Am Ostermarsch der Friedensbewegung rund um den Luftwaffenstützpunkt Büchel (Kreis Cochem-Zell) in der Eifel haben am Ostermontag laut Polizei rund 320 Menschen teilgenommen. Damit gab es weniger Teilnehmende als 2018 und 2019, den Jahren vor der Pandemie. Damals hatten jeweils etwa 400 Menschen teilgenommen.
Mehr Menschen bei Ostermarsch erwartet
Die Sprecherin des "Initiativkreises gegen Atomwaffen Cochem", Elke Koller, hatte vor dem Hintergrund des Kriegs gegen die Ukraine mit mehr Teilnehmenden gerechnet. 500 Friedensaktivisten und -aktivistinnen hätten sich zu dem Protest angemeldet. Koller zeigte sich mit dem Verlauf des Ostermarschs aber zufrieden.
Das Motto in diesem Jahr lautete "Es ist kurz vor Zwölf!", womit auf die Gefahren eines Atomkrieges angespielt wird. Am Fliegerhorst Büchel sollen die letzten US-amerikanischen Atomwaffen in Deutschland lagern.
Protestzug zum Luftwaffenstützpunkt
Der Krieg in der Ukraine zeige, wie schnell die Welt auf eine atomare Krise zusteuern könne, so Hildegard Slabik-Münter von der Kampagne "Büchel ist überall! Atomwaffenfrei.jetzt". Wladimir Putin habe einen "grausamen Krieg" begonnen, sagte die Linken-Politikerin Slabik-Münter. "Wir fordern einen sofortigen Waffenstillstand." Statt mehr Waffen brauche es nun eine Verhandlungslösung.
Dieses Jahr trafen sich die Teilnehmer des Ostermarsches im Industriegebiet in Büchel und nicht gleich am Tor des Stützpunktes. Nach einer Kundgebung zogen die Demonstrierenden in einem Protestmarsch zum Luftwaffenstützpunkt. Die Friedensaktivisten forderten die Bundesregierung erneut auf, die Atomwaffen, die in Büchel lagern sollen, abzuziehen.
Mehr Menschen auch bei Ostermarsch in Wiesbaden
350 Teilnehmer waren es am Ostersamstag in Wiesbaden, wo der diesjährige Mainz-Wiesbadener Ostermarsch turnusgemäß stattfand. Damit kamen etwa 50 Menschen mehr als in den vergangenen Jahren. Der Protestzug 2022 stand unter dem Motto: "Für eine Welt ohne Krieg, Militär und Gewalt".
Kein Marsch, sondern Kundgebung in Kaiserslautern
Der typische Ostermarsch in Kaiserslautern ist in diesem Jahr coronabedingt entfallen. Stattdessen gab es eine Kundgebung am Karsamstag. Sie richtete sich unter anderem gegen das 100 Milliarden Euro schwere Sondervermögen der Bundesregierung für die Bundeswehr.
Friedensbewegung wird selbst Zielscheibe von Kritik
Doch es wird auch Kritik an den Standpunkten der Friedensbewegung mit Blick auf den Ukraine-Krieg laut. "Es ist eindeutig, wer in diesem Krieg Angreifer ist und wer sich in schwerer Not verteidigt und wen wir unterstützen müssen - auch mit Waffen", sagte Vizekanzler Robert Habeck (Grüne). Deshalb müssten die Veranstalter der Ostermärsche klar machen, dass sie sich gegen den Krieg des russischen Präsidenten richten. Habeck sagte weiter, Pazifismus sei im Moment "ein ferner Traum".
Auch der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Thierse betonte das Recht der Ukraine auf Selbstverteidigung. Das Motto "Frieden schaffen ohne Waffen" sei aktuell eine Arroganz gegenüber den Menschen in der Ukraine, sagte Thierse dem Bayerischen Rundfunk. Pazifismus auf Kosten anderer sei zynisch.
Friedensbewegung sieht Forderungen als aktueller denn je
Die Friedensbewegung selbst sieht allerdings ihre Forderungen als aktueller denn je an. Russland führe einen Angriffskrieg gegen die Ukraine - die Friedensbewegung in Deutschland sollte das beflügeln. Die Zahl der Kundgebungen sei im Vergleich zum vergangenen Jahr deutlich auf über 100 gestiegen, sagt Kristian Golla vom Netzwerk Friedenskooperative in Bonn, das die Ostermärsche bundesweit koordiniert.