Das Video aus der Überwachungskamera im Verkaufsraum der Tankstelle wurde wegen schlechter Tonqualität überarbeitet. Der entscheidende Wortwechsel zwischen Mitarbeiter und Täter war heute im Gerichtssaal nun gut zu verstehen. Mitarbeiter: "Maske an!" Täter: "He?" Mitarbeiter: "Maske hoch!" Täter: "Echt?" Mitarbeiter: "Ja." Daraufhin fiel der tödliche Schuss.
Rechtsmedizinerin: Opfer war sofort tot
Auch eine Rechtsmedizinerin aus Mainz sagte am Montag aus. Sie hatte nach der Tat im vergangenen September die Leiche des getöteten Studenten obduziert. Das Opfer sei mit einem Kopfdurchschuss getötet worden, so die Medizinerin. Dabei seien so wesentliche Strukturen des Gehirns beschädigt worden, dass der junge Mann vermutlich sofort tot gewesen sei.
Zeugen zur Radikalisierung des Angeklagten
Außerdem wurden zwei weitere Zeugen aus dem privaten Umfeld des Angeklagten gehört. Dabei ging es vor allem um die Frage, wie sich der 50-Jährige in den Wochen vor der Tat immer weiter radikalisiert hat. Einer der Zeugen schilderte heute vor Gericht, dass er und der Angeklagte häufiger zusammen mit den Hunden spazierengegangen seien.
In Gesprächen Corona geleugnet
In den gemeinsamen Gesprächen habe der Angeklagte Corona geleugnet. Die Spaziergänge hätten dann geendet, als der Zeuge sich gegen Corona impfen ließ. Damit sei er aus Sicht des Angeklagten "verseucht" gewesen.
Außerdem hätten sie sich über den Messengerdienst Telegram ausgetauscht. Dort habe der Angeklagte unter anderem einmal die Nachricht geschickt: "Wer mich ab Montag anhält, den bringe ich um." Der Zeuge sagte vor Gericht, er habe den Angeklagten bei diesen Aussagen nicht für voll genommen.
Gewaltfantasien vor der Tat
Bereits an den vorangegangenen Prozesstagen war deutlich geworden, wie sich der Angeklagte in den Monaten vor der Tat verändert hatte. So hatte er sich im Internet mit anderen Gegnern der Corona-Maßnahmen ausgetauscht. Dabei hatte er offenbar zunehmend auch Gewaltfantasien entwickelt.
Der Mordprozess am Bad Kreuznacher Landgericht hatte am 21. März begonnen. Dem Angeklagten wird vorgeworfen, den 23-jährigen Mitarbeiter einer Tankstelle in Idar-Oberstein erschossen zu haben, weil dieser ihn mehrfach auf die Maskenpflicht hingewiesen hatte. Die Tat hatte bundesweit für Entsetzen gesorgt.