"Es wird eine falsche Sicherheit vorgegaukelt", sagt Kristin Starck-Fürsicht dem SWR. Sie ist die stellvertretende Vorsitzende des Verbands Kita-Fachkräfte Rheinland-Pfalz und leitet seit 2013 die Kita "Haus der Entdecker" im rheinhessischen Zornheim (Kreis Mainz-Bingen).
Weil es im Unterschied zu Schulen an rheinland-pfälzischen Kitas keine verbindliche Teststrategie gibt, gehe jede Einrichtung anders damit um. In Zornheim würden die Kinder durch das Deutsche Rote Kreuz (DRK) getestet - weil sich die Einrichtung selbstständig darum gekümmert habe. "An vielen Kitas wird gar nicht getestet", so Starck-Fürsicht.
Verband fordert verbindliche Teststrategie für Kitas
Der Verband kritisiert, dass im Fall einer Infektion Kinder die Einrichtung bereits am Tag nach einem negativen Test wieder besuchen können, wenn sie ohne Symptome einer Erkrankung sind. Dabei könne die Inkubationszeit von mehreren Tagen nicht berücksichtigt werden, kritisierte Starck-Fürsicht.
In der laufenden Omikron Welle seien dadurch nicht nur die Kinder und Erzieherinnen und Erzieher ungeschützt, sondern auch die Familien. Denn asymptomatische Kinder könnten das Virus mit nach Hause bringen.
Demonstration vor Staatskanzlei in Mainz
Mit der Forderung nach einer verbindlichen Teststrategie für alle Kitas war Starck-Fürsicht am Dienstagnachmittag nach Mainz gefahren. Dort hatte der Verband seine erste Demonstration organisiert. Knapp 100 Menschen nahmen daran teil.
Erzieherinnen und Erzieher, aber auch Eltern machten ihrem Unmut über die "Durchseuchung ohne Plan und Schutz" Luft, wie der Verband Kita-Fachkräfte die aktuelle Corona-Politik der Landesregierung bezeichnet. Menschen, die nicht an der Demonstration teilnehmen konnten, wurden gebeten, vorab Statements zu verfassen. Circa 300 Briefe wurden in der Staatskanzlei abgegeben.
Corona mit Kindern: Leben zwischen Kita und Teststation
Viele Kitas "an der Kapazitätsgrenze"
Neben der Teststrategie forderte der Verband bei seiner Demo, dass bei einem positiven Corona-Fall in der Kita die betroffene Gruppe fünf Tage am Stück getestet wird. So wird das seit dem 31. Januar auch an den Schulen im Land gehandhabt.
Die stellvertretende Verbandsvorsitzende Starck-Fürsicht fügt hinzu, dass es die Personalsituation in vielen Kitas außerdem nicht zulasse, dass die Kinder - wie von Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) gewünscht - in festen Gruppen betreut werden. Dies gehe nur, wenn die Einrichtungen ihre Öffnungszeiten verkürzen dürften. "Viele Einrichtungen sind mittlerweile an der Kapazitätsgrenze", so Starck-Fürsicht.