Rund 1.500 Erzieherinnen und Erzieher sind am Mittwoch dem Streikaufruf der Gewerkschaft ver.di gefolgt. In ganz Rheinland-Pfalz fanden Kundgebungen statt, zahlreiche Kitas blieben geschlossen.
In Ludwigshafen blieben alle 36 städtischen Kitas dicht. In Mainz waren mit 53 die meisten Kitas geschlossen, nur neun machten auf, davon sechs mit eingeschränkten Öffnungszeiten. In mehreren Städten gab es Demonstrationen; so gingen in Mainz nach Angaben der Polizei etwa 450 Erzieherinnen und Erzieher auf die Straße, in Ludwigshafen etwas mehr als 500. In Mainz zogen sie durch die Innenstadt und kamen zu einer Kundgebung auf dem Gutenbergplatz zusammen.
Für die Kreise Mainz-Bingen, Birkenfeld, Bad Kreuznach und Teile des Hunsrücks fand eine zentrale Kundgebung in Ingelheim statt. In Kaiserslautern gingen am Vormittag etwa 200 Erzieherinnen und Erzieher auf die Straße.
ver.di ruft zu Protesten auf Kita-Streiks in Kaiserslautern, Pirmasens und Zweibrücken
Die Gewerkschaft ver.di hat Erzieherinnen und Erzieher erneut zum Streik aufgerufen. In vielen Städten im Westen der Pfalz bleiben die Kitas daher geschlossen.
In der Region Trier und im Saarland waren von dem Streik insgesamt 29 Städte und Gemeinden mit rund 130 Einrichtungen betroffen, davon auch über 30 Kitas und Ganztagsschulen in Saarbrücken.
Kitas auch im Norden des Landes zu
Auch im Norden von Rheinland-Pfalz kam es zu Einschränkungen in den kommunalen Kindergärten. In Koblenz trafen sich am Morgen Erzieherinnen und Erzieher zu einer Demonstration. Vom Kurfürstlichen Schloss zogen sie zu einer Kundgebung am Jesuitenplatz.
Die Gewerkschaft ver.di zeigt sich zufrieden mit der Streikbeteiligung. Eine Vertreterin sprach von einem "erfolgreichen Tag".
Bereits in der vergangenen Woche waren in Rheinland-Pfalz Kitas bestreikt worden.
Bislang keine Einigung im Tarifstreit
Anlass für den bundesweiten Streik- und Aktionstag ist die aktuelle Tarifauseinandersetzung mit der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände. In den beiden bisherigen Verhandlungsrunden im Februar und März hatte es keine Einigung gegeben.
Ver.di fordert eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen, Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel und eine bessere Bezahlung der Beschäftigten. Seit Beginn der Pandemie hätten die Kindertagesstätten "den Laden am Laufen gehalten", sagte der Tarifkoordinator bei ver.di, Volker Euskirchen. Die Beschäftigten seien am Limit. Daher sei es nicht hinnehmbar, dass der kommunale Arbeitgeberverband nahezu kein Verständnis für die Forderungen zeige.
Erzieherin: Hektischer Alltag
Die Mainzer Erzieherin Anne Werner beschreibt den Alltag in ihrer Kindertagesstätte in Mainz-Weisenau als hektisch, es gebe viele Ausfälle durch Krankheit. Zeitweise seien für 40 Kinder nur zwei Betreuer verfügbar. An solchen Tagen sei kaum Zeit, um sich mit den Kindern zu beschäftigen oder einfach nur Fragen der Kleinen zu beantworten. Die Erzieherin beschreibt den Umgang mit den Kindern als "abfertigen".
Mehr Zeit für pädagogische Arbeit gefordert
Ver.di fordert unter anderem Vor- und Nachbereitungszeiten, damit die Fachkräfte mehr Zeit für die pädagogische Arbeit mit den Kindern haben. Außerdem Möglichkeiten, um Praktikantinnen und Praktikanten zu begleiten, einen Anspruch auf Weiterqualifizierung und die finanzielle Anerkennung ihrer Mehrarbeit.
Elternvertreter in Ludwigshafen fordern ein Ende der Streiks
In Ludwigshafen, wo wegen des Warnstreiks am Mittwoch alle städtischen Kitas geschlossen blieben, hat sich der Stadtelternausschuss zu Wort gemeldet. Eine Vertreterin sagte, man sehe zwar die Notwendigkeit, dass die Arbeitsbedingungen und die Bezahlung für das Kita-Personal verbessert werden müssten. Allerdings sei es für die Eltern nicht nachvollziehbar, dass jede Verhandlungsrunde von mehreren Streiktagen begleitet werde.
Der Arbeitskampf werde damit auf dem Rücken der Kinder und Eltern ausgetragen, vor allem der Mütter, die meistens bei der Betreuung einspringen müssten. Weil die Stadt Ludwigshafen auch keine Notbetreuung anbiete, bedeute das für die Frauen oft berufliche Nachteile oder gar Einkommensverluste, so die Elternvertreterin.
"Streiks nicht zielführend" Kita-Streiks in der Pfalz bringen Eltern ans Limit
Das Kita-Personal in der Pfalz streikt am Mittwoch wieder für bessere Arbeitsbedingungen und mehr Geld. Leidtragende sind vor allem berufstätige Mütter, wie Christin Stock aus Ludwigshafen.
Kommunale Arbeitgeber kritisieren Kita-Streiks
Die dritte Runde der Tarifverhandlungen findet am 16. und 17. Mai in Potsdam statt. Der Verband der kommunalen Arbeitgeber kritisiert die Streiks der Erzieherinnen und Erzieher so kurz vor den Tarifgesprächen. Die Verhandlungsführerin der Arbeitgeber, Karin Welge, sagte, beide Seiten hätten im März vereinbart, dass Vorschläge erarbeitet würden, die Mitte Mai besprochen werden sollen. Der Aufruf zu Streiks sei unverhältnismäßig und belaste das Vertrauen der Eltern in die Kitas.
Aus Sicht der Arbeitgeber sei eine Einigung in der dritten Tarifrunde möglich. Daran arbeite man mit Hochdruck. Einer von den Gewerkschaften geforderten Lohnerhöhung erteilte Welge jedoch eine Absage. Schon jetzt verdiene das Erziehungspersonal in kommunalen Kitas bis zu zehn Prozent mehr als das bei anderen Trägern im Sozial- und Erziehungsdienst. Auch mehr freie Tage sieht der Arbeitgeberverband kritisch. Die würden angesichts des Fachkräftemangels die Belastung des verbliebenen Personals nur noch verstärken.