Nach vorläufigen Zahlen der Deutschen Stiftung Organspende (DSO) haben im Jahr 2024 bundesweit 953 Menschen Organe gespendet. 2023 waren es 965. Mit 11,4 Spenderinnen und Spendern pro einer Million Einwohnern liegt Deutschland europaweit auf den hinteren Plätzen. Nimmt man die Zahl der durch Eurotransplant organisierten Organe hinzu, konnten in Deutschland im Jahr 2024 insgesamt 2.854 Organe vermittelt werden. 2023 waren es 2.877.
- Keine signifikante Verbesserung durch Organspende-Register
- Spendenbereitschaft weiter auf niedrigem Niveau
- Nur wenige schriftliche Erklärungen zur Organspende
- Bundestagsneuwahl blockiert Widerspruchslösung bei Organspenden
- Widerspruchslösung soll Organspende verstärkt ins Bewusstsein rücken
Keine signifikante Verbesserung durch Organspende-Register
Die Zahl der tatsächlich durchgeführten Transplantationen lag 2024 in Deutschland bei 3.316, im Vorjahr waren es 2.986. Damit wurden bundesweit rund 2.900 schwer kranken Patientinnen und Patienten durch ein oder mehrere Organe eine bessere Lebensqualität oder sogar ein Weiterleben ermöglicht (2023: 2.866). Auf den Wartelisten für eine Organtransplantation stehen in Deutschland derzeit 8.269 Menschen (Stand: 1. Januar 2025/Quelle: Eurotransplant).
Organspendezahlen niedrig FAQ Organspende: Das müssen Spender und Empfänger wissen
Die Organspendezahlen sind in Rheinland-Pfalz auch ein Jahr nach Einführung des Organspende-Registers auf sehr niedrigem Niveau. Mit diesem Thema sind viele Fragen verbunden.
In Rheinland-Pfalz spendeten 35 Menschen 2024 Organe für die Transplantation, 2023 waren es noch 41. Pro eine Million Einwohner gab es im Bundesland 8,5 Spender - das liegt noch unter dem ohnehin niedrigen Bundesschnitt von 11,4 Spendern. 122 Organe wurden in RLP insgesamt nach dem Tod entnommen und transplantiert, im Vorjahr waren es 136. Darin enthalten sind die von Eurotransplant vermittelten Organe. In Rheinland-Pfalz warten 368 Menschen auf ein Organ.

Diese Entwicklung zeigt sich auch an der Zahl der Registrierungen im Organspende-Register. Wie die DSO auf SWR-Anfrage mitteilte, gab es nach dem Start am 24. März 2024 zunächst 50.000 Registrierungen innerhalb weniger Tage. Nach diesem ersten Boom sei die Entwicklung aber stagniert. Nach rund einem Jahr (Stand: 13.03.2025) liegt die Zahl der Einträge bei nicht ganz 277.000.
Setzt man diese Zahl in Beziehung zu den rund 83,5 Millionen Einwohnern, die laut statistischem Bundesamt in der Bundesrepublik Deutschland leben, sind das etwa 0,33 Prozent der Bevölkerung.
Spendenbereitschaft bei Organen weiter auf niedrigem Niveau
Laut dem Medizinischen Vorstand der DSO, Axel Rahmel, ist die Spendenbereitschaft in Deutschland auch nach Einführung des elektronischen Organspende-Registers gering. Es sei eine "unerträgliche Situation, dass wir zwar die medizinischen Möglichkeiten haben, Leben zu retten, uns aber die Organe dafür fehlen". Rahmel setzt hier auch auf die Aufklärung möglicher Organspender und deren Angehörige durch Ärzte, Pflegefachkräfte und Transplantationsbeauftragte in den Kliniken.
Es ist eine unerträgliche Situation, dass wir zwar die medizinischen Möglichkeiten haben, Leben zu retten, uns aber die Organe dafür fehlen.
Nur wenige schriftliche Erklärungen zur Organspende
Laut DSO haben 2024 nur rund 15 Prozent der möglichen Organspender schriftlich ihren Willen zu diesem Thema bekundet. Allerdings lag bei diesen die Einwilligungsrate bei mehr als 75 Prozent. Mussten die Angehörigen hingegen nach eigenen Wertvorstellungen entscheiden, sank die Zustimmungsquote auf rund 25 Prozent.
Die DSO appelliert daher an die Bevölkerung, schon zu Lebzeiten eine selbstbestimmte Entscheidung zur Organspende zu treffen und diese in einen Organspendeausweis oder im digitalen Organspende-Register festzuhalten. Auf diese Weise könnten die Angehörigen entlastet werden.
Im Video erzählte ein Familienvater aus Waldrach an der Ruwer vor der Bundestagswahl über sein banges Warten auf ein Spenderherz. Der 44-Jährige aus dem Kreis Trier-Saarburg forderte von der Politik die Einführung der Widerspruchslösung. Noch ist unklar, ob der neu gewählte Bundestag eine fraktionsübergreifende Initiative mehrerer Bundestagsabgeordneter wieder aufgreifen wird. Der 44-Jährige ist inzwischen verstorben. Sein Wunsch war es, das Video trotzdem online zu lassen, da er sich für die Organspende einsetzen wollte.
Bundestagsneuwahl blockiert Widerspruchslösung bei Organspenden
Rahmel bedauert, dass eine Initiative des Bundesrats und einer fraktionsübergreifenden Gruppe von Abgeordneten des Bundestages zur Einführung der Widerspruchslösung in Deutschland durch die Neuwahlen zum Bundestag vorerst nicht mehr weiter verfolgt wird. Der Initiative hatte auch Rheinland-Pfalz zugestimmt. Damit muss sich nun das neue Parlament nach seiner Konstituierung auseinandersetzen.
Wenn bei der Organspende die Widerspruchslösung gilt, bedeutet das, dass jeder Mensch automatisch als Organspender gilt, es sei denn, er widerspricht. Derzeit gilt in Deutschland die Zustimmungslösung. Danach gilt nur als Organspender, wer aktiv einer Spende zustimmt. Dies ist in vielen europäischen Ländern anders geregelt - zum Beispiel in Österreich, Frankreich, Italien, Spanien, Portugal, Belgien, den Niederlanden und Großbritannien, wie die Schweizer Organisation Swisstransplant berichtet. Die Eidgenossen sollen ab 2026 folgen.
Initiative im Bundesrat Rheinland-Pfalz unterstützt Widerspruchslösung bei Organspende
Die Landesregierung in Rheinland-Pfalz hat beschlossen, sich an einer Bundesratsinitiative zur Organspende zu beteiligen.
Widerspruchslösung soll Organspende verstärkt in Bewusstsein rücken
Aber auch Rahmel glaubt nicht, dass eine gesetzliche Änderung allein automatisch zu mehr Organspenden führen wird. Die Einführung der Widerspruchslösung könnte aber das Thema Organspende nach seiner Einschätzung stärker ins Bewusstsein der Bevölkerung rücken und so eine Kultur der Organspende fördern. Dies habe die Erfahrung in anderen Ländern gezeigt.
Das Video schildert die Entscheidung eines Mainzer Ehepaares, die Organe seines tödlich verunglückten Sohnes freizugeben. Nur kurz vor seinem Unfall hatte er selbst zum Ausdruck gebracht, dass er im Fall seines Todes andere Leben retten möchte.