Wie die Stadt Mainz mitteilt, besuchen seit der Corona-Pandemie immer mehr vor allem junge Menschen den Winterhafen, um dort zu grillen oder zu feiern. Immer wieder kam es in der Vergangenheit deswegen zu Streitigkeiten.
Beschwerden über Trinkspiele und laute Musik
Anwohner und Spaziergänger beschwerten sich über Trinkspiele, laute Musik und zerbrochene Glasscheiben. Auch Ermahnungen halfen nichts. Deshalb will der Stadtvorstand jetzt mit Verboten für Ruhe und Ordnung sorgen.
"Auch am Winterhafen gilt es, gewisse Spielregeln einzuhalten, die in den letzten Jahren, insbesondere zum Leidwesen der Anwohnerinnen und Anwohner, nicht immer befolgt wurden."
Kommt ein Glasverbot am Winterhafen?
Konkret sehen die Maßnahmen wie folgt aus: Von Mitte März bis Ende Oktober soll zwischen 18 Uhr abends und 6 Uhr morgens ein Glasverbot gelten. Besucher und Besucherinnen des Winterhafens dürften während dieser Zeit kein Glas, wie etwa Flaschen, mit sich führen. Ausnahmen sollen beispielsweise für die Mitnahme von Babynahrung sowie für Bootseigner, Anwohner und Gewerbetreibende gelten. Das Glasverbot soll zunächst auf zwei Jahre zur Probe befristet gelten.

Trinkspiele könnten verboten werden
Außerdem sollen Trinkspiele wie Bier-Pong verboten werden. Dabei werden Tischtennisbälle in mit Bier gefüllte Becher geworfen, die meist auf einem Tisch stehen. Der Gegner muss jeden Becher austrinken, der von einem Spieler getroffen wurde. Ein solches Trinkspiel könnte dann künftig unter "illegale Sondernutzung" fallen, heißt es von Seiten der Stadt. Man wolle nicht mehr, dass Anwohner dabei zusehen müssten, wie sich Menschen maßlos betrinken, sagte ein Sprecher dem SWR.
Bei Verstößen droht ein Verwarnungsgeld
Außerdem soll das Abspielen von lauter Musik künftig das ganze Jahr über zwischen 22 Uhr abends und 6 Uhr morgens verboten sein. Wer sich nicht daran hält, muss mit einem Bußgeld rechnen.
Neue Hinweisschilder sollen schon bald auf die neue Regeln aufmerksam machen. Außerdem werde das Ordnungsamt verstärkt am Winterhafen kontrollieren, ob sich alle daran halten. Darüber hinaus sollen zusätzliche Mülltonnen aufgestellt und eine feste öffentliche Toilette gebaut werden.

Stadtrat muss noch zustimmen
Der Stadtvorstand muss die geplanten Verbote jetzt noch den Gremien vorlegen. Letztlich wird der Stadtrat darüber entscheiden müssen, ob sie so umgesetzt werden.
SPD will Zerstörung und Verschmutzung nicht tolerieren
Auf SWR-Anfrage haben sich einige Mainzer Stadtratsfraktionen bereits zu dem "Maßnahmenpaket Winterhafen" geäußert. Ein Sprecher der SPD-Fraktion sagte, dass die SPD das Paket grundsätzlich begrüße. Mutwillige Zerstörungen und Verschmutzungen im Winterhafen seien nicht zu tolerieren.
Die SPD gehe aber auch davon aus, dass sich mit den Lockerungen der Corona-Einschränkungen die Situation am Winterhafen wieder entspannen werde. Deshalb sollten sich mögliche Maßnahmen nicht an Extremsituationen wie in den letzten beiden Jahren orientieren.
Auch CDU-Stadtratsfraktion hat Verständnis für Maßnahmen
Auch die CDU-Stadtratsfraktion hat Verständnis dafür, dass der Stadtvorstand jetzt Maßnahmen ergreifen möchte. Wie der Vorsitzende mitteilt, sei es zwar bedauerlich, dass es so weit kommen müsse, allerdings sei es ohne entsprechende Regeln nur schwer möglich, das Müllproblem am Winterhafen in den Griff zu bekommen. Ob die angedachten Maßnahmen vielleicht zu hart oder an der ein oder anderen Stelle auch zu weich seien, müsse die Zeit zeigen.
FDP-Fraktion: Glasverbot geht zu weit
Der Fraktionsvorsitzende der FDP-Stadtratsfraktion sagte dem SWR, dass er die angestrebten Maßnahmen nur teilweise nachvollziehen könne. Das vom Stadtvorstand vorgeschlagene Lautsprecherverbot nachts halte er für sinnvoll, da dadurch eine Ruhestörung verhindert werden könne. Ein Glasverbot gehe seiner Meinung nach aber zu weit. Der Winterhafen sei eine von wenigen Freiflächen in Mainz, auf denen sich die Menschen in ihrer Freizeit treffen könnten. Dazu zähle auch, das ein oder andere Glas Bier oder Wein zu trinken, so der FDP-Fraktionsvorsitzende.
"Die Linke" hält Maßnahmen für wenig durchdacht
Ähnlich argumentiert die Stadtratsfraktion der Linken. Nach Angaben eines Sprechers gibt es in Mainz nur wenige Grünflächen. Die Nutzung dieser Freizeitflächen nun mit Verboten zu reglementieren, sei nicht angemessen. Wie der Sprecher fortführt, wird der Winterhafen schon seit Jahren von verschiedenen Mainzer und Mainzerinnen in ihrer Freizeit genutzt. Die erst später hinzugezogenen Anwohner und Anwohnerinnen hätten gewusst, worauf sie sich einließen. "Wer in bester Lage in der Innenstadt wohnt, der muss auch damit rechnen, dass es mal laut werden kann", so der Sprecher.
Die Stadtratsfraktion der Linken kritisiert weiter, dass erst einmal nachgewiesen werden müsse, in welchem Umfang und in welcher Intensität tatsächlich eine Lärmbelästigung vorliege. Außerdem seien die geplanten Maßnahmen nur schwer zu kontrollieren. "Es macht nur Sinn, solche Regeln einzuführen, die man später auch kontrollieren kann", sagt der Sprecher.
Keine Stellungnahme von den Grünen
Die Stadtratsfraktion der Grünen wollte sich nicht zu dem Maßnahmenpaket äußern. Wie sie mitteilte, wollen sich die Fraktionsmitglieder erst einmal in Ruhe ein Bild von den geplanten Maßnahmen machen.