- Gefahren von Niedrigwasser
- Schwimmen im Rhein - keine gute Idee
- Bald zu Fuß durch den Rhein?
- Vorhersage kommende Wochen
- Was bringt der Herbst?
Zwar sind die Werte des Rekord-Niedrigwassers von 2018 noch nicht erreicht, es gibt jedoch schon deutliche Einschränkungen und Behinderungen der Schifffahrt auf dem Rhein. An den dortigen Pegeln und den weiteren rheinland-pfälzischen Gewässern waren zuletzt in allen Regionen die mittleren Niedrigwasserstände unterschritten, wie das Landesamt für Umwelt mitteilt.
Welche Gefahren bringt Niedrigwasser?
Außer dass Fahrgast- und Frachtschiffe nicht mehr oder nur noch eingeschränkt fahren können, hat das Niedrigwasser noch mehr weitreichende Folgen. So nimmt die Schadstoffkonzentration zu und die Temperatur des Rheins steigt stärker. Das kann zum Problem vor allem für manche heimische Fischarten werden.
Auch die BASF und andere rheinland-pfälzische Industriebetriebe, die Rheinwasser bei der Kühlung ihrer Produktionssysteme verwenden, könnten die Auswirkungen spüren. Immer wieder wird im Flussbett auch Munition aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden. Dabei gilt besondere Vorsicht.
Gefährliche Fundstücke aus dem Zweiten Weltkrieg Niedrigwasser im Rhein: Bei Mainz tauchen Waffen und Munition auf
Zwar ist der Zweite Weltkrieg lange her, doch noch immer kommen bei Niedrigwasser im Flussbett Munition und Waffen zu Tage.
Schwimmen im Rhein ist auch bei Niedrigwasser keine gute Idee
Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) warnt eindrücklich, dass der Rhein gerade bei Niedrigwasser sehr gefährlich für Schwimmer und Badende ist. Denn je weniger Wasser vorhanden ist, umso schmaler wird beispielsweise der Kanal und die Fließgeschwindigkeit steigt.
Die Strömung ist gerade im Rhein sehr tückisch und kann Menschen schnell mitreißen. Außerdem steigt die Verletzungsgefahr durch Gegenstände, die bei höheren Wasserständen verborgen bleiben.
Zu Fuß durch den Rhein?
Wer sich nun fragt, ob man auch 2022 wieder zu Fuß durch den Rhein gehen kann, sollte wissen, dass der Fluss auch bei vermeintlich sehr niedrigen Wasserständen noch sehr tief sein kann, sagt Jörg Uwe Belz. Der Geograph beschäftigt sich bei der Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) in Koblenz mit dem Pegelwesen sowie der mittel- und langfristigen Entwicklung von Wasserständen.
So verfügt ein natürlicher Fluss nicht über eine horizontale Sohle, sondern wird meist zur Mitte hin immer tiefer. Bei Flusskrümmungen dagegen liegt die tiefste Stelle am Außenrand der Kurve - wie in Kaub. Die Wassertiefe an der tiefsten Stelle des unregelmäßigen Querschnitts des Flussbettes beträgt dort rund 4 m.
Im Herbst 2018 - als man beispielsweise am Binger Mäuseturm durch den Rhein laufen konnte - lag der Wasserstand am 21.10.2018 am Pegel Mainz im Bereich um 122 cm (aktuell: 165 cm, Stand 29.07.2022, 19:45 Uhr), am 22.10.2018 am Pegel Kaub im Bereich um 25 cm (aktuell: 67 cm, Stand 29.07.2022, 19:45 Uhr).
Das untere Ende der Pegellatte, die den Wasserstand anzeigt, ist dabei nicht identisch mit der tiefsten Stelle im Gewässer. "Dass beispielsweise am Pegel in Kaub derzeit sehr niedrige Wasserstände unterhalb von 70 cm gemessen werden, bedeutet also nicht, dass man den Rhein zu Fuß durchqueren kann", so Belz.
Pegel, Wassertiefe, Wasserstand - das ist der Unterschied
Vorhersage für die nächsten zwei Wochen
Die Bundesanstalt für Gewässerkunde erstellt im Auftrag des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr eine werktäglich aktualisierte 14-Tage-Vorhersage für ausgewählte Pegel am Rhein, die besonders für die Binnenschifffahrt interessant ist.
Für die nächsten zwei Wochen sieht Dennis Meißner, BfG-Experte für Vorhersagesysteme, bei den Wasserständen am Pegel Kaub zwar keine Entspannung aber auch keine dramatische Verschlechterung. "Es gibt leichte Schwankungen, aber die Wasserstände liegen relativ konstant etwas unterhalb der nautischen Bezugsgröße des Gleichwertigen Wasserstands (GlW), der größere nautische Behinderungen wie geringere Fahrrinnentiefen und -breiten signalisiert."
Vorhersage bis Anfang September
Seit Juli 2022 erstellen die Gewässerexperten auch eine 6-Wochen-Vorhersage, die zweimal wöchentlich erscheint. Dieser längerfristige Horizont sei gerade für logistische und strategische Entscheidungen in der Industrie, bei Logistikfirmen und Kraftwerken wichtig - besonders in Niedrigwasserzeiten, wie sie aktuell am Rhein herrschen, so Dennis Meißner.
Die nächsten sechs Wochen werden laut aktueller Vorhersage des BfG trockener als gewöhnlich sein. Damit werden auch die Pegelstände sehr wahrscheinlich niedriger als gewohnt sein. "Es gibt also erst einmal noch keine Entspannung der Niedrigwassersituation, aber wir sehen bis Ende August keine Verschärfung, dass es in Richtung der Rekordmarken geht", sagt Meißner.
Perspektive für den Herbst
Dass der Wasserstand und der sogenannte Abfluss am Pegel Kaub jetzt schon niedriger sind als im Vergleichszeitraum des Extremjahrs 2018, heißt nicht, dass es auch 2022 im Herbst so kommen muss wie im Oktober 2018, erklärt der Vorhersageexperte.
"Je länger der Vorhersagezeitraum, desto unsicherer werden die Prognosen", sagt Meißner. Wie sich die Wasserstände und Abflussmengen im Herbst entwickeln, hängt nun hauptsächlich davon ab, welche Niederschlagsmengen die Monate August und September bringen. Die typische Niedrigwasserzeit im Rhein ist für 2022 jedenfalls noch nicht vorbei.