Beim Bau der Motivwagen für den Rosenmontagszug 2023 in Mainz gibt es Probleme, abgebildet ist ein alter Wagen mit dem Thema "Putin - Der Problembär" (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance / dpa | Christoph Schmidt)

Fastnachtskampagne 2023

Wagenbauer haben Schwierigkeiten beim Bau der Mainzer Motivwagen

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Stefan Schmelzer

Die Wagenbauer des Mainzer Carneval Vereins (MCV) arbeiten derzeit mit Hochdruck an den Motivwagen für den Rosenmontagszug 2023. Doch durch Corona und die Energiekrise gibt es Schwierigkeiten.

So langsam aber sicher steuert Mainz auf den Höhepunkt der neuen Fastnachtskampagne zu: den Beginn der Straßenfastnacht. Dazu zählt auch der Rosenmontagszug, der wegen Corona zuletzt im Jahr 2020 stattfand. Doch dieses Jahr soll "de Zuch", wie die Mainzer ihn nennen, wieder rollen.

Besonders beliebt sind die aufwendig gebauten Motivwagen, die vor allem politische Themen abbilden. Und an diesen Wagen wird zurzeit in der Wagenhalle des Mainzer Carneval-Vereins kräftig geschraubt, gestrichen und gebohrt. Aber die Vorfreude hält sich in Grenzen, denn es gibt viele Probleme, sagt Chef-Wagenbauer Dieter Wenger, der im Februar 83 Jahre alt wird.

"Es ist anders als in den vergangenen 60 Jahren, vieles ist schwieriger geworden."

Da ist zum Beispiel das Personal, das fehlt. Waren es in Hochzeiten vor Corona etwa 35 Mitarbeitende, die die Wagen in Mainz-Mombach gebaut haben, sind es momentan nur knapp die Hälfte. Einige hätten sich in der Corona-Zeit andere Jobs gesucht.

Wagenbauer müssen für Material tiefer in die Tasche greifen

Wenger erzählt, das Baumaterial sei aufgrund der Energiekrise und des Ukraine-Krieges teurer geworden. So habe der MCV bereits Anfang November bei einer Holzfirma in Mainz den kompletten Bestand aufgekauft. "Doch jetzt werden weitere Holzplatten benötigt. Es ist aber nichts mehr auf Lager", sagt Wenger. Deshalb müssten viele alte Teile aufgearbeitet und verwendet werden.

Eine Mitarbeiterin des MCV schraubt an einem Motivwagen für den Rosenmontagszug 2023 (Foto: SWR)
Es gibt viel zu tun für die Mitarbeitenden von Dieter Wenger, vor allem, weil neben Personal auch das Baumateriel knapp ist.

Ganz schlimm sei es auch mit Eisen, das zum Beispiel benutzt werde, um die Figuren auf den Wagen zu stabilisieren. "Früher ist man einfach mit dem Hänger auf den Hof eines Eisenhändlers gefahren und hat eingeladen. Heute muss vorbestellt werden. Außerdem gibt es teilweise lange Lieferzeiten."

Wenger rechnet mit rund einem Drittel mehr Kosten, als vor Corona. "Sei es Personal oder Material, überall sind die Kosten gestiegen. Und das wird auch sicherlich in den kommenden Jahren so bleiben."

Finanzielle Probleme für Vereine

Die Wagenbauer bauen nicht nur die Motivwagen für den MCV, sondern auch weitere Wagen, die für andere Vereine am Rosenmontagszug oder anderen Fastnachtszügen mitfahren.

Und auch die Finanzierung dieser Wagen sei in diesem Jahr deutlich schwieriger geworden, sagt Wenger. Die meisten Vereine hätten in den vergangenen drei Jahren wegen Corona kaum Einnahmen gehabt, da zum Beispiel viele Fastnachtssitzungen ausgefallen seien.

"Ich habe Bestellungen bekommen, die aber momentan einfach nicht bezahlt werden können. Ohne Sponsoren läuft da gar nichts." Wenger rechnet damit, dass sich die Situation erst wieder in drei bis fünf Jahren normalisieren wird.

Motive der Wagen bleiben geheim

Welche Prominenten in diesem Jahr auf den Motivwagen auf die Schippe genommen werden, dazu schweigt Wenger. Natürlich würden traditionell vor allem politische Themen aufgegriffen. Gelüftet wird das Geheimnis am 14. Februar. Dann werden die Wagen offiziell vorgestellt. Ausgestellt werden sie am Fastnachtssonntag in der Mainzer Innenstadt. Am Rosenmontag sind sie dann Teil des Zuges.

Trotz aller Probleme ist der Chef-Wagenbauer des MCV aber optimistisch, dass am Rosenmontag wie zuletzt auch elf Motivwagen durch die Mainzer Straßen rollen. "Allerdings darf jetzt nichts Unvorhergesehenes mehr passieren."

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