Kritik in Mainz und Wiesbaden

Taxi-Protest gegen Uber: Welche Vorteile hat die App wirklich?

Stand

Von Autor/in Ingrid Reitenbach

Immer mehr Taxifahrer wehren sich gegen Uber - zuletzt auch in Mainz. Sie fühlen sich gegenüber dem App-Angebot im Nachteil. Was ist dran an der Kritik?

"Gleiche Bedingungen für alle" fordern Taxifahrerinnen und -fahrer in Mainz und Wiesbaden. Denn sie fühlen sich gegenüber dem Fahrdienst im Nachteil, voll allem weil über die Uber-App Fahrten für gleiche Strecken meist günstiger angeboten werden. Was ist dran an der Kritik? Welche Vorteile bringt Uber? Und wie groß sind die Preisunterschiede zwischen Uber und Taxi?

Mainz

Existenz gefährdet? Gegen Uber und Co: Protest mit 100 Taxis in Mainz gegen Billig-Konkurrenz

In Mainz haben Taxifahrerinnen und Taxifahrer am Mittwochnachmittag gegen Fahrdienste protestiert, die ihre Leistungen über das Internet anbieten.

SWR Aktuell Rheinland-Pfalz SWR RP

Wie funktioniert Uber?

Uber bietet seine Fahrten über eine App an, dabei kooperiert das Unternehmen mit lokalen Taxi- und Mietwagenunternehmen. Die Fahrerinnen und Fahrer besitzen alle eine Fahrerlizenz, einen sogenannten Personenbeförderungsschein.

Das war nicht immer so, weshalb mehrere Taxizentralen 2019 gegen Uber geklagt hatten. Nach mehreren Instanzen entschied der Bundesgerichtshof 2022 entschieden, dass Uber Lizenzen vorweisen muss, um Fahrgäste befördern zu dürfen.

Wie bestelle ich eine Fahrt über Uber?

In der Uber-App gibt der Fahrgast zuerst die Adresse seines Zieles ein. Daraufhin gibt es die Auswahl zwischen verschiedenen Fahrzeugen, die gerade in der Nähe sind. Neben den Fahrzeugen steht immer der voraussichtliche Preis der Fahrt. Der Fahrgast bestätigt seine gewünschte Fahrt und wird informiert, sobald der Fahrer am Abholort ankommt.

Bei der Abholung bestätigen Fahrer und Fahrgast den Namen des jeweils anderen. So wird garantiert, dass das Uber-Auto von keinem anderen Fahrgast "weggenommen" werden kann. Nach der Fahrt können sich Fahrer und Fahrgast gegenseitig mit bis zu fünf Sternen bewerten. Über die App kann dann auch Trinkgeld gegeben werden - oder natürlich persönlich. Die Bestellung einer Fahrt ist auch über die Website möglich.

Was kritisieren die Taxiunternehmen?

Taxifahrer fühlen sich in ihrer Existenz bedroht, weil Uber-Fahrer zu anderen Preisen fahren können als sie selbst. Uber selbst argumentiert den Preisunterschied mit einer höheren Auslastung. Taxifahrerinnen und -fahrer fordern, dass Uber zu gleichen Bedingungen fahren soll - mit einem Mindestpreis und einem Wegstreckenzähler, wie es im Taxi-Gewerbe in Deutschland gängig ist. Das ist bisher nicht der Fall. "Taxifahrer zahlen bei Uber, im Vergleich zu vielen klassischen Taxizentralen, keine starre Mitgliedsgebühr, sondern nur eine prozentuale Vermittlungsgebühr pro tatsächlich vermittelter Fahrt", bestätigt Uber.

Deshalb stünden die Uber-Fahrer selbst unter einem enormen Druck, schildern ein langjähriger Fahrer im Taxi- und Mietwagengewerbe aus Frankfurt. "Der Druck auf die Fahrer, genug Fahrten zu absolvieren, um als selbstständig tätiger Uber-Fahrer über die Runden zu kommen, resultiert in prekären Arbeitsbedingungen." Ein zentraler Aspekt sei auch die Preistransparenz bei Buchungen. "Wenn jemand einen Fahrdienst für 15 Kilometer bucht und dafür etwa 30 Euro bezahlt, müssen von diesem Betrag hohe Provisionen in Höhe von 35 % und mehr sowie 19 % Umsatzsteuer abgezogen werden. Das führt dazu, dass die tatsächlichen Einnahmen für Fahrer bei Plattformen wie Uber minimal sind." Im Vergleich dazu sei die Provision im Taxigewerbe bei etwa 12 % und auch hier ist die Umsatzsteuer deutlich geringer.

Vorwurf: Uber-Fahrer missachten Regeln

Außerdem fordern Taxifahrer stärkere Kontrollen der Uber-Fahrer. Die Wiesbadener Taxizentrale hatte im letzten Jahr kritisiert, dass die Uber-Fahrerinnen und -Fahrer sich nicht daran halten würden, nach einer Fahrt zu ihrem Standort zurückzukehren. Zu dieser sogenannten Rückkehrpflicht sind sie nach dem Personenbeförderungsgesetz verpflichtet, wie SWR-Rechtsexperte Christoph Kehlbach erläutert.

Das Personenbeförderungsgesetz hat 2021 explizit für neue Anbieter verordnet, dass sie nur Aufträge annehmen dürfen, wenn sie zuvor per Telefon oder App bestellt wurden. Das ist bei Taxis anders, sie dürften überall Fahrgäste in ihr Fahrzeug einsteigen lassen.

Warum bietet Uber einen Festpreis?

Bei Uber gibt es für jede Fahrt einen Festpreis, der bei der Buchung angezeigt wird. "Denn viele Fahrgäste schreckten bislang vor der Preisunsicherheit im Taxi zurück. Nicht im Vorfeld zu wissen, was eine Dienstleistung oder Ware kostet, wäre undenkbar in anderen Branchen", erklärt das Unternehmen auf seiner Webseite. Daraus resultiere eine erhöhte Nachfrage für die Taxi- oder Mietwagenfahrerinnen und -fahrer, die zu einer höheren Auslastung der Wagen führt.

Außerdem ist jede Fahrt für eine bestimmte Person gebucht. Kein Wagen oder gar ein Wagen, in den ein anderer Fahrgast schneller einsteigt, sind somit ausgeschlossen. Mittlerweile kann aber auch eine Fahrt für jemand anderen über Uber bestellt werden.

Was kosten kurze und längere Fahrten per Uber oder Taxi?

Wir haben über die Uber-App und die Internetseite Taxirechner eine Fahrt vom SWR Mainz zum Ludwig-Eckes-Platz in Nieder-Olm angefragt. Bei Uber müssten wir für die etwa 15 Kilometer lange Strecke je nach Fahrzeugtyp und Wartezeit zwischen 24,81 Euro und 30,57 Euro zahlen. Mit dem klassischen Taxi wären es 35,90 Euro.

Für die 4,5 Kilometer lange Strecke vom SWR zum Mainzer Landtag werden im Taxi genau 16 Euro fällig. Mit Uber müssen 10,94 Euro (mit Wartezeit), 11,76 Euro bis 18,79 Euro (für Großraum-Limousine) gezahlt werden.

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In welchen Städten fährt Uber?

Uber ist seit zehn Jahren in Deutschland auf dem Markt vertreten. Aktuell ist Uber neben Mainz und Wiesbaden in mehr als 30 Städten in Deutschland verfügbar. Insgesamt ist Uber in mehr als 10.000 Städten in 71 Ländern aktiv. Ein großer Unterschied zwischen Deutschland und dem Ausland ist, dass hier ausschließlich Fahrer mit einer gültigen Lizenz fahren dürfen.

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