Neun-Euro-Ticket für Bus und Bahn kommt in Rheinland-Pfalz verspätet (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Picture Alliance)

Fahrkarten-Rabatt nicht vor Juni

9-Euro-Ticket macht Probleme und verzögert sich in RLP

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Für neun Euro im Monat unbegrenzt mit Bahnen und Bussen fahren. Darauf werden die Rheinland-Pfälzer noch warten müssen. Die Probleme rund um das Rabatt-Ticket häufen sich.

Unruhe gibt es vor allem bei den Verkehrsbetrieben. Laut einem Bericht des Handelsblatt würden bereits zahlreiche Dauerkarten-Kunden aus Verunsicherung ihre Abos kündigen, um zur gegebenen Zeit auch das subventionierte Ticket nutzen zu können.

Die Rechnung ist durchaus nachvollziehbar: Neun Euro soll das rabattierte Monatsticket kosten. Für die versprochenen drei Monate wären das 27 Euro statt rund 190 Euro.

Genaue Umsetzung noch unklar

Von solchen Schnellschüssen raten unter anderem die Mainzer Verkehrsbetriebe ab. "Abos sind mit vielen Vorteilen verbunden. Der Preisvorteil im Rahmen des Entlastungspakets II ist nur temporär", teilte das Unternehmen auf SWR-Anfrage mit.

Zudem habe die Bundesregierung klargestellt, dass sich das Angebot an Neukunden und Bestandskunden gleichermaßen richten soll. Schlicht die Umsetzung sei noch unklar. Verkehrsunternehmen, Verkehrsverbünde und Politik arbeiteten intensiv an einer Lösung – einzig konkrete Ergebnisse stünden noch nicht fest.

Verkehrsbetriebe müssen vorab entschädigt werden

Somit verschiebt sich der Startzeitpunkt auf mindestens 1. Juni, teilte das zuständige Ministerium für Mobilität auf SWR-Anfrage mit. Noch seien sehr viele Detailfragen zu klären.

Die Drängendste sei, wann die finanziellen Mittel des Bundes in Rheinland-Pfalz ankommen. In Vorleistung könne das Land bei dem Vorhaben nicht gehen. Die Verkehrsbetriebe müssten vorab für ihre zu erwartenden Verluste entschädigt werden. Das habe man dem Bund deutlich gemacht.

Ursprünglich war von Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) sogar der 1. Mai als möglicher Starttermin genannt worden. Das Ticket ist Teil des Entlastungspakets wegen der hohen Energiepreise, das von der Ampel-Koalition geschnürt worden war.

Neun-Euro-Ticket eine zu "lobende Idee"

Ungeachtet der Startprobleme sei das Neun-Euro-Ticket eine zu "lobende Idee", sagt Martin Mendel. Der Landesvorsitzende des Fahrgastverbands PRO BAHN Rheinland-Pfalz ist erleichtert, dass nicht mehr nur über Entlastungen für Autofahrer diskutiert, sondern endlich an die ÖPNV-Nutzerinnen gedacht wurde.

"In den vorherigen Regierungen wären solche Überlegungen nicht mal bis zur Abteilungsleitung in den Ministerien vorgedrungen", sagt Mendel. Das Neun-Euro-Ticket müsse nun auf jeden Fall so ausgestaltet werden, dass es in verschiedenen Verkehrsverbünden gelte.

Die unterschiedlichen Geltungsbereiche von Bus- und Bahntickets durch die zahlreichen Verkehrbetriebe und Verbünde hält der Fahrgastverband grundsätzlich für abschreckend. Diese Barrieren müssten abgebaut werden.

Verkehrswende brauche mehr als drei Monate

Schon jetzt stelle sich aber die Frage, was nach den drei Monaten passieren werde. Einen Rückfall in alte Muster befürchtet der Fahrgastverband.

"Viele Nutzerinnen und Nutzer werden danach, wie auch bereits jetzt, von undurchsichtigen Tarifbestimmungen wieder in das Auto gedrängt", so Mendel. "Für eine echte Verkehrswende kann ein solches Ticket nur ein erster Schritt sein."

Kosten von bis zu dreieinhalb Milliarden Euro

Die Gesamtkosten des Neun-Euro-Tickets liegen bei drei bis dreieinhalb Milliarden Euro. Davon geht Knut Ringat aus, Geschäftsführer des Rhein-Main-Verkehrsverbunds. Berücksichtigt werden müssten alle Einnahmeausfälle, etwa auch für die Werbung und die Verwaltungskosten.

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