Menschen, die aus der Ukraine fliehen, an einem Bus, der sie nach Deutschland bringen soll. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa/AP | Markus Schreiber)

Russlands Krieg gegen die Ukraine

Rund 100 Kriegsflüchtlinge halten sich derzeit offiziell in RLP auf

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In den fünf rheinland-pfälzischen Aufnahmeeinrichtungen für Asylsuchende sind nach offiziellen Angaben bislang 105 Menschen aus der Ukraine angekommen.

Seit Donnerstag seien 16 ukrainische Staatsbürger dort aufgenommen worden, teilte das Integrationsministerium am Freitag in Mainz mit. Gleichzeitig hätten 14 die Einrichtungen wieder verlassen, um bei Freunden oder Familie unterzukommen.

Ukrainer, die direkt bei Bekannten oder Verwandten unterkämen, würden nicht erfasst. Das Land hatte angekündigt, seine Plätze für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine um insgesamt 4.000 Plätze aufzustocken. In der AfA Kusel zum Beispiel kämen 580 Betten dazu, sagte ein Sprecher des Ministeriums am Freitag. 200 Betten sollten in einer Sporthalle aufgestellt werden, weitere 300 in zwei Thermohallen.

Von den rund 3.800 Plätzen in den fünf Einrichtungen des Landes in Trier, Bitburg, Hermeskeil, Kusel und Speyer könnten derzeit wegen der Corona-Regeln nur 3.300 genutzt werden. Zu Beginn der Woche waren davon 2.700 belegt, also etwa 600 frei. Mit der Umwandlung von anders genutzten Räumen sowie Containern und Zelten auf Stellplätzen ließen sich die zusätzlichen 4.000 Plätze schaffen, hieß es.

Viele Flüchtlinge wollen in der Nähe ihrer Heimat bleiben

In Lambsheim (Rhein-Pfalz-Kreis) sind am Donnerstag auch einige Geflüchtete ankommen. Für ihre Unterkunft ist gesorgt. Zunächst sollen sie in einer Turnhalle untergebracht werden und dann in privaten Unterkünften.

Eine junge Helferin vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) berichtete von ihren Eindrücken bei der Aufnahme der Geflüchteten. Die Helfer und Helferinnen seien mit drei Bussen in das Grenzgebiet zwischen Polen und der Ukraine gefahren, um dort Hilfsgüter abzuliefern und Schutzsuchende aufzunehmen. Sie hätten aber feststellen müssen, dass viele Menschen gar nicht mit nach Deutschland wollten, weil sie lieber in Heimatnähe - etwa in Polen, Tschechien und Rumänien - bleiben wollten, um ihren Verwandten möglichst nahe zu sein. Deswegen seien nur wenige mitgefahren und die Busse teils leer geblieben.

Auch berichtete die Helferin von viel Angst und Verzweiflung unter den Menschen und einer recht aggressiven Stimmung beim ukrainischen Militär. Offenbar hätten die Soldaten nicht gewusst, was die Helfenden überhaupt dort wollten. Eine junge ukrainische Frau sprach nach ihrer Ankunft in Lambsheim von einer 25-stündigen Busfahrt allein bis zur deutschen Grenze. Dann hätten sie nochmal vier Stunden warten müssen bis zur Weiterfahrt.

Flüchtlinge auch in LSB-Sportschule in Schifferstadt

In der Sportschule des Landessportbundes in Schifferstadt (Rhein-Pfalz-Kreis) sind seit Donnerstag 28 Flüchtlinge aus der Ukraine untergebracht. Nach Angaben des Landessportbundes handelt es sich um Gehörlosensportler und ihre Familien.

Innenminister Lewentz lobt Menschen in Rheinland-Pfalz für Privatinitiativen

Im Zusammenhang mit Privatinitiativen hat Landesinnenminister Roger Lewentz (SPD) die Menschen in Rheinland-Pfalz gelobt. Das sei eine tolle Bewegung, auf die man sehr stolz sein könne. Den Flüchtenden stünden nach ihrer Ankunft Gesprächs- und Traumabewältigungsangebote zur Verfügung.

Es wird damit gerechnet, dass nach und nach immer mehr Menschen aus dem Kriegsgebiet in Deutschland und in Rheinland-Pfalz Zuflucht suchen werden. Schon jetzt haben sich nach UN-Angaben etwa eine halbe Million Menschen auf den Weg Richtung Westen, Richtung Frieden gemacht. Mindestens 7.500 sollen bislang insgesamt in Deutschland angekommen sein.

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Ergreifende Hilferufe aus dem Krisengebiet

Mancherorts kommen in Rheinland-Pfalz eindringliche Hilferufe aus der Ukraine an. So zum Beispiel in Sprendlingen-Gensingen, das eine Partnergemeinde im Nordwesten der Ukraine hat. Verbandsgemeinde-Bürgermeister Manfred Scherer (SPD) hält per Videoschalte Kontakt mit Menschen aus Boratyn. Die Schilderungen aus dem Krisengebiet sind nur schwer zu ertragen. Ein Hilfskonvoi sollte am Mittwochabend Richtung Boratyn aufbrechen - Schutzwesten, Helme, Funkgeräte, all das benötigten die Menschen dort jetzt so dringend. Sie wollen bislang noch in ihrer Heimat ausharren, um diese zu verteidigen.

Dreyer: Flüchtlingshilfe gemeinsam mit dem Bund

Bund und Länder haben unterdessen vereinbart, offene Fragen zur Unterbringung ukrainischer Kriegsflüchtlinge schnell zu klären. Das teilte die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) nach einer Sitzung des Auswärtigen Ausschusses des Bundesrats am Donnerstag mit. Weil sich die Lage für die Zivilbevölkerung in der Ukraine weiter zuspitze, sei von einer großen Zahl von Kriegsflüchtlingen auszugehen, so Dreyer. In Rheinland-Pfalz stehen laut Innenminister Roger Lewentz (SPD) mehrere tausend Plätze zur Unterbringung zur Verfügung. Viele Kommunen hatten sich bereit erklärt, Geflüchtete aufzunehmen.

So bereiten sich die Kommunen im Land vor

Die Städte und Kreise suchen nach verschiedenen Möglichkeiten, um die Menschen, die aus der Ukraine flüchten, unterzubringen. In der Regel sind es Frauen und Kinder, die ankommen werden, denn Männer im Alter von 18 bis 60 Jahren dürfen die Ukraine nicht mehr verlassen.

In Mainz zum Beispiel sollen zwei Häuser auf einem ehemaligen Militärgelände zunächst für Neuankömmlinge aus der Ukraine reserviert bleiben. Die Stadt könnte nach eigenen Angaben kurzfristig rund 500 Unterkunftsplätze vorbereiten, unter anderem in Turnhallen. Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) appellierte an die Bürger der Stadt, für die Menschen in der Ukraine zu spenden und leerstehenden Wohnraum zu melden. "Der Wille zu helfen steht über allem und ist riesig groß", sagte er.

Diese Hilfsbereitschaft zeigt sich auch an vielen anderen Orten im Land. "Wir haben eine Welle der Hilfsbereitschaft in Ludwigshafen", sagte Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (SPD). Viele Bürgerinnen und Bürger hätten bereits angeboten, Flüchtlinge in Wohnungen oder Gästezimmern in Ludwigshafen unterzubringen. Zudem gebe es in den Asylunterkünften der Stadt Platz für 200 Flüchtlinge.


Ob Trier, Idar-Oberstein, Birkenfeld, Bad Kreuznach oder Neustadt an der Weinstraße - von überall wird berichtet, dass bereits Betten und Unterkünfte bereitstehen. Die Liste ließe sich wohl beliebig verlängern.

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Eifeler Familie bringt 13 Menschen in Sicherheit

Oft sind es private Initiativen, die Menschen aus der Ukraine herausholen und in Sicherheit bringen. So eine Familie aus Seffern in der Eifel (Kreis Bitburg-Prüm). Sie haben eine Verwandte mit ihren zwei Kindern in Sicherheit gebracht. Die übrigen acht Plätze in ihrem Fahrzeug waren innerhalb von einer halben Minute vergeben.

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Psychosoziale Betreuung der Flüchtlinge in RLP

Die Malteser Werke planen unterdessen in Mainz den Aufbau einer psychosozialen Betreuung für Flüchtlinge aus der Ukraine. Insbesondere durch den Krieg getrennte Familien, in denen die Ehemänner vor Ort hätten zurückbleiben müssen, seien oft erschöpft und seelisch am Ende, teilte der Leiter des Migrationsbüros Rheinland-Pfalz/Hessen der Malteser, Behrouz Asadi, mit. Er selbst wird am Donnerstag auch Richtung Ukraine aufbrechen, um zu helfen.

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Vereinte Nationen rechnen mit bis zu vier Millionen Flüchtigen insgesamt

Seit dem russischen Angriff auf ihr Land haben fast 1,5 Millionen Menschen die Ukraine verlassen. Mehr als die Hälfte ist nach Polen gegangen. Das meldet die Internationale Organisation für Migration. Auch in Moldau, Ungarn, Rumänien und der Slowakei sind die Flüchtlingszahlen inzwischen sechsstellig. Die deutsche Bundespolizei hat knapp 28.000 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine registriert. Weil die deutschen Grenzen nicht kontrolliert werden, geht sie aber davon aus, dass es schon wesentlich mehr Flüchtlinge sind. Die Vereinten Nationen stellen sich auf bis zu vier Millionen Flüchtlinge aus der Ukraine ein, sollte sich die Situation weiter verschlechtern. Die EU rechnet mit sieben Millionen Vertriebenen in und aus der Ukraine.

In Rheinland-Pfalz leben mehr als 5.000 Menschen mit ukrainischen Wurzeln. Rund 1.000 sind seit 2015 eingebürgert worden.

Dreimonatiger Aufenthalt auf jeden Fall gewährleistet

Grundsätzlich berechtigt ein biometrischer Pass Menschen aus der Ukraine zu einem 90-tägigen Aufenthalt in Deutschland. Dieser ließe sich unkompliziert um weitere 90 Tage verlängern, heißt es aus dem Mainzer Integrationsministerium.

Das Land, so Integrationsministerin Katharina Binz (Grüne), habe die Ausländerbehörden auch darauf hingewiesen, Rückführungen und Abschiebungen von ukrainischen Staatsangehörigen auszusetzen und diese Personen mit einer Duldung auszustatten.

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SWR