Mitten in der Urlaubssaison suchen nach Angaben des Hotel- und Gaststättenverbands Rheinland-Pfalz, DEHOGA, derzeit rund 60 Prozent der Betriebe in der Region händeringend Mitarbeitende. Auch der geschäftsführende Direktor des Land- und Golfhotels in Stromberg, Andreas Kellerer, hat noch bis zu 30 unbesetzte Stellen. Hilfe bekommt er nun von Ukrainerinnen.

Ukrainische Geflüchtete helfen aus
Seit wenigen Wochen arbeiten sieben Ukrainerinnen im Land- und Golfhotel. Vier von ihnen wurden als Köchinnen eingestellt, zwei arbeiten im Housekeeping. Eine 17-Jährige, die derzeit noch als Praktikantin arbeite, soll im August eine Ausbildung zur Hotelfachfrau beginnen. Die offenen Stellen nur mit deutschen Arbeitskräften zu besetzen, sei nahezu unmöglich, sagt Kellerer: "Mit dem deutschen Arbeitsmarkt alleine werden wir die Hotellerie und Gastronomie nicht mehr hinbekommen, da bin ich mir sicher".
Der Kontakt zu den Ukrainerinnen war durch drei ukrainische Angestellte, die schon länger im Hotel arbeiten, zustandegekommen. "Es ist natürlich hilfreich, wenn man Mitarbeitende hat, die hier schon sehr gut integriert sind und auch bei Sprachproblemen helfen können", sagt der Direktor.

Arbeit als Ablenkung vom Krieg
Valentyna ist eine der vier Köchinnen. Genau wie ihre Kolleginnen ist die 51-Jährige vom Krieg in ihrem Heimatland geflohen. Sie ist Andreas Kellerer und seinem Team sehr dankbar, dass er ihr eine Arbeit gegeben hat, denn dadurch wird sie zumindest stundenweise von den schrecklichen Ereignissen in der Ukraine abgelenkt.
"Wenn man arbeitet, dann hat man nicht so viel Zeit, um nachzudenken. Aber im Herzen und im Kopf denke ich immer an die Ukraine."
Seit Anfang Mai bereitet die gelernte Köchin nun auch deutsche Gerichte zu. Obwohl sie bisher nur sehr wenig deutsch versteht, fühlt sie sich in ihrem neuen Team sehr gut aufgehoben. "Das Team in der Küche ist sehr nett und hilfsbereit, mir gefällt es hier wirklich gut", sagt sie.

Corona-Lockdown hat Personalmangel vorangetrieben
DEHOGA-Präsident Gereon Haumann nennt vor allem die Corona-Pandemie und deren Folgen als Hauptgründe, warum es derzeit für die Hotel- und Gastronomiebranche so schwer sei, neues Personal zu finden. "Wir haben viele Mitarbeitende verloren, als wir über mehrere Wochen im Winter geschlossen hatten. Während dieser Zeit haben sich viele nach anderen Jobs umgeschaut und sind dort geblieben", so Haumann.
Kellerer wiederum sieht eine der Ursachen darin, dass junge Menschen nicht mehr so gern in der Gastronomie arbeiten. Hauptgrund dafür seien die Arbeitszeiten: am Wochenende, spät abends oder an den Feiertagen. Viele junge Menschen würden ihre Freizeit gerne flexibler planen.
"Ich glaube, viele jungen Menschen stellen sich ein anderes Arbeitszeitmodell vor."
Über 60 offene Stellen in Mainzer Hotels
Diese Entwicklung bestätigt auch die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten. Sie zitiert Statistiken der Bundesagentur für Arbeit: Demnach hat es in Mainz Ende Juni 64 offene Stellen in Hotels und Pensionen gegeben, fast dreimal so viele wie vor einem Jahr. Im Landkreis Bad Kreuznach waren es 44 offene Stellen, ein Drittel mehr als vor einem Jahr.
DEHOGA fordert klares Zeichen von Politik
DEHOGA-Präsident Haumann fordert deswegen ein klares Zeichen der Politik. Es sei wichtig, den Mitarbeitenden zu signalisieren, dass Hotels und Gaststätten im nächsten Winter kein erneuter Lockdown drohe. Er habe schon von einigen ehemaligen Mitarbeitern gehört, dass sie gerne wieder zurückkommen würden. Aber die Angst, in wenigen Monaten wieder ohne Job auf der Straße zu stehen, würde viele noch zurückhalten.