Wohnungslosenhilfe der Kreuznacher Diakonie

So finden Obdachlose in Bretzenheim zurück auf den Arbeitsmarkt

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Von Autor/in Sibylle Jakobi

Keine Arbeit - keine Wohnung: Oft ist das ein Teufelskreis. Die Wohnungslosenhilfe auf der Eremitage in Bretzenheim (Kreis Bad Kreuznach) hilft obdachlosen Menschen dabei, wieder zu arbeiten.

Das großzügige Gelände der Wohnungslosenhilfe auf der Eremitage ist ihr großer Vorteil. Hier gibt es immer was zu tun. Damit ist es leicht, den wohnungslosen Frauen und Männern eine Beschäftigung zu bieten. In mehreren Schritten geht es für sie im besten Fall zurück zu einer festen Arbeitsstelle.

Rasen mähen, Algen fischen - Arbeit gibt Obdachlosen Struktur

Motivationsprämie heißt es offiziell, wenn die Bewohnerinnen und Bewohner sich etwas zu ihrem Taschengeld dazuverdienen. Für eine Stunde Arbeit erhalten sie dann einen Euro. Dieter Schaus fischt dafür gerade die Algen aus dem Teich. Es mache ihm Spaß an der frischen Luft zu arbeiten, sagt der 46-Jährige. Das Geld sei da eher Nebensache. "Es geht hauptsächlich darum, dass ich eine Tagesstruktur und etwas zu tun habe," sagt Schaus.

Das Gelände der Ermitage ist weitläufig und grün. Es gibt viele Arbeitsmöglichkeiten für die Bewohnerinnen und Bewohner
Hier gibt es immer etwas zu tun: Das Gelände der Wohnnungslosenhilfe der Kreuznacher Diakonie auf der Eremitage in Bretzenheim.

Ein-Euro-Job statt rumhängen

Die etwa 50 Bewohnerinnen und Bewohner entscheiden selbst, ob sie eine solche stundenweise Beschäftigung annehmen, erklärt der Leiter der Wohnungslosenhilfe Heiner Trauthig. Etwa die Hälfte von ihnen nutze die Möglichkeit. Maximal 100 Stunden im Monat können sie für diese Motivationsprämie auf dem Gelände oder in der Kreativwerkstatt arbeiten.

In einem weiteren Schritt gibt es acht Plätze in sogenannte Arbeitsgelegenheiten. Dann arbeiten die Obdachlosen auch ganze Tage. Sie betreuen beispielsweise die Schafe, Hühner und Nandus oder helfen bei einem der vielen Projekte. So wurde ein Bauwagen umgebaut, ein Barfußpfad und auch der Teich angelegt.

Man sieht abends, was man gearbeitet hat.

Marco Jungbluth ist seit vier Jahren in der Wohnungslosenhilfe in Bretzenheim. Von seinem Leben davor will er nicht erzählen. Nur so viel: Er saß im Gefängnis. Der gelernte Tischler hat zunächst stundenweise gearbeitet und jetzt wieder einen sozialversicherungspflichtigen Fulltime-Job. Die Arbeit auf dem Gelände der Eremitage sei sehr befriedigend. "Man sieht abends, was man gearbeitet hat", so Jungbluth.

Marco Jungbluth zieht mit einem Rechen die Erde vor der Terrasse ab. Er hat die Terrasse neu gepfalstert. Jetzt fehlt nur noch der Rasen davor.
Marco Jungbluth ist stolz auf seine Arbeit. Er hat die Terrasse an einem der Wohngebäude auf der Eremitage neu angelegt.

Zunächst für ein Jahr hat er die befristete Arbeitsstelle, die vom Landesamt für Soziales finanziert wird. Jungbluth ist stolz auf das, was er hier tun kann. Er hat eine Trockenmauer gebaut und legt gerade die Terrasse an einem der Wohngebäude neu an.

Zurück auf dem Arbeitsmarkt

Auch Thomas Kern hat all diese Stufen durchlaufen und hat jetzt wieder einen festen Arbeitsplatz. Davor habe er viel Mist gebaut, sagt er. Drogen, Frau weg, Haus weg – so lässt sich diese Zeit seines Lebens kurz zusammenfassen. Vor zehn Jahren ist er dann auf die Eremitage gekommen. "Ich bin sehr, sehr dankbar, dass ich hier gelandet bin," sagt Kern.

Thomas Kern und Heiner Trauthig stehen auf der Treppe vor dem Cafè Löwenzahn. Bewohner der Einrichtung haben einen alten Bauwagen dafür ausgebaut. An Wochenenden ist das Cafè für Radfahrer und Ausflügler geöffnet.
In einem ausgebauten Bauwagen hat die Wohnungslosenhilfe ein Cafè eingerichtet. Sozialdiensthelfer Thomas Kern (rechts) und Einrichtungsleiter Heiner Trauthig.

Die Kreuznacher Diakonie hat Thomas Kern als Sozialdiensthelfer festangestellt. Jetzt unterstützt er die Bewohnerinnen und Bewohner auf der Eremitage. Er selbst hat wieder eine eigene Wohnung. Seine Arbeit füllt sein Leben. Auch im Urlaub sei er oft hier, berichtet er.

Kern sei ein Paradebeispiel für Resozialisierung, sagt der Einrichtungsleiter Trauthig. Er könne stolz auf sich sein.

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