Die Corona-Beschlüsse der Bund-Länder-Konferenz sind beim Einzelhandel und der Gastronomie in Rheinland-Pfalz überwiegend auf Kritik gestoßen.
Man habe zwar damit gerechnet, dennoch seien die Händler "entsetzt", so der Handelsverband Rheinland-Pfalz. Es sei wie im vergangenen Winter erneut mit erheblichen Verlusten zu rechnen, so Hauptgeschäftsführer Thomas Scherer. Die Überbrückungshilfen für Händler deckten dabei nur Teile der Fixkosten. Zudem zeigten Studien, dass der Handel kein Infektionstreiber sei.
Konflikte mit Kunden "vorprogrammiert"
Inhabergeführte Geschäfte sind laut Scherer auch kaum in der Lage, an der Kasse Menschen zu bedienen und gleichzeitig den Eingangsbereich zu kontrollieren. Konflikte mit Kunden seien daher vorprogrammiert. Das habe man schon in den vergangenen Wochen gemerkt. "Dafür sind die Mitarbeiter nicht geschult", sagte Scherer.
Kontrollen nicht durchführbar
Vom Handelsverband in Rheinhessen heißt es, das sei für den Handel eine große Belastung, die Regel sei überzogen. Die Trierer City Initiative kritisiert den Beschluss ebenfalls. Viele Einzelhändler könnten die Kontrollen nicht durchführen. Es gingen dem Einzelhandel Kunden und damit Umsätze verloren.
Weniger scharfe Töne kommen aus der Westpfalz. Der Pirmasenser Einzelhandelsverband zeigte sich sogar erleichtert, dass sich die Konferenz auf die 2G-Regel in Einzelhandelsgeschäften geeinigt hat. Man könne damit umgehen.
Schmitt sieht 2G-Regel kritisch
Die rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt (FDP) sieht die bundesweite 2G-Regel für den Einzelhandel kritisch. Sie finde das "ein Stück weit schwierig“, sagte Schmitt im SWR. In Rheinland-Pfalz habe man darauf gesetzt, die Zahl der Kunden auf eine Person pro zehn Quadratmeter zu begrenzen.
Schmitt äußerte allerdings auch Verständnis dafür, dass Bund und Länder die deutschlandweit einheitliche Regelung für den Handel vereinbart hätten, "um Bewegungsströme zu vermeiden." Und im Gegensatz zum Dezember 2020 könnten die Läden den Betrieb aufrecht erhalten. Nun gehe es darum, die 2G-Regel in den Geschäften zu kontrollieren, was einen administrativen Aufwand mit sich bringe.
Schmitt verspricht Unterstützung
Den Einzelhändlern sicherte die Ministerin weitere Unterstützung zu. "Wir haben uns dafür eingesetzt, dass die Überbrückungshilfe IV bis ins Frühjahr 2022 verlängert werden muss." Im Moment liefen gerade die letzten Abstimmungen.
Der Handel habe stark auf das Weihnachtsgeschäft gehofft. Jetzt müsse man die Betriebe in dieser schwierigen Situation begleiten, so Schmitt.
"Man geht von Umsatzeinbrüchen von 30 bis 50 Prozent aus. Das ist eine harte Situation."
Selbsttest unter Aufsicht in der Gastonomie
Mit Blick auf 2G-Plus in der Gastronomie in Rheinland-Pfalz kündigte Schmitt an, einen beobachteten Selbsttest zu ermöglichen. Ab Samstag (4. Dezember) brauchen Geimpfte und Genesene in Rheinland-Pfalz zusätzlich ein negatives Testergebnis, um beispielsweise Zutritt zu Gaststätten oder Fitnessstudios zu erhalten.
Dehoga: Lockdown durch die Hintertür
Bedenken gegen die 2G-Plus-Regel kommen vom Hotel- und Gaststättenverband. Der Dehoga-Bezirkschef in Kaiserslautern, Alf Schulz, sagte, das sei ein Lockdown durch die Hintertür. Viele Geimpfte und Genesene würden wohl eher darauf verzichten, sich vor einem Restaurant-Besuch testen zu lassen.
3G-Plus auch in Baden-Württemberg
Auch im benachbarten Baden-Württemberg gehen die Maßnahmen teils über das von Bund und Ländern Vereinbarte hinaus. Auch hier wird es in der Gastronomie eine 2G-Plus Regel geben. Zudem sind Großveranstaltungen praktisch untersagt.
Welche Regeln gelten in BW? Neue Corona-Regeln seit Samstag: Auch Zweitgeimpfte und Genesene teilweise von Testpflicht bei 2G Plus befreit
Baden-Württemberg hat die Corona-Maßnahmen weiter verschärft. In vielen Bereichen gilt die 2G-Regel oder sogar 2G Plus. Zu den geltenden Ausnahmen sind weitere hinzugekommen.