Jetzt steht er fest, der Sprengtermin für die 1963 erbaute A66 Salzbachtalbrücke. Am 6. November 2021 ist es so weit: Dann werden mit rund 220 Kilogramm Sprengstoff die beiden 310 Meter langen Brückenteile gesprengt.
Zunächst soll das südliche Brückenbauwerk (Richtung Frankfurt) gesprengt werden, nur zwei Sekunden später die Nordbrücke. Dazwischenfunken können am Sprengtag selbst nur noch Schlechtwetterlagen wie Starkregen und Nebel, heißt es in einer Pressemitteilung.
Autobahnbrücke an der A66 Salzbachtalbrücke in Wiesbaden erfolgreich gesprengt
Kurz nach 12 Uhr am Samstag war es soweit: Nach einer weiträumigen Evakuierung wurde die Salzbachtalbrücke gesprengt. Wir zeigen die Bilder der Sprengung.
Wenn es am Samstag stark regnet, würde die Sprengung auf Sonntag, 7. November, verschoben. Außerdem dürften die Becken des benachbarten Klärwerks nicht ganz voll sein und der Salzbach nicht anschwellen.
Die Sprengung und der Ersatzneubau der Salzbachtalbrücke hätten oberste Priorität, heißt es von Seiten der Autobahn GmbH und der Stadt Wiesbaden. Die Autobahnbrücke wird normalerweise von etwa 90.000 Fahrzeugen am Tag genutzt.
Ziel sei es, nach der Sprengung die Bahngleise und die Bundesstraße unter der Brücke bis Ende des Jahres wieder freizugeben.
Evakuierungen bei Sprengung nötig
Im Vorfeld der Sprengung müssen rund 140 Bewohner, die in dem 250 Meter umfassenden Sicherheitsradius leben, ihre Häuser und Wohnungen verlassen. Die Evakuierungen sollen am Samstag gegen 9 Uhr beginnen, die Sprengung selbst soll um 12 Uhr sein.
Theoretisch mögliche Schäden an Anlagen und Gebäuden würden laut Autobahn GmbH durch umfangreiche Vorher/Nachher-Beweissicherung dokumentiert. Am späten Nachmittag sollen die Bewohner dann wieder zurückkehren dürfen. Die Tiere eines ebenfalls betroffenen Tierheims müssten solange ins Innengehege.
Livestream für Bevölkerung
Am Tag selbst sehe das Sprengkonzept vor, dass die Nordbrücke so gesprengt wird, dass sie vom Klärwerk wegkippt. Die Südbrücke werde dagegen senkrecht nach unten fallen und etwa zwei Sekunden vor der Nordbrücke gesprengt. Laut Stadt Wiesbaden gibt es für die Bevölkerung einen Livestream, auf dem die Sprengung zu sehen sein wird.
Umfangreiche Arbeiten im Vorfeld
Vor der Sprengung stand und steht noch viel Arbeit an. Fünf Bahngleise der Deutschen Bahn sind im Bereich der Baumaßnahme bereits abgebaut. Zwei bis drei Meter Sand wurden darüber verschüttet.

Insgesamt werden rund 50.000 Kubikmeter Sand und Erde benötigt, um die unter der Brücke liegenden Gleise und die Bundesstraße mit verdichteten Erdwällen oder lockeren Sandbetten vor dem Aufprall der Brückentrümmer zu schützen.
Zeugen sahen Brocken fallen
Dass trotz der Baufälligkeit der Autobahnbrücke im Vorfeld nichts Schlimmeres passiert war, ist auch zwei Zeugen zu verdanken. Die beiden jungen Männer waren am 18. Juni im Auto unterwegs. Als sie an einer roten Ampel unterhalb der Salzbachtalbrücke anhielten, sahen sie plötzlich ein paar faustgroße Brocken von der Brücke fallen. Sie meldeten das - kurze Zeit später wurde die A66-Brücke komplett gesperrt. Daraufhin kam es rund um Wiesbaden zu langen Staus, diese legten sich dann aber nach und nach. Die Verkehrslage in Mainz blieb weitgehend entspannt. Zum Zeitpunkt der Vollsperrung fanden bereits Arbeiten statt. Die fast 60 Jahre alte Brücke sollte in diesem Herbst sowieso abgerissen werden.

Rohrlager an der Brücke ist kaputt
Inzwischen haben Fachleute herausgefunden, woher die schweren Schäden an der Salzbachtalbrücke stammen: Ein Rollenlager ist kaputt. Nach Angaben der Autobahn GmbH sind vier unterschiedliche Gutachten zu diesem Ergebnis gekommen. Die Rollenlager bei einer Brücke verbinden den Überbau, also die Fahrbahn, mit dem Unterbau, der aus den Pfeilern und dem Fundament besteht.

Die Lager gleichen auch Schwankungen der Brücke aus, die durch hohe Temperaturen verursacht werden. Da es im Juni über längere Zeit sehr heiß gewesen sei, habe eines der Rollenlager diese Bewegungen nicht mehr ausgleichen können, so die Autobahn GmbH. Daraufhin sei ein Pfeiler in Schieflage geraten.
Bahnverkehr eingeschränkt
Unter der Salzbachtalbrücke ist auch eine Bahntrasse. Diese Strecke ist ebenfalls gesperrt. Deshalb können die meisten Züge den Hauptbahnhof in Wiesbaden nicht anfahren, sondern unter anderem nur den Bahnhof im Stadtteil Mainz-Kastel. Inzwischen pendelt eine Expressbuslinie zwischen beiden Bahnhöfen hin und her. Nach Angaben der Verkehrsgesellschaft ESWE wird die Linie gut nachgefragt.