Die Glühweintassen hatte Sascha Barth bereits bestellt. "Das konnte ich zum Glück wieder stornieren", sagt er. Ende Oktober hatte Mainz seinen Weihnachtsmarkt wegen der Corona-Pandemie abgesagt. Statt ab heute im Menschengedränge am Dom seinen Glühwein anzubieten, ist der 44-Jährige im Dezember zur Untätigkeit verdammt. "Ich habe gesehen, wie trotz der Absage die Krippe auf dem Marktplatz aufgebaut wurde. Da standen mir die Tränen in den Augen", erzählt der Mainzer.
Wenigstens Ausschank am Riesenrad in Eltville
Die Absage des Weihnachtsmarktes war für Barth und seine Schausteller-Kollegen ein weiterer Schlag nach den Corona-Monaten im Frühjahr. Keine Kirmes, kein Jahrmarkt, kein Volksfest. "Ich hatte noch ein bisschen Glück", sagt er. "In Eltville durfte mein Cousin von Juli bis Anfang November ein Riesenrad aufstellen, da konnte ich den Getränkeausschank machen." Das habe zwar nicht die Saison ersetzt, aber es habe geholfen.
"Viele Schausteller haben sehr viel Angst um ihre Existenz"
Sieht er seine Existenz gefährdet? "Ja, sehr", sagt er. Den etwa 120 Betrieben mit rund 400 Mitarbeitern im Schaustellerverband Mainz-Rheinhessen gehe es ähnlich, weiß Barth, der zweiter Vorsitzender des Verbandes ist. Bundesweit seien etwa 5.000 Betriebe mit 40.000 Mitarbeitern betroffen. "Viele haben sehr viel Angst, weil einfach gar nicht absehbar ist, wann es mal weitergeht."

Kosten für Lager, TÜV, Lkw-Inspektion
Barth betreibt drei Fahrgeschäfte und zwei Ausschankbuden. Derzeit sind diese in Baden-Württemberg eingelagert. Die Kosten bleiben: Lager, TÜV, Inspektion für einen Lkw. "Die Inspektion hat allein 2.500 Euro gekostet. Dabei bin ich mit dem Lkw nur 500 Kilometer gefahren, normal sind es 10.000 Kilometer." Über die Unterstützung vom Bund will er nichts Schlechtes sagen. Im April gab es 9.000 Euro als Soforthilfe. Der berühmte Tropfen auf den heißen Stein. "Aber das Geld kam schnell, nur wenige Tage nach dem Antrag", erinnert er sich. "Und wenn man mal in die Nachbarländer schaut, da gab es ja eigentlich nichts."
Durchhalten bis zum Sommer
Seine drei festen Mitarbeiter will Barth halten. "Ich habe sie im Sommer nicht im Stich gelassen. Sie konnten wenigstens ein bisschen arbeiten." Gemeinsam mit ihnen hofft der Schausteller auf Licht am Ende des Tunnels, vielleicht im nächsten Sommer. Bis dahin will Barth durchhalten, auch mit Hilfe von Krediten. "Ganz normal wird es dann wohl nicht weitergehen, aber vielleicht relativ normal."
Alzeyer Weinfest mit Desinfektion und Maskenpflicht
Er und einige Kollegen hätten bereits bewiesen, dass auch eine Kirmes mit Hygienekonzept stattfinden könne, sagt der 44-Jährige. So sei er im September auf einem Alzeyer Weinfest mit einem Kinderkarussell dabei gewesen. Da gab es unter anderem Desinfektionsspender, Maskenpflicht an den Geschäften und eine Einbahnstraßen-Regelung. "Und die Fahrzeuge wurden auch regelmäßig desinfiziert. Das hat sehr gut funktioniert", so Barth.
Erste Pause seit 1996
Doch nun gilt es erst einmal, den Dezember ohne Weihnachtsmarkt zu überstehen. Seit 1996 war der Familienbetrieb in fünfter Generation auf dem Mainzer Marktplatz mit seinem Stand am Dom vertreten. "Das ist alles sehr traurig", beschreibt er die Stimmung bei sich und den Schausteller-Kollegen. Was er die nächsten Wochen unternehmen wird? "Ich werde in diesem Jahr mit meinen Kindern Plätzchen backen."