Ein Jahr lang herrschte auch am Frankfurter Flughafen der Corona-Lockdown. Die Landebahn Nordwest wurde mangels Flugbewegungen für Monate geschlossen. Es wurde ruhig am Himmel - auch in Rheinhessen. Inzwischen sind die Flugzeuge wieder zu sehen und zu hören - vor allem bei Ostwind. Los geht es dann morgens ab 5 Uhr. Nach Angaben des Flughafenbetreibers Fraport zählte der Flughafen Frankfurt im September etwa 3,1 Millionen Fluggäste. Es folgten die Herbstferien - beliebte Reiseziele: die Balearen, die Kanaren, Griechenland, Portugal, die Türkei und die Karibik. Der eine oder andere Reiserückkehrer landet auf der Nordwestlandebahn.
Kritiker sprechen von Fehlplanung
Die Initiative Zukunft Rhein-Main (ZRM) blickt von Anfang an kritisch auf den Bau der Landebahn Nordwest und die Erweiterung des Flughafens Frankfurt. Zu der Initiative gehören unter anderem Städte wie Mainz, Wiesbaden und Frankfurt. Aber auch Kommunen wie Budenheim im Kreis Mainz-Bingen oder der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) sind dabei. Ihr gemeinsames Ziel: Keine weitere Zunahme des Fluglärms im Rhein-Main-Gebiet. In einer gemeinsamen Erklärung schreiben sie:
"Die Landebahn Nordwest brachte nicht den Erfolg, mit dem Fraport kalkuliert hatte. Von einer vom damaligen Ministerpräsidenten Roland Koch (CDU) prognostizierten 'Standortsicherung für die Zukunft' kann angesichts der Zahlen keine Rede sein."
Der Flughafenbetreiber Fraport habe sich mit dem Bau der Landebahn Nordwest eine Kapazitätssteigerung auf über 700.000 Flugbewegungen pro Jahr und die Abfertigung von 88 Millionen Passagieren im Jahr 2020 erhofft. Diese Marke sei jedoch nie erreicht worden, so die ZRM.

"Die Landebahn hat uns mehr Lärm und Dreck wie Feinstaub gebracht", sagt Karsten Jacobs, er ist der Vorsitzende des Vereins Initiative gegen Fluglärm in Rheinhessen. Zusammen mit seinen Mitstreiterinnen und Mitstreitern fordert er seit Jahren eine Deckelung der Flugbewegungen von 380.000 Starts und Landungen im Jahr. Vor der Corona-Pandemie im Jahr 2019 lag die Zahl bei knapp 514.000. Wichtig sei auch eine gerechtere Verteilung des verbleibenden Rest-Fluglärms. "In Flughafennähe ist das sicherlich schwer, aber in größerer Entfernung gibt es Möglichkeiten, den Lärm auf ein für alle ertragbares Niveau zu senken", sagt Jacobs.
Fraport geht von Wachstum aus
Beim Unternehmen Fraport steht man auch zehn Jahre nach Eröffnung der Landebahn Nordwest am 21. Oktober 2011 hinter dem Ausbau. Neben der Schaffung von mehr Kapazitäten sei es auch darum gegangen, einen reibungslosen Betriebsablauf zu ermöglichen, sagt Pressesprecher Dieter Hulick. Er gehe davon aus, dass der Luftverkehr nach der Corona-Pandemie langfristig wieder wachse. Das hätten andere Krisen bereits gezeigt, beispielsweise die Ölkrise oder der 11. September.
"Wir nehmen den Lärmschutz ernst"
In Sachen Lärmschutz sei man am Frankfurter Flughafen weiter aktiv. So seien die Lärmentgelte, die Fluggesellschaften entrichten müssen, zwischen den Jahren 2012 und 2020 um 150 Prozent gestiegen. Für laute Maschinen muss demnach mehr bezahlt werden als für leisere Flugzeuge. Und auch das Nachtflugverbot zwischen 23 Uhr und 5 Uhr sei ein scharfes und wirksames Instrument, sagt Dieter Hulick.