So etwas hat der Meteorologe Philipp Reutter noch nicht erlebt: Ein Vulkanausbruch am anderen Ende der Welt, dessen Auswirkungen bis nach Mainz zu spüren sind! Gegen 20 Uhr am Samstagabend nach unserer Zeit war der Vulkan Hunga-Tonga-Hunga-Ha'apai im Gebiet von Tonga im Südpazifik ausgebrochen. Wetterstationen auf der ganzen Welt meldeten, dass ihre Sensoren die Druckwellen aufgezeichnet hatten. So auch in Mainz.
Zwei deutliche Ausschläge in der Luftdruckkurve
"Eigentlich haben wir zurzeit ruhiges Hochdruckwetter, viel Nebel, viel Grau, beim Luftdruck passiert da nicht viel", sagt Meteorologe Philipp Reutter von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, der die Wetterstation betreut. Anders am Samstagabend. Da sehe man deutlich zwei Spitzen - eine gegen 20 Uhr und eine weitere gegen 2 Uhr nachts.
Was man dort sieht, sind die Luftdruckwellen, die die gewaltige Explosion des Vulkans erzeugt hat. Die haben sich vom Südpazifik über die ganze Welt ausgebreitet, und zwar in beide Richtungen - deshalb kamen hier auch zwei Wellen an, die erste, stärkere aus Osten und eine zweite, schwächere aus Westen.
"Das ist im Prinzip nichts anderes als die Wellen, die entstehen, wenn man einen Stein ins Wasser wirft."
Das sei wirklich faszinierend, Physik wie aus dem Lehrbuch, freut sich Reutter. Und im Grunde habe man durch die beiden Wellen aus verschiedenen Richtungen auch einen weiteren Beweis dafür, dass die Erde eine Kugel ist, ergänzt der Meteorologe augenzwinkernd.
Hätten Menschen die Welle spüren können?
Selbst Handydrucksensoren auf der ganzen Welt reagierten auf die gewaltigen Druckwellen, so Reutter. Und wir Menschen? Hätten auch wir diese Luftdruckwellen hier in Mainz körperlich hätte spüren können? Nein, sagt der Meteorologe.
Denn zum einen hat die Welle sich sehr langsam aufgebaut und insgesamt 45 Minuten gedauert. Zum anderen erzeugt sie keinen spürbaren Druck, sondern eher einen Ton. Der allerdings liege auf einer so tiefen Frequenz, dass er für Menschen und Tiere nicht wahrnehmbar sei.
Stärkster Vulkanausbruch seit 30 Jahren
Schon früher habe es ähnlich gewaltige Vulkanausbrüche gegeben, erzählt Reutter. Der letzte liege allerdings 30 Jahre zurück. Damals, im Jahr 1991, brach der Pinatubo auf den Philippinen aus und erzeugte ähnliche Druckwellen.
Damals habe man durch den Asche-Ausstoß auch weltweit eine kurzzeitige Abkühlung des Klimas spüren können. Ob das nach dem Ausbruch des Hunga-Tonga-Hunga-Ha'apai auch der Fall sein werde, lasse sich zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht sagen.
Vulkan war am Samstag ausgebrochen
Der Vulkan war am Samstag ausgebrochen. Eine gewaltige Aschewolke war wie ein Atompilz kilometerweit in die Höhe gestiegen. Die Eruption hatte Flutwellen ausgelöst und viele Pazifik-Staaten in Alarmbereitschaft versetzte. Welche Schäden im Königreich Tonga entstanden sind, ist noch nicht klar.