Ein langer Flur mit vielen Türen in der ehemaligen Flüchtlingsunterkunft in Ingelheim (Landkreis Mainz-Bingen). Diese Örtlichkeit eignet sich perfekt für das Polizeitraining. Denn um Türen geht es heute unter anderen. "Wenn wir in einer Wohnung jemanden suchen, um welche Türen kümmern wir uns zuerst?", fragt Polizeihauptkommissar Rainer Panusch die Trainingsteilnehmer. "Geöffnete oder geschlossene?"

Es sind die geöffneten Türen, das wissen natürlich alle, die heute von verschiedenen Dienststellen des Polizeipräsidiums Mainz zum Üben nach Ingelheim gekommen sind. Denn von denen geht mehr Gefahr aus. "Wenn eine Tür zu ist, kann ein möglicher Täter uns nicht sehen, wir haben einen Sichtschutz", sagt einer der Teilnehmer.
Rainer Panusch ist Schieß- und Einsatztrainer und gibt der Gruppe noch einige Tipps und Hinweise, wie man sich mit seinem Team während des Einsatzes am sichersten Zutritt zu einer Wohnung verschafft. Dann wird genau das an den vielen Türen im Flur geübt.
Übungsszenario für Polizisten: Haftbefehl vollstrecken
In Zweiergruppen trainieren die Teilnehmenden anschließend eine spezielles Szenario, das sie bewusst in eine Stresssituation bringen soll.
Wir wollen die Beamten auf Reallagen vorbereiten, das heißt, wir versuchen natürlich in unseren Einsatztrainings möglichst nah an der Realität zu bleiben.
"Ihr sollt einen Haftbefehl vollstrecken", erklärt Trainerin Sandra, die als Polizistin ihren Nachnamen aus der Öffentlichkeit raushalten will. "Bei der Person handelt es sich um Herrn Hans, er ist aus dem Rockermilieu, hat auch eine Waffenbesitzkarte. Die Tür der Wohnung ist angelehnt." Die Trainer haben mehrere Räume der früheren Flüchtlingsunterkunft vorher abgedunkelt und als Wohnung hergerichtet. Als erstes stellen sich die beiden Bad Kreuznacher Polizeikommissare Kristian Dejmund und Max Biesalski der Aufgabe.
Polizisten haben Übungswaffen mit Platzpatronen in Ingelheim
Alle tragen Schutzbrillen und Ohrstöpsel, denn ab jetzt wirds laut. Die beiden Polizeikommissare, die häufig als Streifenpartner zusammen unterwegs sind, arbeiten sich von Raum zu Raum vor. "Aufmachen, Polizei!" rufen sie. Und sie schießen mit ihren Übungspistolen, in denen Platzpatronen sind.

Denn in den einzelnen Räumen gibt es Schilder in verschiedenen Farben, die für Personen stehen. Zu dem Übungsszenario gehört auch, auf die Farben richtig zu reagieren. Blaue Schilder stellen andere Polizisten dar, grüne Schilder bedeuten Zivilisten und die roten Schilder stehen für Gefährder. Auf sie soll geschossen werden.
Ernstfall Messerangriff und andere Szenarien werden geübt
Im letzten Raum wartet auf Kristian Dejmund und Max Biesalski dann kein buntes Schild, sondern ein "echter Gefährder" - der gesuchte Herr Hans, dargestellt von einem Trainer. Er ist mit einem Messer bewaffnet. "Leg das Messer weg, sofort", ruft Kristian Dejmund. "Wenn du auf mich zukommst, schieß ich." Den beiden Polizisten gelingt es, den Gesuchten ohne weiteren Waffeneinsatz festzunehmen. Am Ende können sie der Wache melden: "Person gesichert, keiner verletzt." Trainerin Sandra, die die Übung eng begleitet hat, zieht ein zufriedenes Fazit. "Das war ein sehr sauberer Durchgang, sehr gut."
Alle Polizistinnen und Polizisten sind verpflichtet, mehrere Übungen pro Jahr zu absolvieren, dazu gehört unter anderem auch Schieß- und Taser-Training. Heute steht in Ingelheim noch ein spezielles Messerabwehrtraining auf dem Programm.

Polizisten lernen Technik für Abwehr von Messerangriff
"Es gibt zwei Optionen", erklärt Trainer Markus Alt. "Entweder Abstand gewinnen, damit ich meine Waffen ziehen kann, oder ganz nah rankommen, um das Messer zu sichern." In der Trainingshalle zeigen Markus Alt und Rainer Panusch den Teilnehmenden, wie das geht. Danach müssen alle auf die Matte und üben.
Den Polizistinnen und Polizisten soll das Training Sicherheit geben. "Das ist jetzt schon mein zweites Training dieses Jahr", sagt Polizist Max Biesalski. "So bleiben wir handlungsfähig. Die Übungen geben uns quasi einen Werkzeugkoffer an die Hand, aus dem wir uns immer wieder bedienen können."