Schott hat ein Werk in Russland, 400 Kilometer südöstlich von Moskau. Nach Angaben eines Sprechers werden dort Glas-Fläschchen zur Verpackung von Impfstoffen hergestellt. 250 Menschen arbeiteten dort. Dieses Werk einfach zu schließen, gehe nicht, so der Schott-Sprecher. Allein schon aus humanitären Gründen, da die Bevölkerung wegen der Corona-Pandemie natürlich trotzdem mit Impfstoff versorgt werden müsse.
Allerdings habe man alle geplanten Investitionen in das Werk gestoppt. Eigentlich habe Schott im laufenden Geschäftsjahr dort eine Summe von etwa 10 Millionen Euro investieren wollen. Zwei Drittel davon seien auch schon ausgegeben, der restliche Betrag werde nun aber zurückgehalten.
Schott-Mitarbeiter aus der Ukraine bedroht
Eine andere Sache beschäftigt das Mainzer Unternehmen: Die Sicherheit von etwa 120 Kolleginnen und Kollegen aus der Ukraine. Sie arbeiten nach Angaben des Schott-Sprechers an Standorten in Ungarn und der Tschechischen Republik. Viele von ihnen seien Wochenend-Pendler, würden nur unter der Woche in der Nähe des Arbeitsplatzes leben und am Wochenende zurück zu ihren Familien in die Ukraine fahren.
Schott sei jetzt dabei, Wohnungen, Hotelzimmer oder Pensionen für sie und die Familien zu suchen. Man werde sie unterbringen und verpflegen. Die Kosten übernehme Schott. Viele von den Männern seien aber in der Ukraine geblieben, um für ihr Land zu kämpfen.
DeDietrich stoppt Projekt in Russland
Auch der Glasanlagenbauer DeDietrich in Mainz stoppt sein Russland-Geschäft. Eigentlich sei ein Projekt mit einem Unternehmen im Osten Russlands geplant gewesen, so ein Sprecher von DeDietrich. Eine Anlage zur Gewinnung des chemischen Stoffes Brom sollte in Mainz gebaut und dann nach Russland geliefert werden. Dieses Projekt werde angesichts des Ukraine-Kriegs nun nicht weiterverfolgt.
Krieg in der Ukraine Sanktionen gegen Russland bremsen Firmen in RLP aus
Probleme mit Rohstoffen, der Logistik und dem SWIFT-System: Der Krieg gegen die Ukraine hat auch Auswirkungen auf die Geschäfte von Unternehmen in Rheinland-Pfalz.
Meffert sorgt sich um Mitarbeiter in Osteuropa
Der Bad Kreuznacher Farben-Hersteller Meffert sorgt sich ebenfalls um seine ukrainischen Mitarbeiter. Meffert betreibt eine Fabrik im Süden des Landes, in der Stadt Dnjepropetrovsk. Zum Glück werde dort aktuell nicht gekämpft, sagt der Vorstandsvorsitzende Klaus Meffert. Mit ein paar Mitarbeitern habe er Kontakt. Aber eigentlich seien alle auf der Flucht.
"In meiner Brust schlagen zwei Herzen, für die ukrainischen und die russischen Mitarbeiter."
Meffert hat allerdings nicht nur in der Ukraine, sondern auch in Russland eine Fabrik. "Zwei Herzen schlagen in meiner Brust," sagt Klaus Meffert. Er habe auch eine Verantwortung für seine 240 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Russland. Deshalb könne er das Werk dort nicht einfach dicht machen. In den letzten zwölf Jahren habe Meffert in Russland über 30 Millionen Euro investiert.
Pieroth entzieht russischem Partner Namensrechte
Der Rümmelsheimer Weinhändler Pieroth beendet nach eigenen Angaben die Zusammenarbeit mit seinem Partner Pieroth Russia und entzieht dem russischen Unternehmen auch die Namensrechte. "Die russische Aggression und der ungeheuerliche Angriff auf einen souveränen Staat sowie seine Bürgerinnen und Bürger widersprechen unseren Unternehmenswerten", so der Geschäftsführer von Pieroth, Sebastian Potyka. Eine weitere Zusammenarbeit mit einem russischen Unternehmen sei für den Weinhändler an der Nahe derzeit nicht vorstellbar.
IHK: Viele Unternehmen sind verunsichert
Die IHK Rheinhessen berichtet, dass viele Unternehmen in der Region aktuell sehr verunsichert seien. Die Sanktionen, die gegen Russland verhängt wurden, träfen auch Unternehmen hier, so eine Sprecherin. Da Rheinland-Pfalz ein Export-Land sei, gebe es viele Verflechtungen nach Russland. Gleichzeitig sei das Verständnis für diese Maßnahmen und auch die Hilfsbereitschaft für die Menschen in der Ukraine, auch bei den Unternehmen in der Region, sehr groß.