Professor Fred Zepp ist selbst Mitglied der Ständigen Impfkommission (STIKO). Zum SWR sagte er am Dienstagabend, die STIKO habe den gesetzlichen Auftrag, eine Impfung nur dann zu empfehlen, wenn die Kommission Sicherheit habe über Vorteile und Risiken.
Bisher "nur begrenzte Informationen"
"Bei dieser Impfung ist es so, dass wir nur begrenzte Informationen zur Verträglichkeit des Impfstoffs in genau dieser Altersgruppe haben", so der Mainzer Kinder- und Jugendmediziner. Da Kinder mit Vorerkrankungen ein relativ hohes Risiko hätten, an Corona zu erkranken, habe die STIKO sich entschieden, das Risiko der Impfung in diesen Fällen in Kauf zu nehmen.
In Rheinland-Pfalz können dennoch ab dem 16. Dezember alle Kinder über fünf Jahren gegen Corona geimpft werden - nach individueller ärztlicher Aufklärung. Das Land hat für diese Gruppe keine Impfpriorisierung vorgesehen. "Jede Impfung zählt, um diese Pandemie hinter uns zu lassen. Die Kinderimpfungen sind dabei aber nur ein Zusatz, der vor allem der individuellen Gesundheit dient", so Gesundheitsminister Clemens Hoch (SPD).
Den Fünf- bis Elfjährigen wird ein im Vergleich zum herkömmlichen BioNTech/Pfizer-Impfstoff niedriger dosiertes und anders abgefülltes Präparat der Hersteller verabreicht. Von dem mRNA-Vakzin sollen laut STIKO zwei Dosen im Abstand von drei bis sechs Wochen gegeben werden. Für jüngere Kinder gibt es noch keinen zugelassenen Impfstoff.
Bald Daten aus den USA vorhanden
Sobald weitere Daten aus den USA vorliegen, ist es nach Zepps Angaben allerdings wahrscheinlich, dass die STIKO die Empfehlung auf alle Kinder in der Altersgruppe 5 bis 11 Jahre erweitert. Etwa fünf Millionen Kinder in der fraglichen Altersgruppe hätten in den USA ihre erste Corona-Impfung erhalten. Etwa bis Weihnachten würden diese Kinder ihre zweite Impfung bekommen. "Wenn wir diese Ergebnisse haben, dann werden wir um den Jahreswechsel herum oder früh im Januar die Impfempfehlung auch entsprechend anpassen können", sagte Zepp weiter.
Hier können Sie das ganze Interview mit Fred Zepp sehen:
Auch bei den 12- bis 17-Jährigen hatte die Ständige Impfkommission zunächst nur eine Empfehlung für Vorerkrankte ausgesprochen und später die Empfehlung auf alle erweitert.
Nicht auf Impfstoff gegen Omikron-Variante warten
Zepp riet im SWR-Interview davon ab, auf einen eigenen Impfstoff gegen die Omikron-Variante zu warten. Er sagte: "Die Anpassung auf Omikron wird wahrscheinlich drei bis vier Monate dauern, beim Impfstoff für Kinder ein halbes Jahr." Wer Kinder mit chronischen Erkrankungen habe, soll den jetzt verfügbaren Kinderimpfstoff nutzen. Auch der jetzige Impfstoff habe einen Effekt gegen Omikron.