Die lange Trockenperiode hatte viele Pilzliebhaber schon entmutigt. Der Regen der vergangenen Tage hat laut Michael Franzmann vorm Forstamt Soonwald aber die Wende gebracht und mehr Pilze wachsen lassen, als zu erwarten waren. "Im wahrsten Sinne des Wortes, schießen sie aus dem Boden", sagt Franzmann.
Allerdings könne sich das schnell auch wieder ändern, weil die Böden nicht durchnässt seien. Pilze mögen es feucht und nicht zu kalt. Sollte es jetzt also wieder längere Zeit trocken bleiben, könnte es mit der Pilzfreude auch schnell vorbei sei. Für eine Prognose, wie sich das Pilzjahr 2022 entwickele, sei es deshalb zu früh, so Franzmann.
Steinpilze auch bei professionellen Sammlern beliebt
Der Steinpilz sei die Hauptpilzart, die im Soonwald gesucht und derzeit auch gefunden werde. Speisepilze dürfen im Wald nur für den Eigenbedarf gesammelt werden. Wie viel das ist, ist im Gesetz nicht exakt geregelt. Wer gewerbsmäßig Pilze sammelt und verkauft, braucht eine Genehmigung. Professionelle Pilzsammler ohne Genehmigung machten in den vergangenen Jahren im Soonwald immer wieder Probleme. In diesem Jahr seien bisher noch keine aufgefallen, sagt Franzmann und ergänzt: "Es ist aber zu erwarten, dass sie kommen."
Enttäuschte Pilzsammler im Binger Wald
Im Binger Wald wachsen nach Angaben von Förster Maximilian Roffhack derzeit nur wenige Pilze. Es seien einige Pilzsucher unterwegs. "Allerdings meist mit schlecht gelaunten Mienen und leeren Körben", sagt er. Auch der Binger Wald sei ein beliebtes Gebiet für Pilzsammler. Gesucht würden meist die Klassiker: Steinpilze, Pfifferlinge und Champignons. Insgesamt gebe es aber bisher leider nicht viel zu finden. Im Herbst könnten aber noch welche kommen - vorausgesetzt es gebe Regen.
Große Nachfrage nach Pilzwanderungen
Marion Betram lebt in Ockenheim im Kreis Mainz-Bingen. Sie ist Pilzberaterin der mobilen Pilzschule. "Ich glaube, wir bekommen noch ein gutes Pilzjahr", sagt sie. Im vergangenen Jahr habe es kaum Steinpilze gegeben. Da sich der Pilz aber vermehren will, geht die Expertin davon aus, dass er das dieses Jahr nachholen wird. Das könnte dazu führen, dass 2022 ein gutes Jahr für Steinpilze wird. In diesem Herbst bietet Marion Betram zum ersten Mal Pilzlehrwanderungen im Binger Wald und im Soonwald an. Die Nachfrage sei sehr groß, sagt sie. Wer sich mit ihr auf den Weg macht, lernt in erster Linie, giftige von essbaren Pilzen zu unterscheiden.
Pilze nicht in Plastiktüten sammeln
Von Plastiktüten hält Marion Betram nichts. "Wer die Pilze fünf bis sechs Stunden im Kofferraum seines Autos in einer Tüte lässt, muss damit rechnen, dass sich die Pilze zersetzen“, erklärt sie. Deshalb rät die Expertin, einen Korb mit in den Wald zu nehmen. Durch das luftige Geflecht würden zudem Sporen der Pilze auf dem Waldboden verteilt. Das führe dazu, dass sich der Pilz weiter vermehren könne, sagt Marion Betram.
Naturschutzgebiete für Pilzsammler tabu
Im Lennebergwald zwischen Mainz und Ingelheim und im Ober-Olmer Wald ist es verboten, Pilze zu sammeln. Beide sind Naturschutzgebiete. Aufgrund der Böden sei der Lennebergwald ohnehin kein typisches Pilzgebiet, so Förster Stefan Dorschel. Anders im Ober-Olmer Wald: Dort gibt es Pilze. Nach Angaben von Förster Jan Hoffmann hatten dort vor zwei Jahren auch offenbar organisierte Pilzsammler-Trupps ihr Unwesen getrieben. Sie seien verwarnt worden und mussten ihre Pilze wieder auskippen.