Ein Kreuz steht vor einer Regenbogenflagge. Im Bistum Mainz wird am Sonntag ein Gottesdienst zur Beauftragung der queersensibler Pastoral gefeiert. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Henning Kaiser)

Neue Wege in der katholischen Kirche

Bistum Mainz bietet Seelsorge für queere Menschen

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Corinna Lutz
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Katharina Feißt
Bild von Katharina Feißt, Studio Mainz (Foto: SWR, Daniel Brusch)

Die Ehe zwischen Mann und Frau bestimmt die katholische Sexualmoral. Spezielle Seelsorger für queere Menschen sollen das im Bistum Mainz ändern, stehen mit dieser Aufgabe aber noch ganz am Anfang.

Bereits zum 1. April hatte Bischof Peter Kohlgraf Pastoralreferentin Christine Schardt und Pfarrer Mathias Berger zu Beauftragten für queersensible Seelsorge im Bistum Mainz ernannt. Es gehört damit zu den Vorreitern unter den deutschen Bistümern, das sich um eigene Ansprechpartner und ein Seelsorge-Konzept für sexuelle Minderheiten kümmert.

Zusammenarbeit mit queeren Netzwerken und Communities

In den ersten Monaten haben die beiden Beauftragten ein Netzwerk aufgebaut und sich mit queeren und queersensiblen Netzwerken und Communities ausgetauscht.

"Wir sind erstaunt, beglückt, fast ein bisschen beschämt, wie stark von deren Seite des Signal war: 'Wir wollen mit euch gerne zusammenarbeiten - auch wenn ihr über Jahrzehnte verspätet unterwegs seid.'"

Queersensible Pastoral sucht Verstärkung

Damit das gelingt, erweitern Schardt und Berger gerade ihr Team und sind auf der Suche nach pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Denn beide haben noch andere Aufgaben im Bistum Mainz. Schardts Hauptberuf ist zum Beispiel Hochschulseelsorgerin. Sie hat für die queersensible Pastoral nur einen kleinen Stellenanteil und bittet um Geduld: "Wir können noch nicht für alle Menschen in der Diözese Mainz zur Verfügung stehen. Wir sind ganz am Anfang."

Bischof Kohlgraf hält an Kurs fest

Das äußert sich auch in Rückschlägen und Frust, zum Beispiel bei der jüngsten Tagung des katholischen Reformprozesses Synodaler Weg Anfang September. Dort blockierte eine Minderheit der katholischen Bischöfe einen Beschluss zur Reform der kirchlichen Sexualmoral. Reformorientierte Kräfte fordern seit Langem die Anerkennung von Homosexualität sowie Trans- und Intersexualität als gleichwertige Lebensformen.

Dies sei "mal wieder" ein Schlag in die Magengrube gewesen, sagt Berger. Aber Bischof Kohlgraf habe die beiden umgehend ermutigt weiterzumachen. Das Reformpapier "ist zwar vom Tisch, aber es ist in der Welt", schrieb der Bischof.

"Ringen mit dem eigenen System"

Bereits zuvor, sagt Berger, habe die Kirche viele Menschen verletzt und verloren. Die, die sich jetzt noch in kirchlichen queeren Netzwerken und Communitys engagierten, seien hochverbunden und arbeiteten manchmal "bis zur Selbstverleugnung". Schardt, die sich Anfang des Jahres zusammen mit rund 100 anderen katholischen Mitarbeitenden öffentlich als queer outete, spricht von einem "Ringen mit dem eigenen System".

Auch Berger möchte die kirchliche Sexualmoral grundlegend weiterentwickeln: Sie solle Diversität vermitteln "als Abbild Gottes", anstatt ein bipolares Menschenbild. "Ich habe schon lesbische Paare gesegnet, in der eigenen Familie", verrät er.

Offizielle Beauftragung bei Gottesdienst am Sonntag

Am Sonntagabend wird Bischof Kohlgraf Schardt und Berger in einem Gottesdienst öffentlich mit der queersensiblen Pastoral im Bistum Mainz beauftragen. Der Gottesdienst findet um 18.30 Uhr in der Mainzer Kirche St. Quintin statt. Im Anschluss gibt es einen Empfang im Erbacher Hof.

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