Thema Klimawandel

Mainzer Forscher: Sommer 2023 war der wärmste seit über 2.000 Jahren

Stand
Autor/in
Damaris Diener

Forscher der Johannes Gutenberg-Universität Mainz haben entdeckt, dass der Sommer 2023 der wärmste war, den es seit mehr als 2.000 Jahren in weiten Teilen der Nordhalbkugel gab. Verraten haben ihnen das auch Baumringe.

Um an diese Ergebnisse zu kommen, haben die Forscher der Johannes Gutenberg-Universität, kurz JGU, Temperaturen und Daten von Wetterstationen verglichen. Sie haben sich die Monate Juni, Juli und August 2023 angeschaut und mit den entsprechenden Temperaturen aus den Jahren von 1850 bis 1900 verglichen. Das Ergebnis: Die durchschnittliche Temperatur im Sommer 2023 war um mehr als 2 Grad höher als die der Sommer damals.

Ich bin von den Ergebnissen nicht überrascht, aber ich bin extrem besorgt um die nächsten Generationen.

Bäume von damals helfen Mainzer Wissenschaftlern heute

Um noch weiter in der Zeit zurückgehen zu können, haben sich die Forscher Klimadaten aus einem Archiv angesehen. Dieses Archiv beinhaltet Daten, die mit Hilfe von Baumringen rekonstruiert worden sind und bis ins Jahr 1 nach Christus zurückreichen.

Jahressringe von Bäumen untersucht

Die Baumring-Daten von sehr alten Bäumen habe man zum Beispiel aus Nordskandinavien oder Kanada, erklärt der Mainzer Klimageograf Jan Esper. Dort seien alte Kiefern an einem See umgefallen und abgestorben und durch das kalte Seewasser lange Zeit gut konserviert worden. Deshalb könne die Wissenschaft die Daten heute noch verwenden.

Weil die Jahrringe der Bäume im Laufe der Jahre immer breiter geworden seien, könne man ablesen, dass es immer wärmer geworden sei, so der Wissenschaftler.

Sommer 2023 deutlich wärmer als der Durchschnitt seit 1 nach Christus

Die Ergebnisse verdeutlichen laut Esper, wie dramatisch sich die Erde erwärme und wie wichtig es sei, die Treibhausgasemissionen unverzüglich zu senken. Die Menschen müssten sich dafür über Nationengrenzen hinweg gemeinsam anstrengen.

Muss Klimaziel von 1,5 Grad neu kalkuliert werden?

Die Forscher der Mainzer Universität sind durch die Daten von den Bäumen noch auf ein anderes Ergebnis gestoßen. Nämlich, dass die durchschnittliche Temperatur zwischen 1850 und 1900 eigentlich niedriger war als bisher gedacht.

Ein Grund sei, so der Mainzer Professor, dass die Temperaturen damals an Wetterstationen gemessen wurden, die von der Sonne angestrahlt wurden. Heute seien Wetterstationen immer in zwei Metern Höhe angebracht und im Schatten. "Das würde bedeuten, dass die Erwärmung größer ist als bisher gedacht und dass die formulierten Klimaziele neu kalkuliert werden müssen", sagt der Forscher.

Die Ergebnisse der Wissenschaftler der JGU und der University of Cambridge wurden in dem renommierten Wissenschaftsmagazin Nature veröffentlicht.

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