Mukoviszidose-Patientin Anastasiia aus der Ukraine wird von einer Mainzer Ärztin behandelt (Foto: SWR)

Medizinische Unterstützung für Geflüchtete in RLP

Hilfe für Mukoviszidose-Patientin aus der Ukraine in Mainz

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Jürgen Schmidt
David Kirchgeßner
David Kirchgeßner ist Redakteur bei SWR Aktuell in Rheinland-Pfalz. (Foto: SWR)

Anastasiia Borodulia hat Mukoviszidose und musste aus ihrer ukrainischen Heimatstadt Charkiw fliehen. Jetzt ist sie in Rheinhessen und wird von einer Mainzer Ärztin behandelt.

Auch wenn man es ihr nicht ansieht: Anastasiia Borodulias Lunge ist schwer geschädigt. Sie kann ohne ihre Medikamente nicht leben. Mukoviszidose ist nicht heilbar. "Hätten wir länger abgewartet, würden wir diese Verschlechterung der Erkrankung nicht mehr in den Griff bekommen", sagt ihre behandelnde Ärztin Krystyna Poplawska von der Unimedizin Mainz.

"Mein Herz in Charkiw gelassen"

Zwei Tage vor Beginn des Krieges hatte die 26-jährige Ukrainerin ihre Heimatstadt Charkiw in der Ostukraine verlassen und war gemeinsam mit Ihrer Mutter nach Lwiw im Westen des Landes gekommen. Einige Tage später flohen die beiden nach Polen. "Jedes Mal, wenn ich die Nachrichten aus der Ukraine lese, aus Charkiw, dann schaue ich ganz speziell ob unsere Gegend da, ob das alles okay aussieht auf den Fotos und den Videos", sagt die Ukrainerin. "Mein Herz habe ich in Charkiw gelassen."

Mukoviszidose-Patientin Anastasiia aus der Ukraine wird von einer Mainzer Ärztin behandelt (Foto: SWR)
Mukoviszidose-Patientin Anastasiia Borodulia aus der Ukraine und ihre Mainzer Ärztin

Zufälliges Treffen in Krakau

In einem Krankenhaus in Krakau lernte sie die Ärztin Krystyna Poplawska von der Mukoviszidose-Ambulanz der Unimedizin Mainz kennen, die dort mit dem Mainzer Verein "Atemspende" Hilfsgüter für die Ukraine verteilte. Nachdem sie der Ärztin ihren Zustand geschildert hatte, aktivierte die Mainzerin das Vereinsnetzwerk und schaffte es so, Anastasiia Borodulia bei einer Familie im rheinhessischen Dolgesheim unterzubringen.

Im Kriegsgebiet wäre ihre medizinische Versorgung so nicht möglich gewesen. "Wie schwierig muss es sein für die Menschen, die eine chronische Erkrankung haben und auf die tägliche Einnahme von Medikamenten angewiesen sind, überhaupt in dieser Belagerung, Kriegssituation, weiter behandelt zu werden?", sagt ihre Ärztin.

Unterbringung in Flüchtlingsunterkunft nicht möglich

Über sie findet die Ukrainerin eine Familie in Rheinhessen, bei der sie wohnen kann. In einer großen Flüchtlingsunterkunft hätte sie nicht bleiben können, erklärt die Ärztin: "Weil die hygienischen Bedingungen für die Patienten mit Mukoviszidose einfach in solchen Unterkünften nicht ausreichend gut sind. Sie können nicht sauber inhalieren, die Geräte nicht reinigen, sie müssen von den anderen Menschen mit anderen Keimen getrennt werden."

Behandlungskosten übernimmt vorerst Sozialamt

In Rheinhessen lebt die Mukoviszidose-Patientin nun gemeinsam mit ihrer Mutter. Das Sozialamt hat für einen Monat die Behandlungskosten übernommen. Wie es danach weitergeht, ist noch unklar. Ihre Sorgen gelten vor allem ihrem 70-jährigen Vater, der in Charkiw geblieben ist: "Weil jedes Mal, wenn ich mit ihm rede, normalerweise abends, denke ich beim verabschieden: Was, wenn das der letzte Anruf war?"

Schuldgefühle und Sorgen

In Dolgesheim fühlt sich die junge Frau sicher, hat aber auch große Schuldgefühle: "Ich fühle mich schuldig, weil es mir gut geht, aber Millionen von Menschen in der Ukraine sind unter Beschuss. Ständig, jede Stunde. Und ich verstehe nicht, warum ich sicher bin, und sie sind in der Ukraine."

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