Der Angeklagte wird in Handschellen in den Gerichtssaal geführt. (Foto: SWR, Rabea Amri)

Nach Messerangriff vor Fahrschule

Prozessbeginn in Mainz: Angeklagter entschuldigt sich bei Fahrlehrer

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Rund sieben Monate nach dem Messerangriff eines Fahrschülers auf seinen Fahrlehrer in Mainz hat der Prozess vor dem Landgericht begonnen. Angeklagt ist ein 32-jähriger Mann wegen versuchten Mordes.

Ihm werden versuchter Mord, versuchte gefährliche Körperverletzung und gefährliche Körperverletzung vorgeworfen. Nach mehrfach nicht bestandenen Fahrprüfungen soll der Angeklagte im März mit einem Messer zur Fahrschule gegangen sein, vor der drei Männer standen.

Auf einen von ihnen ging er der Anklage zufolge schnell von hinten zu und stach ihm mehrfach mit dem Messer in den Hals und den Kopf. Das Opfer war der frühere Fahrlehrer des Angeklagten.

Angeklagter fühlte sich angeblich diskriminiert

Zum Prozessauftakt entschuldigte sich der Angeklagte bei seinem damaligen Opfer. Von einem Dolmetscher übersetzt sagte der 32-Jährige, er könne die Tat im Nachhinein nicht ungeschehen machen. Er habe gedacht, er würde wegen seiner Religionszugehörigkeit diskriminiert. Er sei falsch geleitet gewesen. Es tue ihm leid.

Der Angeklagte stammt aus Somalia und ist Christ. Sein Opfer, der Mainzer Fahrlehrer, ist Muslim.

Schwer verletzter Fahrlehrer sagt als Zeuge aus

Der damals schwer verletzte Fahrlehrer ist Nebenkläger in dem Prozess und sagte zu Prozessbeginn als Zeuge aus. Seiner Schilderung nach war der Angeklagte zuletzt ein halbes Jahr vor der Tat durch die praktische Prüfung gefallen.

Er sei danach zwar sauer gewesen, es habe aber keine Auseinandersetzung oder Diskussion gegeben. Nachdem der Angeklagte das Ergebnis der Prüfung mitgeteilt bekommen hatte, sei dieser einfach ausgestiegen und kommentarlos weggegangen.

Fahrlehrer kann sich Tat nicht erklären

Auch während der Fahrstunden habe er den 32-Jährigen nie wütend oder unbeherrscht erlebt, so der Fahrlehrer. Er verstehe nicht, wie es soweit gekommen sei und könne sich die Tat nicht erklären.

Der Fahrlehrer spürt nach eigener Aussage nach wie vor körperliche und psychische Folgen des Angriffs. Er habe immer noch Schmerzen im Nacken und leide unter Ängsten und Schlaflosigkeit. Bis heute sei er krankgeschrieben und in psychologischer Behandlung.

Polizist beendete Angriff mit Schüssen

Der Angeklagte soll am Tattag nicht nur den Fahrlehrer, sondern auch noch zwei weitere Männer angegriffen und verletzt haben, die dem Fahrlehrer zu Hilfe kommen wollten. Einem der beiden soll er mit dem Messer in den Oberarm gestochen haben.

Ein Polizist beendete den Angriff schließlich mit mehreren Schüssen und verletzte den Täter dabei. Sowohl der Fahrlehrer als auch der Angreifer mussten notoperiert werden.

Die Spuren nach dem Messerangriff und den Polizeischüssen vor einer Mainzer Fahrschule werden genau untersucht. (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance/dpa | Sebastian Gollnow)
Spuren nach dem Messerangriff und den Polizeischüssen vor einer Mainzer Fahrschule

Tat nur kurze Zeit nach tödlichem Unfall

In unmittelbarer Nähe hatte es wenige Stunden zuvor einen tödlichen Verkehrsunfall gegeben. Ein dreijähriges Mädchen war von einem Auto erfasst worden und gestorben. Die beiden Ereignisse so kurz hintereinander hatten in Mainz große Bestürzung ausgelöst.

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SWR