Die Stadt Mainz betreibt vier Einrichtungen. Wer dort übernachtet, muss sich ab Sommer an den Kosten beteiligen. Die neue Gebührenordnung sieht Beträge zwischen 1,60 Euro und 11,20 Euro pro Übernachtung vor.
Die Linken in Mainz sind deshalb auf die Barrikaden gegangen und bezeichnen das Vorhaben als "skrupellos". Damit werde den ärmsten Menschen das Geld aus der Tasche gezogen.
Wohnsitzlose bekommen Geld vom Staat
In der öffentlichen Wahrnehmung scheint das Leben auf der Straße oft ein Leben ohne finanzielle Mittel zu sein. Doch was viele nicht wissen: Auch Menschen ohne festen Wohnsitz haben Anspruch auf soziale Leistungen wie Bürgergeld und Kosten für die Unterkunft. Sie bezahlen für Wohnheime - aber bisher nicht überall.
Woanders müssen Wohnsitzlose schon bezahlen
In Alzey ist zum Beispiel das Leben in der Obdachlosenunterkunft, die dort von der Stadt betrieben wird, nicht kostenlos: Etwa 220 Euro im Monat zahlen die Bewohner für die Zweibett-Zimmer.
Und auch in Mainz ist es im Thaddäusheim, das der Caritasverband betreibt, oder im Heinrich-Egli-Haus der Mission Leben ähnlich: Fast 30 Euro bezahlen die Wohnsitzlosen für die Übernachtung, Essen, Trinken und Hygieneartikel.

Kosten werden von den Heimen einbehalten
Diese Beträge, die die Wohnsitzlosen aufbringen müssen, stammen vom Jobcenter. Die Heime helfen ihren Bewohnern dabei, Bürgergeld und die Erstattung der Kosten für die Unterkunft zu beantragen. Das Geld wird den Heimen ausbezahlt und diese behalten den Anteil für die Unterkunft ein. Bar ausbezahlt bekommen die Wohnsitzlosen nur einen Teil des Geldes.
Thomas Stadtfeld, der Leiter des Thaddäusheims, sagt, das mache insbesondere Sinn für die Wohnheime, in denen die Bedürftigen monate- oder jahrelang bleiben.
Michael Erlenbach von der Mission Leben sieht die eigentliche Aufgabe der Wohlfahrtsverbände darin, den Obdachlosen ins Leben zurück zu helfen. Sie sollen wieder selbstständig werden.
Unsere Aufgabe ist nicht Elendsverwaltung, sondern Veränderung.
Viele Menschen haben psychische Probleme, nehmen Drogen, haben ihren Job verloren und ihre Wohnung. Dass sie Geld beisteuern, wird hier auch als wichtiges Element der Wiedereingliederung gesehen.
Ungleichbehandlung soll aufgehoben werden
Aber nicht alle Obdachlosen werden bislang zu Kasse gebeten. Kostenlos ist zum Beispiel das Wohnen in der ehemaligen Housing-Area im Stadtteil Gonsenheim. Mit der Pandemie hat die Stadt Mainz dort etwa 50 zusätzliche Plätze eingerichtet.
Teilweise wohnen die Menschen dort schon seit drei Jahren, ohne etwas bezahlen zu müssen. Zwar bekommen sie hier nichts zu essen. Wenn sie jedoch Bürgergeld beziehen, können sie das Geld ausgeben, wofür sie wollen. Eine Ungerechtigkeit, die mit der neuen Satzung aufgehoben werden soll.
Auch NachtRaum bislang kostenlos
Das niederschwelligste Angebot sind die rund 30 Übernachtungsplätze in Bahnhofsnähe, die das DRK betreut. Vor allem in der kalten Jahreszeit sollen die Obdachlosen dort Zuflucht finden.
Die Menschen werden nicht nach ihrem Namen und ihrer Herkunft gefragt und schon gar nicht nach Geld. Am nächsten Morgen müssen sie um 9 Uhr mitsamt ihren Habseligkeiten den NachtRaum in Mainz verlassen.
Geldeintreiben in der Umsetzung schwierig
Dort dürfte es schwierig werden, von den Schutzsuchenden Geld zu kassieren: Gehen sie dann wieder in die Kälte? Oder was sagt der eine, der bezahlt hat, wenn der andere, der nach ihm kommt, nichts bezahlt, weil er vielleicht nichts hat? Das sind Fragen, die man sich in internen Kreisen stellt.
Kosten variieren zwischen 1,60 Euro und 11,20 Euro
Problematisch findet Michael Erlenbach von Mission Leben, dass für Übernachtungen in unterschiedlichen Unterkunftsarten unterschiedlich hohe Gebühren erhoben werden sollen.
So kostet beispielsweise eine Nacht in einer Notunterkunft 1,60 Euro, die von der Mission Leben betriebene Unterkunft Plus für Obdachlose mit psychischen Erkrankungen 11,20 Euro.
Hilfe in schwierigen Lebenslagen Unterkunft für obdachlose Menschen mit psychischen Erkrankungen in Mainz
In Mainz gibt es jetzt eine Unterkunft für obdachlose Menschen, die psychisch krank sind, Die sogenannte Unterkunft Plus ist die erste ihrer Art in Rheinland-Pfalz.
"11,20 Euro täglich sind zuviel", sagt Erlenbach. Es sei zudem schwierig, die psychisch belasteten Menschen nach Geld zu fragen. Das schrecke ab. Bislang könnten die Obdachlosen erstmal ein paar Tage bleiben, dann würde man mit ihnen Gelder beantragen.