Das kleine Städtchen Nierstein (Kreis Mainz-Bingen) liegt malerisch am Rhein. Mit dem Roten Hang gibt es hier eine der bekanntesten Weinlagen in Deutschland, es gibt viele Weingüter und verkehrstechnisch ist Nierstein auch gut angebunden: Es gibt eine Fährverbindung zur hessischen Rheinseite, einen Bahnhof und die Bundesstraße 9 führt nach Mainz und Worms.

Und dann gibt es da noch die B420. Diese Straße führt in Nierstein in Richtung rheinhessisches Umland und an die Nahe: Richtung Wörrstadt, Alzey oder Bad Kreuznach. Vor allem bei Pendlerinnen und Pendlern ist die B420 beliebt. Nach Angaben des Landesbetriebs Mobilität (LBM) nutzen täglich 14.000 Fahrzeuge die Bundesstraße. In Nierstein geht das allerdings nun vorerst nicht mehr. Ein Teilstück ist komplett gesperrt worden. Denn die Bahnbrücke kurz vor der B9-Kreuzung muss erneuert werden. Laut LBM stammt sie aus dem Jahr 1915 und ist stark beschädigt. Eine Sanierung sei nicht mehr wirtschaftlich. Deshalb wird für die Züge eine neue Brücke gebaut, unter der dann frühestens in zwei Jahren wieder der Verkehr rollen kann.
Was bedeutet das?
Die Bahnunterführung wird zuerst abgerissen und dann soll eine neue gebaut werden, die laut LBM doppelt so breit ist, wie die alte. Ab Mitte 2024 soll der Verkehr dann zweispurig statt bisher einspurig von der B420 auf die B9 geführt werden. Außerdem sollen Geh- und Radwege entstehen. Die neue Bahnunterführung soll rund 16 Millionen Euro kosten.

Was gibt es für Umleitungsstrecken für die B420?
Nach Möglichkeit sollten Autofahrerinnen und Autofahrer Nierstein weiträumig umfahren - und zwar über die Autobahn. Die offizielle Umleitungsstrecke des LBM führt von Mainz kommend über die A60 und A63 zum Alzeyer Autobahnkreuz und dann weiter auf die A61 in Richtung Worms. Außerdem kann die Rheinhessenstraße (L425) genutzt werden. Als Umleitungsstrecke innerhalb der Stadt Nierstein ist die Wörrstädter Straße vorgesehen.

Dort muss allerdings die Bahnstrecke überquert werden, was zu Staus führen kann. Immerhin fahren dort fast 200 Züge pro Tag. Bisher sei der Rückstau in der Wörrstädter Straße aber human, sagt Bürgermeister Jochen Schmitt (FWG). "Die meisten Leute wissen das und umfahren Nierstein weiträumig."
Ist der Zugverkehr von den Bauarbeiten in Nierstein betroffen?
Zunächst haben die Arbeiten an der Bahnunterführung keine Auswirkungen auf den Bahnverkehr zwischen Mainz und Mannheim. Laut LBM sind für die Züge in Nierstein Behelfsbrücken errichtet worden.

Gibt es Änderungen beim Busverkehr?
Die Busse müssen sich ebenfalls an die Umleitung halten. Sie fahren also auch in den kommenden zwei Jahren durch die Wörrstädter Straße in Nierstein. Nach Angaben einer DB-Regio-Sprecherin entfällt deshalb die Bushaltestelle "Nierstein Bahnhof". Dafür werden aber Ersatzhaltestellen in der Pestalozzistraße/B420 in Höhe Paterweg eingerichtet.
Kommt es trotzdem zum Verkehrschaos in Nierstein?
Der befürchtete Verkehrskollaps in Nierstein ist bisher ausgeblieben, sagt der Niersteiner Bürgermeister Jochen Schmitt (FWG). "Wir haben aber ein paar Schlupflöcher entdeckt." So sei es zuletzt auf dem Niersteiner Marktplatz an der Kreuzung zur Rheinstraße und Langgasse zu Staus gekommen, sagt Schmitt. "Der ein oder andere Autofahrer ist dann genervt und schaut nicht so auf die Fußgänger. Sie sind dann unaufmerksam und das ist dann brandgefährlich."

Um die "chaotischen Verhältnisse" an der Kreuzung zu entzerren, werde die Langgasse nun zu einer Einbahnstraße erklärt, sagt Norbert Engel, Beigeordneter der Stadt Nierstein für Verkehr. Ansonsten funktioniere das Verkehrskonzept in Nierstein bisher aber gut, berichtet Bürgermeister Schmitt. "Es gibt zwar ein bisschen mehr Verkehr, die meisten Leute fahren aber um Nierstein herum."
Bereits vor der Sperrung hatte Schmitt die Autofahrerinnen und Autofahrer aus der Region dazu aufgerufen, in den nächsten zwei Jahren einen großen Bogen um Nierstein zu machen. Die Niersteinerinnen und Niersteiner sollten sich laut Schmitt möglichst zu Fahrgemeinschaften zusammentun oder gelegentlich im Home-Office arbeiten. Die Stadtverwaltung hat extra eine Facebook-Gruppe eröffnet, in der man sich zu Fahrgemeinschaften verabreden kann. Der Landesbetrieb Mobilität empfiehlt, auf die Bahn umzusteigen.
Was bedeutet die Sperrung für Rettungskräfte und Feuerwehr?
Damit die Rettungskräfte trotz der Sperrung der B420 schnell auf die B9 fahren können, dürfen die Fahrzeuge im Ortskern entgegen der Einbahnstraße auf die B9 fahren. Deshalb gilt laut Stadtverwaltung dort ein absolutes Halteverbot. Im April soll eine elektronische Tafel in Betrieb genommen werden. Sie soll Autofahrer informieren, dass es einen Notfall gibt und Feuerwehr oder Rettungskräfte ihnen entgegenkommen könnten.