Die Wohngeldreform stellt die Verwaltungen in Rheinhessen und an der Nahe vor Herausforderungen. (Foto: picture-alliance / Reportdienste, dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Robert Michael)

Deutlich mehr Anträge

Wohngeld: Bearbeitung dauert in Mainz-Bingen bis zu zwölf Wochen

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Andreas Neubrech
Andreas Neubrech (Foto: SWR)

Deutlich mehr Menschen können seit Anfang des Jahres Wohngeld beantragen. Mit den vielen Anträgen sind die zuständigen Ämter in Rheinhessen überlastet. Die Bearbeitung kann Wochen dauern.

Mit der Wohngeldreform haben sich die Anträge auf Wohngeld in den Städten und Kreisen in Rheinhessen und an der Nahe mindestens verdoppelt. Das ergibt eine SWR-Recherche.

Für den Kreis Mainz-Bingen zum Beispiel heißt das in konkreten Zahlen: Vor der Reform gingen monatlich 75 Anträge ein. In den ersten drei Januar-Wochen - also seit der Reform - waren es nach Informationen der Verwaltung bereits fast 170.

Mainz-Bingen: Wartezeiten von bis zu zwölf Wochen

Um den größeren Ansturm bewältigen zu können, der nach einer Gesetzesänderung in Berlin entstanden ist, stehen in der Kreisverwaltung aktuell drei Mitarbeiterinnen bereit. Außerdem werde derzeit eine Auszubildende in das Sachgebiet eingearbeitet, um nach dem Abschluss ihrer Ausbildung weiter in der Wohngeldstelle arbeiten zu können, heißt es in einer Mitteilung.

Zudem hätten kürzlich Vorstellungsgespräche stattgefunden, durch die das Team um eine weitere Arbeitskraft ergänzt werden soll. Wegen des hohen Aufwands könne es aktuell dennoch zu einer Bearbeitungszeit von bis zu zwölf Wochen kommen.

Alzey-Worms: Probleme mit der Software

Ähnlich ist die Situation im Kreis Alzey-Worms. Dort sind den Angaben des Kreises zufolge im Januar 2022 noch 99 Anträge auf Wohngeld gestellt worden. In den ersten beiden Januar-Wochen dieses Jahres waren es bereits 137.

Die Fachabteilung schätzt ihre Situation derzeit als "ohne Übertreibung dramatisch" ein. Gründe dafür gibt es mehrere. Die Wohngeldreform war in Berlin Ende November beschlossen worden. "Das hat für alle, die bis dahin schon Wohngeld erhalten haben, neue Bescheide erforderlich gemacht", teilte die Kreisverwaltung mit. Da die dafür genutzte Software jedoch noch Fehler aufweise, hätten alle Bescheide geprüft und, wenn nötig, manuell korrigiert werden müssen.

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Die Wohngeldstelle sei zwar personell aufgestockt worden. Wegen der Vielzahl an Sachbereiterinnen, die bundesweit durch die Reform erforderlich geworden seien, hätten allerdings nicht rechtzeitig genügend Einführungsschulungen zur Verfügung gestanden.

Die Kreisverwaltung Alzey-Worms sagt jedoch zu: "Wir sind bei der Bearbeitung sensibel dafür, welche Anträge aufgrund der nachgewiesenen Einkommenssituation besonderer Eile bedürfen." Wie lang die Bearbeitung der Anträge in Alzey-Worms dauert, könne derzeit noch nicht abgeschätzt werden.

Antragsteller können Bearbeitungszeit beschleunigen

Die Antragsteller könnten die Bearbeitungszeit jedoch deutlich verkürzen, indem sie dem Antrag alle notwendigen Belege beifügen. Das sei beim größten Teil der eingereichten Anträge nicht der Fall. "Wir müssen dann die fehlenden Unterlagen erst noch nachfordern", so die Kreisverwaltung.

Generell können die Anträge per Post eingereicht werden. Wer sich aber unsicher ist, welche Belege beizufügen sind, ist im Vorteil, wenn er persönlich in der Kreisverwaltung vorbeikommt. "Die zentrale Antragsannahmestelle kann dann direkt prüfen, ob die Unterlagen komplett sind." Ein Termin sei dafür nicht nötig.

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