trick: Betrüger geben sich als Polizisten aus, gewinnen das Vertrauen der meist älteren Opfer, um dann an deren Wertgegenstände und Geld zu kommen.

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