Unter anderem hatte sich eine Freundin des späteren Opfers in der Tankstelle aufgehalten. Sie berichtete, dass der Angeklagte direkt vor der Tat kühl und ruhig gewirkt habe. Der Tankstellenmitarbeiter habe ihn wiederholt aufgefordert, seine Maske hochzuziehen. Dies habe der Angeklagte aber nicht getan, sondern stattdessen zur Waffe gegriffen und abgedrückt.
"Er sah so aus, als wisse er genau, was er tut."
Der Angeklagte habe zielsicher geschossen. Sie habe den Eindruck gehabt, dass der Mann mit einer Waffe umgehen könne und genau wisse, wie sie funktioniert, sagte die Zeugin.
Zeugin entwickelte nach der Tat Angststörung
Nach dem Schuss sei sie aus der Tankstelle gegangen. Sie sei nicht einmal gerannt, so die Zeugin vor Gericht: "Ich konnte mich nicht mehr richtig bewegen."
Nach dem Erlebten habe sie eine Angststörung entwickelt, erzählte die Frau. Vor allem, wenn sie Tankstellen oder Orte mit mehreren Menschen betrete, leide sie unter Paranoia. Bis heute besuche sie deswegen regelmäßig eine Therapeutin.
"Und dann läuft der ganz normal in Richtung Polizei, also das ist mir unbegreiflich."
Auch andere Augenzeugen schilderten heute vor Gericht, wie sie die Tat erlebt haben. So berichtete ein Mann, wie der Angeklagte nach der Tat aus der Tankstelle gekommen sei. Er sei sehr locker gewesen und habe sich die Waffe unter das T-Shirt gesteckt, als sei das selbstverständlich.
Außerdem berichtete die Freundin des Zeugen, ihr kleiner Sohn habe den tödlichen Schuss in der Tankstelle von draußen aus dem Auto heraus beobachtet. Er habe danach einen Schock gehabt und sei ganz regungslos gewesen. Man könne noch nicht wissen, ob er Folgeschäden davongetragen habe.

Überwachungskameras dokumentieren Tathergang
Zu Beginn des Prozesstages hatte das Gericht mehrere Videos der Überwachungskameras der Tankstelle vom Tattag gezeigt. Auf den ersten war zu sehen, wie der Angeklagte die Tankstelle ohne Maske betritt und mit zwei Sixpacks Bier zur Kasse geht.
Dort kommt es dann zu einer Diskussion mit dem Tankstellenmitarbeiter, der den Angeklagten offensichtlich auf die Maskenpflicht hinweist. Nach einigem Hin und Her verlässt der Angeklagte die Tankstelle.
Einige Zeit später kehrt der 50-Jährige zu der Tankstelle zurück. Aus verschiedenen Kamera-Perspektiven ist auf den Videos zu sehen, wie er erneut den Verkaufsraum betritt - diesmal mit einem Mund-Nasen-Schutz. Wieder geht er mit Bier in der Hand zur Kasse.
Video von tödlichem Schuss gezeigt
Eines der Videos zeigt dann mit Blick in den Verkaufsraum, wie der Angeklagte beim Bezahlen die Maske herunterzieht, kurz etwas sagt, eine Pistole auf den Tankstellenmitarbeiter richtet und abdrückt.
Die Mutter des Opfers hatte den Gerichtssaal verlassen, bevor die Videos gezeigt wurden. Der Angeklagte hielt während der Vorführung meist den Blick gesenkt oder hatte sein Gesicht in den Händen vergraben.
Angeklagter hat die Tat bereits gestanden
Der 50-jährige Angeklagte hatte bereits am zweiten Prozesstag gestanden, den 20-jährigen Kassierer mit einem Schuss getötet zu haben. Über seinen Verteidiger ließ er eine schriftliche Erklärung verlesen. Er entschuldigte sich darin für die Tat und teilte durch seinen Anwalt mit, dass er sie bereue und sich dafür schäme.
Der Selbstmord seines Vaters und das Besuchsverbot für seine schwer kranke Mutter im Krankenhaus hätten zu einem großen Frust über die Corona-Maßnahmen geführt. Am Tattag habe er sich daher in einer psychisch schwierigen Situation befunden.
Bewegende Aussage der Mutter des Opfers
Auch die Mutter des Opfers hat bereits vor Gericht ausgesagt. Sie schilderte unter anderem, dass ihr Sohn ein fröhlicher Mensch gewesen sei. Sie leide sehr unter seinem Tod. Die Welt um sie herum sei dunkler geworden.